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Encyclopaedia Judaica

Juden in Argentinien 06: 1930-1946

Deutsche NS-Aktivitäten - Visaprobleme - weitere Einwanderung - jüdische Verteidigungsorganisationen ab 1939 - Verbot von Jiddisch an öffentlichen Veranstaltungen - neue Organisationen durch Einwanderer - deutsch-jüdische Einwanderung für landwirtschaftliche Siedlungen

aus: Argentina; In: Encyclopaedia Judaica 1971, Band 3

präsentiert von Michael Palomino (2007)


übersetzt von Michael Palomino (2011)

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[Deutsche NS-Diplomaten machen negative Propaganda gegen Juden - Visaprobleme für Juden - Einwanderung 1933-1943]

[[Geschichte]]. 1930-1946. Nach der Revolution von 1930 begann in Argentinien eine Zeit der politischen Unruhe. Nationalistische und antisemitische Organisationen spielten dabei eine nicht unwesentliche Rolle. Ab 1933 dann stieg die antisemitische Tätigkeit, angestachelt durch deutsch-diplomatische Institutionen und durch die lokalen Zweige der deutschen Nazi-Partei [[NSDAP]], und so wurde der Antisemitismus für die jüdische Gemeinde in Argentinien zum zentralen Problem. Das neue Einwanderungsgesetz vom Oktober 1938 verschärfte die Diskriminierung gegen jüdische Einwanderer, und sogar jüdische Bauern hatten grosse Schwierigkeiten, Einwanderer-Visas zu erhalten, obwohl bei den Einwanderern vor allem Bauern bevorzugt wurden, die sogar im verschärften Gesetz weiter zugelassen waren.

Von 1933 bis 1943 kamen zwischen 20.000 und 30.000 Juden nach Argentinien, indem einige Schlupflöcher im Gesetz ausgenutzt wurden. Zwischen 6000 und 10.000 von ihnen mussten dabei illegale Mittel anwenden. Ihr Status wurde dann (Kol. 415)

erst nach der generellen Amnestie für illegale Einwanderer im Jahre 1948 gesetzlich legalisiert. Als im Jahre 1943 die Nachricht des Holocaust Argentinien erreichte, konnten die jüdischen Organisationen die Regierung überzeugen, 1000 jüdische Kinder aufzunehmen, aber aus verschiedenen Gründen wurde diese Aktion nicht durchgeführt.

[ab 1939: Verteidigungsorganisation D.A.I.A.]

Die Sicherheitslage wurde für das argentinische Judentum immer schlimmer und erforderte alle möglichen Anstrengungen, bei den aschkenasischen wie bei den sefardischen Juden. Im Jahre 1939 vereinigten sie sich und formten eine Verteidigungsorganisation, die als *D.A.I.A. bekannt wurde. Zuerst hatten nur die Kommunisten ihre eigene antifaschistische Organisation geführt. Mit Hilfe der Anti-Nazi-Publikationen und mit Hilfe der argentinischen, demokratischen und sozialistischen Kräfte begann aber das argentinische Judentum, für seine Rechte zu kämpfen und ohne Verfolgung zu leben.

[Jüdische, interne Kämpfe: 1930er Jahre: Verbot von Jiddisch an öffentlichen Veranstaltungen - Zentralisation des Schulsystems - neue Kulturorganisationen durch neue Einwanderer]

Weder die offene Feindlichkeit noch das zeitweilige offizielle Verbot des Gebrauchs des Jiddischen bei öffentlichen Treffen konnten die Entwicklung der jüdischen Gemeinde aufhalten. Die Chevra Kaduscha [[heiliges Gebet]] erhöhte ihre Gemeindeaktivität und im Jahre 1934 wurde ein Komitee gegründet, um das Schulsystem zu zentralisieren, das bisher hauptsächlich von einigen Synagogen und einigen politischen Parteien in der Hauptstadt unterhalten worden war. Jüdische, öffentliche Institutionen und das kulturelle Leben schritten in ihrer Entwicklung fort, und die zuletzt ankommenden Juden aus dem zentralen Europa gründeten ihre eigene Gemeinden und religiösen Organisationen, darunter die Asociación Filantrópica Israelita (1933) [[Israelisch-philanthropische Gesellschaft]], die Juedische Kulturgemeinschaft (1937), und orthodoxe wie auch liberale Vereinigungen.> (Kol. 416)

[Jüdische Wirtschaft und soziale Schichtung 1915-1946: Entwicklung industrieller Aktivitäten und Aktivitäten in den hohen Berufen]

<Wirtschaftliche Aktivitäten und gute Ausbildung ermöglichte es vielen Hausierern [[ab 1915]], Händler zu werden, oder Landwirtschaftsarbeiter wurden Bauern, oder angestellte Handwerker wurden unabhängig. Die Beschäftigungen, die durch die alten Siedler nicht mehr ausgeführt wurden, weil letztere durch das wirtschaftliche Wachstum und soziale Entwicklung die Karriereleiter emporklettern konnten, wurde immer wieder durch neue Wellen von Einwanderern aufgefüllt, die nun bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hier ankamen.

