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Salasaca-Huasalata 8: Hausbau mit Schilfrohr (Riesenschilf, Pfahlrohr, Arundo donax, span. carrizo)

Gemüsehöfe - Viehhaltung am Pflock - Cabuya am Feldrand - Hausbau mit Schilfrohrwänden - Meerschweinchengrube

Cabuya 03   Das Haus mit Strohdach (cigze) und
              Schilfrohrwänden (carrizo)  Meerschweinchengrube 03

Fotoreportage von Michael Palomino (2011)
Fotos vom März 2010

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Der Weg zur Baustelle mit Landschaften und Details aus Salasaca-Huasalata
Cabuya 01
Cabuya und Eselreiten

Die Cabuya ist eine Agavenart (lat. Furcraea, in Anlehnung an einen französischen Chemiker und Politiker namens Fourcroy). Die Blüte geht mit einem 6 m hohen Blütenstamm einher [web01].

Die Cabuya am Wegrand bzw. am Feldrand fördert gemäss dem Herbergsbesitzer José Caizabanda das Wachstum der Gemüse auf dem Feld. Kartoffeln und Getreide werden grösser, wenn die Cabuya am Feldrand gepflanzt ist. Deswegen wird der Eukalyptus immer mehr durch Cabuya-Bepflanzungen ersetzt.

Denselben Effekt hat der Capuli-Kirschbaum "árbol capuli", der bis zu 5 Meter hoch wird. Der Eukalyptus dagegen wird bis zu 25 Meter hoch, wirft viel Schatten und entzieht der Erde viel Wasser und bewirkt so, dass in einem Umkreis von bis zu 8 Metern Kartoffeln und Pflanzungen klein bleiben. Getreidekörner in der Umgebung von Eukalyptusbäumen bleiben so klein wie Traubensamen. Diese Angaben stammen vom Herbergsbesitzer José Ignacio Caizabanda.

Cabuya und Velofahren / Fahrradfahren
Cabuya und Velofahren / Fahrradfahren

Nun, die Eukalyptusbäume durch Cabuya auszutauschen ist natürlich nur ein Teil der Lösung, denn es müssen andere, grosse Bäume her.

Ausserdem scheuen alle die Arbeit, den schädlichen Eukalyptus samt Wurzeln endlich auszurotten. Auf dem nächsten Foto sieht man die Cabuya rechts, einen Eselreiter in der Mitte, und im Hintergrund Eukalyptusbäume.

Kind und Eselreiten ist hier in Huasalata
                          ganz normal
Kind und Eselreiten ist hier in Huasalata ganz normal

In diesem kleinen Quartier Huasalata findet man nur Feldwege, wenig Autos, dafür noch viele Esel für Transporte die Hänge hinauf, und Eselreiten ist hier für die Kinder etwas ganz Normales. Der Esel ist hier noch ein normales Transportmittel, wie noch später gezeigt werden wird, und die Kinder lernen das Eselreiten scheinbar schon ab ca. 4 bis 5 Jahren.

Dasselbe gilt für das Velofahren, das hier ohne Verkehrsgefahren auf guten Feldwegen möglich ist. Kinder können hier im gesamten Quartier praktisch ohne Gefahr Fahrrad fahren, so lange der Wind nicht zu fest weht und es nicht zu fest regnet. Regenschirme haben hier die Leute nicht.

Velofahren ohne Gefahr ist hier in
                          Huasalata ebenfalls normal
Velofahren ohne Gefahr ist hier in Huasalata ebenfalls normal

Cabuya 03 Cabuya und Esel am Pflock

Es berührte mich immer wieder schmerzhaft, wenn ich Tiere am Pflock und am Seil weiden sah. Die Tiere haben keine Möglichkeit, Schatten oder Unterschlupf vor Regen zu suchen. Die Tiere können nie herumspringen. Auf der anderen Seite sparen sich die Salasaca so die Kosten, Zäune zu errichten.
Esel am Pflock, Nahaufnahme
Esel am Pflock, Nahaufnahme

Die Tiere werden bei dieser Tierhaltung (Pflockhaltung) automatisch depressiv, nehme ich an, und wehren sich dann gegen gar nichts mehr. Aber die Effizienz der Pflockhaltung hat es "in sich": Die Tiere kommen sich nie ins Gehege, es gibt nie Streit unter den Tieren, und bei Bedarf wird der Pflock einfach woanders neu gesetzt. Der Mensch hat ausserdem die absolute Herrschaft über das Tier. Verletzungen durch das Seil sind den Tierhaltern nicht so wichtig.

Von wem diese Tierhaltungsmethode stammt, sei dahingestellt.
Feld, saubere Schweine und Landschaft Feld, saubere Schweine und Landschaft

Und auch das Schwein ist am Pflock.

