Bilder
einer Ausstellung auf dem Areal des ehemaligen
Zentralen Markts von Arica
Bis
vor kurzer Zeit war dieser Ort der Zentrale
Markt von Arica. Heute (im Jahre 2010) sind nur
noch wenige Verkaufsstände geöffnet, weil die
Behörden unten in der Ebene an der
Kolumbusstrasse (calle Colón) einen neuen
Zentralmarkt eröffnet haben, so dass die Leute
nicht mehr den Berg hochlaufen müssen, wenn sie
zum Zentralmarkt wollen. Der "alte" Zentralmarkt
bleibt mehr oder weniger leer mit etwa 10
Ständen für die lokale Quartierbevölkerung.
Ich war überrascht, dass in Arica also ein
leerer Markt existiert, zwischen der
St.-Markus-Strasse und der Sotomayorstrasse. Die
wenigen Stände boten Früchte und Gemüse an, und
es gab noch zwei Restaurants. Aber da war noch
mehr: Hier waren Bilder ausgestellt, und dies
schien mir sehr interessant, um zu sehen, wie
die Seele der Bevölkerung von Arica aussieht mit
den entscheidenden Punkten der Stadt. Scheinbar
waren die Bilder für eine Ausstellung erstellt
worden und waren hier auf dem Hof des
Ex-Zentralmarkts deponiert.
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St.-Markus-Strasse (Calle San Marcos), der Eingang
zum ehemaligen Zentralmarkt
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Der ehemalige Zentralmarkt von Arica, das Areal
mit den Bildern
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Bild mit
der Angabe von Rekorden von Arica: "Arica, die
Hauptstadt der Weltrekorde" (01) mit einer
Malerei des Heiligen Bergs und seinen Geoglyphen
(cerro Sagrado) und dem Text: "wo die
Vergangenheit ihre beste Spur hinterlassen hat"
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Bild mit
der Angabe von Rekorden von Arica: "Arica, die
Hauptstadt der Weltrekorde" (01) mit einer
Malerei des Heiligen Bergs und seinen Geoglyphen
(cerro Sagrado) und dem Text: "wo die
Vergangenheit ihre beste Spur hinterlassen hat",
Nahaufnahme
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Bild mit Klostertunnels mit der Angabe, dass
Tourismus eine Goldmine sei
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Bild mit Klostertunnels mit der Angabe, dass
Tourismus eine Goldmine sei, Nahaufnahme
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Der
Schriftzug auf dem Bild behauptet: "Tourismus
ist eine Goldmine - mysteriöses Tunnelsystem".
Vom St.-Franziskus-Kloster gehe ein Tunnelsystem
aus, behauptet das Bild.
Die Geschichte ist diese: Das
St.-Franziskus-Kloster wurde beim Erdbeben von
1868 zerstört. Auf dessen Ruinen wurde der
Zentralmarkt errichtet [web01]. Die Tunnels aber
wurden erst in den 1990er Jahren entdeckt. Sie
liegen in einer Tiefe von 3 Metern. Die Tunnels
sind vom ehemaligen Kloster St.-Franziskus und
gingen zu anderen kirchlichen Zentren, zum
Kloster der Hospitaliterbrüder, ein weiterer
Tunnel ging zum Merced-Orden, ein weiterer
Tunnel zur St.-Markus-Kirche, und ein weiterer
zur Garnison.
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Bild mit Mumien
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Bild mit Mumien, Nahaufnahme
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Der
Schriftzug auf dem Bild besagt: "Universeller
Kulturschatz - die ältesten Mumien der Welt". Es
handelt sich dabei um Mumien der
Chinchorro-Kultur, die zwischen 7000 bis 1500
vor 0 ("Christus") existierte [web02]. Eine
Ausstellung der Mumien ist im Museum an der
Kolumbusstrasse 10 zu sehen ("Museum
Kolumbusstrasse 10", "Museo de sitio Colón 10"),
sowie im Museum im Azapatal bei Azapa.
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Bild mit der Beschwörung der Loyalität und Piraten
sowie dem Morroberg im Hintergrund (01)
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Bild mit der Beschwörung der Loyalität und Piraten
sowie dem Morroberg im Hintergrund (01),
Nahaufnahme
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Dieses Bild vermittelt die Piraterie, die Arica
immer wieder zu fürchten hatte. In Arica herrschte
eine grosse Piraterie, weil Arica auf den
europäischen Karten als zentraler Hafen für das
Verladen der Metalle aus Potosí eingezeichnet war,
und die "berühmten Piraten", Protestanten aus
England und Holland, kamen wiederholt, um dem
katholischen Spanien hier die Reichtümer zu
rauben: Drake 1580, Cavendish 1587, Hawkins 1597,
Cordes 1600, Spilbergen 1615, Watling und Sharp
1681, Dampier (ohne Jahresangabe), und Clipperton
(1721) [web03].