Während nun die Anzahl Arbeiter nicht in grossem Masse weiter anstieg, so stieg aber nun die Anzahl etablierter Händler an, und es entwickelte sich eine Schicht mit gut ausgebildeten Leuten. Im Jahre 1934 schätzte Simon Weill, der Direktor der ICA, dass 1175 Juden in verschiedenen Bereichen der Medizin und Pharmazie tätig waren, 190 im Ingenieurwesen und in der Justiz, und viele waren Schriftsteller, Künstler und Universitätsdozenten. Die Basis dieser Zahlen ist sein Bericht mit der Untersuchung der Beschäftigten in den Städten des Landes.

Während der Zeit zwischen 1918 und 1939 wurden auch Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände gegründet. Schreiner organisierten in jüdischen Werkstätten im Jahre 1916 einen Generalstreik. Näher, Bankiers und andere unterhielten vorübergehend ihre eigenen Gewerkschaften, und im Jahre 1934 vereinigten sich die Händler und die Angestellten in der Cámara Comercial e Industrial Israelita [[Israelitische Industrie- und Handelskammer]]. Die "cuenteniks" bildeten zwei Kooperativen, die wichtige finanzielle Instrumente wurden. In städtischen Zentren und in einigen der jüdisch-landwirtschaftlichen Kolonien sprossen kooperative Kreditbanken.

Im Juli 1940 wurde die Asociación de Industriales de la Madera y del Hierro [[Industrievereinigung für Holz und Eisen]] eingerichtet. Darunter waren auch die jüdischen Industriellen auf dem Feld der Möbelproduktion in Holz und Eisen.

Während des Zweiten Weltkriegs fand in Argentinien eine weitere Industrialisierungswelle statt, und Juden gründeten neue Industrien. Die Vorhandenen Industrien für Möbel, Felle, und vor allem Wolle und Textilindustrie, miteingeschlossen der Export von Regenmänteln, Wollwaren, wurden nun durch Industrien für Plastik, Chemie und pharmazeutische Produkte ergänzt, auch mit Automobilindustrie, elektrischen Geräten und elektrischen Einrichtungen, und ein grosser Teil der Schwerindustrie wurde nun aufgebaut.> (Kol. 420)

[Jüdisch-landwirtschaftliche Siedlungen in Argentinien: Deutsche Juden erreichen das Land]

<Zwischen 1936 und 1944 kamen mehrere 100 Familien aus Deutschland und wurden in das [[Landwirtschafts-]] Projekt integriert. Viele von ihnen siedelten in [[der Provinz]] Entre Rios - wo sie die Kolonien Avigdor-Moisésville, Barón Hirsch etc. gründeten. In der folgenden Zeit aber verliessen wieder mehr Familien das Land.> (Kol. 429)

[Unabhängige landwirtschaftliche Siedlungen]

<Die Asociación Filantrópica [[Philanthropische Gesellschaft]], die aus deutschen Einwanderern bestand, gründete in den 1930er Jahren (Kol.430)

eine Farm auf der Insel Chele Chel in der [[Provinz]] Rio Negro. Bis zu ihrer Schliessung im Jahre 1941 wurden dort ungefähr 150 junge Einwanderer aufgenommen, die in der Kultivierung von Früchten und Bewaldung ausgebildet wurden. Im Jahre 1941 richtete die Fomento Agrario [["Landwirtschaftliche Belebung"]] einen Fond ein, um landwirtschaftliche Siedlungen in der Kolonie Julio Levin in der Provinz Buenos Aires zu unterstützen. Die Kolonie zählte ungefähr 20 Familien, die kleine Territorien von 9 bis 17 Quadratfuss hatten (4 1/2 bis 7 Hektaren), wo Gemüse gezogen und Milchvieh gehalten wurden. Die Kolonie wurde mutierte aber bald zu einem Ferienzentrum, und einige [[rassistische, anti-muslimische Herzl-]] zionistische Pionierbewegungen richteten hier Ausbildungs-Bauernhöfe ein.> (Kol. 431)


[Schulen]

<Ab 1943 wurden die Schulen von der Chevra Keduscha [[Heilige Gesellschaft]] unterstützt, die selbst die Va'ad ha-Hinnukh gründete [[das Erziehungskomitee]].> (Kol. 425)

[[Die Vertreibung, Verfolgung und teilweise Ausrottung der Primärnationen und Ureinwohner Argentiniens wird in der Encyclopaedia Judaica nie erwähnt]].

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Quellen
Encyclopaedia Judaica:
                            Argentina, Band 3, Kolonne 415-416
Encyclopaedia Judaica: Argentina, Band 3, Kolonne 415-416
Encyclopaedia Judaica:
                            Argentina, Band 3, Kolonne 419-420
Encyclopaedia Judaica: Argentina, Band 3, Kolonne 419-420
Encyclopaedia Judaica:
                            Argentina, Band 3, Kolonne 425-426
Encyclopaedia Judaica: Argentina, Band 3, Kolonne 425-426
Encyclopaedia Judaica:
                            Argentina, Band 3, Kolonne 429-430
Encyclopaedia Judaica: Argentina, Band 3, Kolonne 429-430
Encyclopaedia Judaica:
                            Argentina, Band 3, Kolonne 431-432
Encyclopaedia Judaica: Argentina, Band 3, Kolonne 431-432



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