Schwein am Pflock, Nahaufnahme
Schwein am Pflock, Nahaufnahme


Haus mit baufälligem Strohdach
Haus mit baufälligem Strohdach

Manchmal ist ein Haus auch verwaist und das Strohdach ist dann bald nicht mehr da, wenn es nicht gepflegt wird.
Kraut
Kraut
Wollzieherin mit Kindern
Wollzieherin mit Kindern

Die Teppichweber haben ihre Angestellten. Hier ist eine solche Angestellte, eine Mutter mit ihren Kindern, die Wolle zieht.
Schulhof
Schulhof

Die Primarschule in Huasalata hat einen sauberen Pausenhof.
Cabuya als Zaun
Cabuya als Zaun
Bewässerungskanal
Bewässerungskanal

Das Bewässerungssystem ist in Huasalata raffiniert ausgebaut.
Ein Tierknochen auf dem Feldweg
Ein Tierknochen auf dem Feldweg

Tiere schlachten ist für die Leute hier ebenfalls etwas "Normales", und einen Tierknochen zu finden ebenfalls.
Cabuya und ein Hof mit einem
                                  Saatfeld
Cabuya und ein Hof mit einem Saatfeld

In Salasaca-Huasalata werden gemäss José Kartoffeln (papas), Mais (maíz), Linsen (lentejas), Zwiebeln (cebollas), Erbsen (alverjas), Luzerne (alfalfa) und Kräuter angepflanzt.

Die wertvolle Süsskartoffel (camote) fehlt leider in Salasaca. José gab an, die Camote brauche zu viel Platz. Ausserdem fehlen im Dorf Honig, Marmelade. Die nährstoffreiche Avocado, die auf Spanisch normalerweise "palta" heisst, heisst in Salasaca "ahuacate". Das Wort "palta" kennen die Leute hier nicht.
Cabuyablüte und wilde Wolken Cabuyablüte und wilde Wolken

Hier ist eine Cabuya in der Blüte mit ihrem meterhohen Blütenstamm.

Cabuya, Nahaufnahme
Cabuya, Nahaufnahme

Diese Cabuya wird auch von Kühen gefressen, und die Milch schmeckt dadurch sehr reichhaltig und natürlich. Die Milch von kommerziellen Höfen mit chemischem Futter dagegen schmeckt chemisch. Die Menschen wissen das und wissen die Natürlichkeit zu schätzen und zu bewahren. Dies sagte mir der Herbergsbesitzer José Ignacio Caizabanda.
Grosse Wurzel neben Bewässerungskanal
Grosse Wurzel neben Bewässerungskanal

Eine grosse Wurzel am Wegrand ist wieder der Lebensraum für Kleinlebewesen und Artenreichtum.
Bewässerungskanal, Nahaufnahme
Bewässerungskanal, Nahaufnahme

Die Wasserkanäle werden zum Teil mit Metallschiebern reguliert. An diesem Tag floss noch kein Wasser. Jedes Quartier bekommt 1 1/2 Tage Wasser pro Woche, um die Felder zu bewässern. Es muss also immer jemand auf dem Hof sein, um präsent zu sein, wenn das Wasser kommt.

Das Bewässerungssystem mit gelöcherten Gartenschläuchen habe ich hier nicht gesehen.
Schwarze und weisse Kühe am Pflock
Schwarze und weisse Kühe am Pflock




Der Hausbau mit Schilfrohr (Riesenschilf, Pfahlrohr, Arundo donax, span. carrizo)

Umbau: Aus einem Stall soll ein
                          Restaurant werden
Umbau: Aus einem Stall soll ein Restaurant werden

Der Herbergesbesitzer José Caizabanda meinte, der Tourismus würde noch mehr gefördert, wenn er einen kleinen Stall in ein Bar-Restaurant umbauen würde. Diese Baustelle war gerade im Gang, als ich mich dort aufhielt, und so konnte die Bauweise mit Schilfrohrwänden genau verfolgt werden.
Ein Hund ruht am Boden
Ein Hund ruht am Boden

Der Hund am Boden neben der Baustelle war zu den Arbeiten der ruhende "Gegenpol".
Die Rohre von Schilfrohr (Pfahlrohr,
                          Riesenschilf, span. carrizo) Die Rohre von  Schilfrohr (Pfahlrohr, Riesenschilf, span. carrizo)

Das Schilfrohr kommt vom nahegelegenen Fluss, wird auf Eseln heraufbefördert.
Eine Wand mit Schilfrohr (Pfahlrohr,
                          Riesenschilf, span. carrizo) im Querschnitt
Eine Wand mit Schilfrohr (Pfahlrohr, Riesenschilf, span. carrizo) im Querschnitt

Dann wird das Schilfrohr zurechtgeschnitten und daraufhin von beiden Seiten her an die Wandpfähle geflochten. Die Hohlräume werden mit Stroh gefüllt.

