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Die destruktive Mentalität in Peru Kapitel 6

Peruanisches Schulsystem mit Diskothek, ohne Staffelung, ohne Handwerksfächer und ohne Lerntechnik - und die Berufslehre gibt es kaum - und Stipendien gibt es nur für politische "Freunde" - Erwachsenenbildung fehlt eigentlich völlig


Meldungen und Erfahrungen

präsentiert von Michael Palomino (2010)

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Die peruanische Diskothekenschule

In den peruanischen Schulen gilt die Mentalität der Einheitsschule. Lesen und Schreiben wird gelernt, aber mehr eigentlich kaum, sondern in der Mittelstufe werden die Jugendlichen dann durch die Schule (!) in die euphorische, aber intellektuell leere Diskothekenkultur getrieben. Das heisst, die peruanischen Jugendlichen sollen ein "gutes Gefühl" bekommen zu leben, auch wenn sie arm sind. Turnunterricht geht also z.B. oft mit Diskothekenmusik einher, und dieses Verhalten wird dann auf den Sportplätzen in den öffentlichen Parks kopiert. Nun, das ist natürlich die "billigste" Methode des Staates, eine Revolution der Armen zu verhindern: Man lässt die Jugendlichen viele Feste feiern, aber man behält diese Jugendlichen kenntnislos und arm, und die Jugendlichen merken die Manipulation nicht, dass sie eigentlich nicht viel bis gar nichts lernen...

Fehlende Staffelung der Mittelstufe

Im Schulsystem von Peru fehlt auch eine Staffelung. Eine Unterteilung in Realschule, Sekundarschule und Progymnasium gibt es für Schüler zwischen 12 und 15 in Peru nicht, sondern alle Jugendlichen leben bis 18 im selben hirnlosen "Diskothekenbrei" des "Colegios". Das Fehlen der Staffelung hat zur Folge, dass viele Talente bei den Jugendlichen nicht gefördert werden. Die Talentförderung fehlt, und dem Land gehen 100.000e Talente verloren, nur weil die Mittelstufe nicht gestaffelt und diversifiziert ist. So entsteht dann eine "Masse von Peruanern", die dann tatsächlich alle etwa "gleich" denken, und die alle auch gleich lenkbar und manipulierbar sind. Das heisst, das Regieren wird einfacher, je weniger die Peruaner geschult sind, und die peruanische Regierung scheint das zu wissen oder weiss das nicht einmal.

"Voruniversität"

Vor der Universität muss man dann eine "Voruniversität" (preuniversitaria) absolvieren, aber das machen dann nur diejenigen, die das "richtige Elternhaus" haben. Mit diesem System der Einheitsschule bis 18 mit "Diskothekenbrei" wird vielen Jugendlichen aus armen Familien die Universität verunmöglicht.Der arroganten Oberschicht von Peru ist das nur Recht so, denn so bleiben die Reichen unter sich und es entsteht keine neue Konkurrenz...

Lernen mit Diskothekenmusik

Der "Diskothekenbrei" wird von den SchülerInnen dann auch zu Hause weitergeführt. Das heisst, die Kinder meinen, wenn zu Hause eine Diskothek läuft, dann könne man besser lernen. Nun, so denken die, und andere Kulturen gefallen ihnen dann nicht mehr, sondern nur die Diskothekenmusik, die aus der Schule kommt. Das sind auch rassistische Lieder von Gruppe 5 (Grupo Cinco, grupo 5), und die SchülerInnen versichern einem dann: "So sind wir eben" und kulturell bleiben sie dann absolut verdummt...

Fehlende Fächer

Viele Fächer, die in Europa "normal" sind, gibt es in Peru gar nicht, weil die reiche, arrogante, korrupte peruanische Regierung nichts an das Schulmaterial bezahlt. Das heisst, wertvolle Fächer mit relativ hohen Materialkosten wie Werkunterricht oder Handarbeit gibt es in Peru allgemein nicht. Die Kinder werden handwerklich also nicht ausgebildet und können dann auch im Erwachsenenalter nicht einmal einen Nagel einschlagen oder eine offene Naht an einem Kleidungsstück reparieren. Ausserdem fehlt natürlich auch basisgebender landwirtschaftlicher Unterricht oder Gartenbau. Das Wertvollste, der eigene Anbau, bleibt in Peru in den Städten oft auf der Strecke, obwohl den Peruanern eigentlich genug Land zur Verfügung steht und der Wüstensand viele Mineralien beinhaltet.

Nun, viele Eltern haben nicht einmal das Geld für die normale Schule, und manche Lehrperson bezahlt dann den Eltern die Lehrmittel - und der peruanische Staat meint, auf diese Weise wieder ein Problem gelöst zu haben...