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Bild mit der Angabe von Rekorden von Arica:
"Arica, die Hauptstadt der Weltrekorde" (02)
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Bild mit der Angabe von Rekorden von Arica:
"Arica, die Hauptstadt der Weltrekorde" (02),
Nahaufnahme
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Der Schriftzug des Bildes behauptet: "Arica,
Hauptstadt der Weltrekorde":
-- die Mumien sind die ältesten der Welt (stimmt
vielleicht: die Mumien der Chinchorrokultur)
-- da sei der höchste See der Welt (stimmt
vielleicht: Dies bezieht sich auf den
Chungarasee in der hohen Sierra von Arica in der
Provinz Parinacota)
-- da sei die höchste Eisenbahn der Welt (stimmt
wohl nicht, denn das behaupten aber auch die
Leute in Lima mit ihrer Zentralbahn in die
Sierra)
-- da sei das gemässigste Klima der Welt (ist
gelogen, weil im Winter kalter Wind herrscht und
4 Monate praktisch keine Sonne scheint, und im
Sommer ist es so heiss wie in Südspanien)
-- da sei ein am wenigsten erreichbares Heiligtum
"Las Peñas", "das am wenigsten erreichbare
Heiligtum der Stadt", aber auch das ist gelogen:
Das
Heiligtum "Las Peñas" liegt im Azapatal und ist
gut erreichbar [web07]: "Es kommen pro Jahr über
70.000 Menschen" [web04]: Dabei handelt es sich
um ein "Heiligtum" einer "Jungfrau Las Peñas"
mit einem alljährlichen, grossen, "christlichen"
Pilgerstrom [web05]: Die Leute laufen 17 km in
der Wüste, im Azapatal und am Ende trifft man
auf eine rote Kirche mit einer Statue einer
"Jungfrau" und Gottesdiensten [web06]. Die
Kirche "Jungfrau Las Peñas" wird auch "Heiligtum
von Livilcar" genannt. Der Spazierweg ist eine
Mischung aus Wüste, fruchtbares Tal und Canyon
[web07].
--
und da sei das kürzeste Eisenbahnnetz der Welt
(dies bezieht sich auf die Eisenbahnstrecke
zwischen Tacna und Arica, die nur 60 km lang ist
[web08], und wo in Arica eine Weiche mit der
Verbindung zur Eisenbahn nach Bolivien fehlt).
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Das Bild vom Chinchorrostrand von Arica behauptet,
es herrsche in Arica immer ein gemässigtes Klima.
Das ist eine grosse Lüge.
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Das Bild vom Chinchorrostrand von Arica behauptet,
es herrsche in Arica immer ein gemässigtes Klima.
Das ist eine grosse Lüge. Nahaufnahme.
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Ich weiss nicht, wie es möglich ist zu
behaupten, Arica habe das "gemässigste Klima der
Welt". Das ist eine grosse Lüge, denn der Sommer
ist sehr heiss, und die Leute können im Sommer
am frühen Nachmittag nicht arbeiteten. Im Winter
wiederum ist der Himmel sehr neblig und Sonne
gibt es praktisch nicht, begleitet von kühlen
Winden und Temperaturen zwischen ca. 5 Grad in
der Nacht und 15 Grad am Tag. Mir scheint diese
Aussage auf dem Bild also eine grosse Lüge, die
nur dafür geschaffen wurde, mehr ahnungslose
Touristen anzulocken.
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Bild mit dem Klostertunnelsystem mit der Angabe,
dass Tourismus eine Goldmine sei
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Bild mit dem Klostertunnelsystem mit der Angabe,
dass Tourismus eine Goldmine sei, Nahaufnahme
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Bild mit der Angabe, dass Arica ein begehrter
Platz sei
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Bild mit der Angabe, dass Arica ein begehrter
Platz sei, Nahaufnahme
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Arica sei ein begehrtes Pflaster ("tierra
deseada"). Das stimmt, denn im Hafen werden die
Metalle aus Bolivien verladen. Aber die Szenerie
auf dem Bild stimmt nicht, ist alles gelogen:
Der starke Indianer mit seiner grossen Nase und
der roten Kleidung und einem Stirnband ist eine
grosse Lüge - es ist kaum möglich, dass die
Ureinwohner der Region Arica damals so gelebt
haben, sondern dies scheint mir eher ein
Ureinwohner aus Nord-"Amerika" zu sein.
Eine weitere Unstimmigkeit ist die Landschaft, die
zwar die Bucht von Arica im Hintergrund zeigt,
aber der Morroberg fehlt, und Arica ist gar nicht
am Strand.
Und um die Lüge noch zu komplettieren, wurde auf
dem Bild noch ein Stern mit Heiligenschweif
gemalt, um zu suggerieren, dass Weihnachten sei...
So viele Lügen auf einmal sind doch erschreckend,
und dies auf einem Ausstellungsbild? Da scheint
mit der Mentalität in Arica etwas Grundsätzliches
nicht zu stimmen.
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Bild mit einem Spruch über Stille und einer Glocke
eines Glockenturms in der Sierra von Arica: "Wo
die Stille durch die Landschaft klingt..."
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Bild mit
einem Spruch über Stille und einer Glocke eines
Glockenturms in der Sierra von Arica: "Wo die
Stille durch die Landschaft klingt...",
Nahaufnahme
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Dieses Bild zeigt eine Glocke in einem Glockenturm
der Sierra-Berge, vielleicht den Glockenturm der
Kapelle von Putre oder Parinacota oder in einem
anderen Dorf der Sierra von Arica. Das Bild gibt
einige Rekorde von Arica an:
-- das kürzeste Eisenbahnnetz der Welt (die
Strecke Arica-Tacna mit nur 60 km)
-- die ältesten Mumien (die Mumien der
Chinchorrokultur)
-- das gemässigste Klima (das ist eine grosse
Lüge)
-- der höchste, nicht schiffbare See (was sich auf
den Chungarasee in der Sierra von Arica beziehen
dürfte).
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