[Deutsche NS-Diplomaten
machen negative Propaganda gegen Juden - Visaprobleme für
Juden - Einwanderung 1933-1943]
[[Geschichte]].
1930-1946. Nach der Revolution von 1930 begann in
Argentinien eine Zeit der politischen Unruhe.
Nationalistische und antisemitische Organisationen spielten
dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Ab 1933 dann stieg die
antisemitische Tätigkeit, angestachelt durch
deutsch-diplomatische Institutionen und durch die lokalen
Zweige der deutschen Nazi-Partei [[NSDAP]], und so wurde der
Antisemitismus für die jüdische Gemeinde in Argentinien zum
zentralen Problem. Das neue Einwanderungsgesetz vom Oktober
1938 verschärfte die Diskriminierung gegen jüdische
Einwanderer, und sogar jüdische Bauern hatten grosse
Schwierigkeiten, Einwanderer-Visas zu erhalten, obwohl bei
den Einwanderern vor allem Bauern bevorzugt wurden, die
sogar im verschärften Gesetz weiter zugelassen waren.
Von 1933 bis 1943 kamen zwischen 20.000 und 30.000 Juden
nach Argentinien, indem einige Schlupflöcher im Gesetz
ausgenutzt wurden. Zwischen 6000 und 10.000 von ihnen
mussten dabei illegale Mittel anwenden. Ihr Status wurde
dann (Kol. 415)
erst nach der generellen Amnestie für illegale Einwanderer
im Jahre 1948 gesetzlich legalisiert. Als im Jahre 1943 die
Nachricht des Holocaust Argentinien erreichte, konnten die
jüdischen Organisationen die Regierung überzeugen, 1000
jüdische Kinder aufzunehmen, aber aus verschiedenen Gründen
wurde diese Aktion nicht durchgeführt.
[ab 1939:
Verteidigungsorganisation D.A.I.A.]
Die Sicherheitslage wurde für das argentinische Judentum
immer schlimmer und erforderte alle möglichen Anstrengungen,
bei den aschkenasischen wie bei den sefardischen Juden. Im
Jahre 1939 vereinigten sie sich und formten eine
Verteidigungsorganisation, die als *D.A.I.A. bekannt wurde.
Zuerst hatten nur die Kommunisten ihre eigene
antifaschistische Organisation geführt. Mit Hilfe der
Anti-Nazi-Publikationen und mit Hilfe der argentinischen,
demokratischen und sozialistischen Kräfte begann aber das
argentinische Judentum, für seine Rechte zu kämpfen und ohne
Verfolgung zu leben.
[Jüdische, interne Kämpfe:
1930er Jahre: Verbot von Jiddisch an öffentlichen
Veranstaltungen - Zentralisation des Schulsystems - neue
Kulturorganisationen durch neue Einwanderer]
Weder die offene Feindlichkeit noch das zeitweilige
offizielle Verbot des Gebrauchs des Jiddischen bei
öffentlichen Treffen konnten die Entwicklung der jüdischen
Gemeinde aufhalten. Die Chevra Kaduscha [[heiliges Gebet]]
erhöhte ihre Gemeindeaktivität und im Jahre 1934 wurde ein
Komitee gegründet, um das Schulsystem zu zentralisieren, das
bisher hauptsächlich von einigen Synagogen und einigen
politischen Parteien in der Hauptstadt unterhalten worden
war. Jüdische, öffentliche Institutionen und das kulturelle
Leben schritten in ihrer Entwicklung fort, und die zuletzt
ankommenden Juden aus dem zentralen Europa gründeten ihre
eigene Gemeinden und religiösen Organisationen, darunter die
Asociación Filantrópica Israelita (1933)
[[Israelisch-philanthropische Gesellschaft]], die Juedische
Kulturgemeinschaft (1937), und orthodoxe wie auch liberale
Vereinigungen.> (Kol. 416)
[Jüdische Wirtschaft und
soziale Schichtung 1915-1946: Entwicklung industrieller
Aktivitäten und Aktivitäten in den hohen Berufen]
<Wirtschaftliche Aktivitäten und gute Ausbildung
ermöglichte es vielen Hausierern [[ab 1915]], Händler zu
werden, oder Landwirtschaftsarbeiter wurden Bauern, oder
angestellte Handwerker wurden unabhängig. Die
Beschäftigungen, die durch die alten Siedler nicht mehr
ausgeführt wurden, weil letztere durch das wirtschaftliche
Wachstum und soziale Entwicklung die Karriereleiter
emporklettern konnten, wurde immer wieder durch neue Wellen
von Einwanderern aufgefüllt, die nun bis zum Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs hier ankamen.