Fehlende Sozialkenntnisse

Sozialkenntnisse beschränken sich auf die nationalistische Geschichte im Fach Geschichte in Kombination mit dem Erlebnis von Schuldiskotheken mit zum grossen Teil rassistischer, peruanischer Musik von Grupo Cinco (Grupo 5, "Gruppe 5"), wo Konfliktregelungen besungen werden wie "Raus, raus, raus" ("fuera, fuera, fuera"), "Hau doch ab" ("largate"). Dieses rassistische Lied war im Jahre 2009 das "Lied des Jahres", und die meisten Peruaner meinen auch noch, dieses rassistische Lied sei "Kultur"! Andere Lieder dieser rassistischen Gruppe "Grupo 5" besingen "Piraten" ("piratas") und Schmuggel ("contrabando"), also wird da für kriminelle Handlungen geschwärmt. Also, die Peruaner meinen, das sei "ihre Kultur". Nun, das sind die Sozialkenntnisse der armen Schichten in Peru. Der Rest besteht aus Bettelei bei den Reichen, wo man betteln darf. Mehr Sozialkenntnisse sind in Peru nicht vorhanden. Die peruanische Regierung lässt also die Armen konsequent ohne Kenntnisse dahinvegetieren. Der Oberschicht geht es gut...

Sprachliche Entfremdung und es fehlt Ketschua-Unterricht an der Küste

Zudem kommt es bei vielen Familien zu einer sprachlichen Entfremdung, wenn Familien der hohen Berge, die Ketschua sprechen, an die Küste ziehen (viele ziehen nach Lima). Aber dann sprechen die Kinder kein Ketschua mehr, und die Eltern wissen nicht, was sie tun sollen, um den Kindern Ketschua beizubringen. Die Schule macht eigentlich gar nichts und bietet keinen Ketschua-Unterricht an. Ich weiss jedenfalls nichts davon. Das Entfremden der Kinder zu den Eltern, die noch Ketschua sprechen, konnte ich selber beobachten. Es ist eine seelische Grausamkeit, nur weil Ketschua-Unterricht in der Schule fehlt. Die Eltern in der Armut organisieren auch nichts allein und meinen, der Staat solle es "machen".

Fehlende Berufslehre in Peru

Ausserdem fehlt in Peru das System der Berufslehre. Fast alle Berufe werden eigentlich noch in "Familienherrschaft" ausgeübt. Der Staat regelt bei der Ausbildung eigentlich kaum etwas, und so entwickeln gewisse Regionen eigene Handwerkstraditionen. So kommt es, dass in Lima eigentlich kein Fenster richtig dicht ist, und dass in Oxapampa, das österreichische Einwanderer gegründet haben, das Handwerk besser entwickelt ist als in Lima.

Fehlende Stipendien - Stipendien gibt es nur für "politische Freunde"

Stipendien gibt es in Peru eigentlich nicht, und wenn, dann nur für politische "Freunde". Somit haben arme Familien keine Chance, ihre Kinder anspruchsvollere Berufe lernen zu lassen, die einen besseren Lohn versprechen würden, so dass die Familie aus der Armut herauskommen würde. Stattdessen hat die reiche Oberschicht von Peru ihr Geld in der Schweiz geparkt und ist stolz auf "ihr Peru", wenn man durch die reichen Quartiere spaziert, wo alles so schön "sauber" ist...

Fehlende Erwachsenenbildung

Erwachsenenbildung fehlt eigentlich fast völlig in Peru. Nun, die Erwachsenen arbeiten ja meistens 12 Stunden am Tag, da bleibt auch nicht viel Zeit für Erwachsenenbildung. Wenn Erwachsenenbildung eingeführt würde, müsste also auch die Arbeitszeit reduziert werden. Dies würde die Arbeit in Peru aber generell verteuern, oder man müsste effizienter arbeiten lernen. Also belässt man den 12-Stunden-Arbeitstag. Viele Erwachsene haben in Peru auch kaum eine Ahnung, dass man wieder "in die Schule" gehen sollte, dass die Bildung ein ganzes Leben lang weitergeht.

Die einzige Weiterbildung erfolgt dann durch das Fernsehen, und das vermittelt in Peru eigentlich nur selten mit geistigen Inhalt...

Schlussfolgerung: Armut ist gut organisiert durch das Diskotheken-Schulsystem

Man sieht allein schon am Beispiel des peruanischen Schulsystems: Armut ist gut organisiert. Die Mentalität könnte kaum destruktiver sein. Tut mir Leid, das so zu sagen, aber das ist die Wahrheit über Peru. Aber wenn ein Gringo wie ich den Peruanern jeweils die Wahrheit sagt, wie Peru besser funktionieren könnte, dann sagen die Peruaner regelmässig, der Gringo soll das Land verlassen ("que te vayas a tu país"). Dieser Gipfel der Arroganz ist in Peru ganz normal. Und so bewahrheitet sich die Wahrheit, die ich schon in früheren Jahren erkannt habe: Die Dummen bleiben dumm, weil sie nicht merken, dass sie dumm sind. Zuerst habe ich das bei der Politik in Europa gemerkt, nun auch bei den Peruanern. Aber das ist tatsächlich so, wenn kein radikaler Wechsel des Umfelds erfolgt.


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