Während nun die Anzahl Arbeiter nicht in grossem Masse
weiter anstieg, so stieg aber nun die Anzahl etablierter
Händler an, und es entwickelte sich eine Schicht mit gut
ausgebildeten Leuten. Im Jahre 1934 schätzte Simon Weill,
der Direktor der ICA, dass 1175 Juden in verschiedenen
Bereichen der Medizin und Pharmazie tätig waren, 190 im
Ingenieurwesen und in der Justiz, und viele waren
Schriftsteller, Künstler und Universitätsdozenten. Die Basis
dieser Zahlen ist sein Bericht mit der Untersuchung der
Beschäftigten in den Städten des Landes.
Während der Zeit zwischen 1918 und 1939 wurden auch
Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände gegründet. Schreiner
organisierten in jüdischen Werkstätten im Jahre 1916 einen
Generalstreik. Näher, Bankiers und andere unterhielten
vorübergehend ihre eigenen Gewerkschaften, und im Jahre 1934
vereinigten sich die Händler und die Angestellten in der
Cámara Comercial e Industrial Israelita [[Israelitische
Industrie- und Handelskammer]]. Die "cuenteniks" bildeten
zwei Kooperativen, die wichtige finanzielle Instrumente
wurden. In städtischen Zentren und in einigen der
jüdisch-landwirtschaftlichen Kolonien sprossen kooperative
Kreditbanken.
Im Juli 1940 wurde die Asociación de Industriales de la
Madera y del Hierro [[Industrievereinigung für Holz und
Eisen]] eingerichtet. Darunter waren auch die jüdischen
Industriellen auf dem Feld der Möbelproduktion in Holz und
Eisen.
Während des Zweiten Weltkriegs fand in Argentinien eine
weitere Industrialisierungswelle statt, und Juden gründeten
neue Industrien. Die Vorhandenen Industrien für Möbel,
Felle, und vor allem Wolle und Textilindustrie,
miteingeschlossen der Export von Regenmänteln, Wollwaren,
wurden nun durch Industrien für Plastik, Chemie und
pharmazeutische Produkte ergänzt, auch mit
Automobilindustrie, elektrischen Geräten und elektrischen
Einrichtungen, und ein grosser Teil der Schwerindustrie
wurde nun aufgebaut.> (Kol. 420)
[Jüdisch-landwirtschaftliche
Siedlungen in Argentinien: Deutsche Juden erreichen das
Land]
<Zwischen 1936 und 1944 kamen mehrere 100 Familien aus
Deutschland und wurden in das [[Landwirtschafts-]] Projekt
integriert. Viele von ihnen siedelten in [[der Provinz]]
Entre Rios - wo sie die Kolonien Avigdor-Moisésville, Barón
Hirsch etc. gründeten. In der folgenden Zeit aber verliessen
wieder mehr Familien das Land.> (Kol. 429)
[Unabhängige
landwirtschaftliche Siedlungen]
<Die Asociación Filantrópica [[Philanthropische
Gesellschaft]], die aus deutschen Einwanderern bestand,
gründete in den 1930er Jahren (Kol.430)
eine Farm auf der Insel Chele Chel in der [[Provinz]] Rio
Negro. Bis zu ihrer Schliessung im Jahre 1941 wurden dort
ungefähr 150 junge Einwanderer aufgenommen, die in der
Kultivierung von Früchten und Bewaldung ausgebildet wurden.
Im Jahre 1941 richtete die Fomento Agrario
[["Landwirtschaftliche Belebung"]] einen Fond ein, um
landwirtschaftliche Siedlungen in der Kolonie Julio Levin in
der Provinz Buenos Aires zu unterstützen. Die Kolonie zählte
ungefähr 20 Familien, die kleine Territorien von 9 bis 17
Quadratfuss hatten (4 1/2 bis 7 Hektaren), wo Gemüse gezogen
und Milchvieh gehalten wurden. Die Kolonie wurde mutierte
aber bald zu einem Ferienzentrum, und einige [[rassistische,
anti-muslimische Herzl-]] zionistische Pionierbewegungen
richteten hier Ausbildungs-Bauernhöfe ein.> (Kol. 431)
[Schulen]
<Ab 1943 wurden die Schulen von der Chevra Keduscha
[[Heilige Gesellschaft]] unterstützt, die selbst die Va'ad
ha-Hinnukh gründete [[das Erziehungskomitee]].> (Kol.
425)
[[Die Vertreibung, Verfolgung und teilweise Ausrottung der
Primärnationen und Ureinwohner Argentiniens wird in der
Encyclopaedia Judaica nie erwähnt]].