Eine Wand mit Schilfrohr (Pfahlrohr,
                            Riesenschilf, span. carrizo) im Querschnitt,
                            Nahaufnahme
Eine Wand mit Schilfrohr (Pfahlrohr, Riesenschilf, span. carrizo) im Querschnitt, Nahaufnahme

Das Haus mit Strohdach (cigze)
                                  und Schilfrohrwänden (carrizo)
Das Haus mit Strohdach (cigce, cigze) und Schilfrohrwänden (carrizo)
Schilfrohrwand (carrizo) mit
                                  Fenster, Nahaufnahme
Schilfrohrwand (carrizo) mit Fenster, Nahaufnahme
Schilfrohrwand (carrizo),
                                  Nahaufnahme
Schilfrohrwand (carrizo), Nahaufnahme
Die Schilfrohr-Strohwand wird
                                  weitergeflochten
Die Schilfrohr-Strohwand wird weitergeflochten
Die Pfahlrohrwand (Schilfrohr,
                                  span. carrizo) ist halb fertig
Die Pfahlrohrwand (Schilfrohr, span. carrizo) ist halb fertig
Das Haus mit der Schilfrohrwand
                                  (carrizo)
Das Haus mit der Schilfrohrwand (carrizo)

Nun, diese Schilfrohrtechnik ist dort angebracht, wo es keine Feuergefahr gibt, und wo wenig Schädlinge vorkommen. Für eine Bar ist das Ganze doch ein Risiko, das aber hier in Kauf genommen wurde.

Dachkonstruktion 01
Dachkonstruktion 01
Dachkonstruktion 02
Dachkonstruktion 02
Werkzeuge und Naturtisch
Werkzeuge und Naturtisch
Kind mit Leiter
Kind mit Leiter



Weitere Eindrücke aus Huasalata
Meerschweinchengrube 01
Meerschweinchengrube 01
Meerschweinchengrube 02
Meerschweinchengrube 02

Die Besitzerfamilie von José überraschte mich mit einer Meerschweinchengrube. So etwas sah ich in meinem Leben zum ersten Mal. In der Schweiz waren die Meerschweinchen doch alle in Holzverschlägen untergebracht. Hier war es eine einfache Grube, die mit Holz und Wellblech gesichert war, als Schutz vor den Katzen.

Meerschweinchengrube 03
Meerschweinchengrube 03
Die Meerschweinchengrube ist geschlossen
Die Meerschweinchengrube ist geschlossen
Steinzaun und weisse Kühe
Steinzaun und weisse Kühe

Die Pflockhaltung erspart die Installierung von Zäunen.

Weisse Kühe und Cabuya
Weisse Kühe und Cabuya

Im Hintergrund ist wieder eine blühende Cabuya mit ihrem meterhohen Blütenstamm zu sehen, und dahinter wiederum schädliche Eukalyptusbäume.

Kuh am Pflock mit Eukalyptus im
                          Hintergrund
Kuh am Pflock mit Eukalyptus im Hintergrund
Weisse Kuh am Pflock, Nahaufnahme
Weisse Kuh am Pflock, Nahaufnahme

Der schädliche Eukalyptus: Es müssen andere, grosse Bäume her, die dem Boden nicht so viel Wasser entziehen, die aber der Kleintierwelt doch das nötige "Haus" und dem Menschen das nötige Holz abgeben. Es müssen andere Wälder gepflanzt werden, die vor Erosion schützen. Die Fehlpflanzungen mit dem Eukalyptus sind ebenso in den Bergen von Peru und in Chile zu beobachten. Die spanischen Kolonialisten haben hiermit einen riesigen Fehler begangen, den Eukalyptus als Lieferanten für lange Hölzer einzuführen und die Eichen, Buchen und Eschen aussen vor zu lassen. Es fehlen also in den Bergen in ganz Süd-"Amerika" Grosshölzer, die dem Boden und der Tierwelt dienlich sind, also u.a. Eichen, und Grosshölzer, die gutes Bauholz abgeben, also Buchen, Eschen und Ahorn etc. Auch Birke wäre möglich. Es wäre das Experiment Wert, solche alternativen Baumarten in den Bergen Süd-"Amerikas" auszuprobieren.

Feld mit Cabuya, mit Capuli-Kirschbaum
                          und mit einem Claudiabaum
Feld mit Cabuya, mit Capuli-Kirschbaum und mit einem Claudiabaum (gelbe Pflaume [web02]).

Die Einheit von Feld, Strauch und Baum ist in der Sierra Süd-"Amerikas" grösstenteils noch komplett erhalten, auch hier in Salasaca-Huasalata.



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Quellen
[web01] http://de.wikipedia.org/wiki/Furcraea
[web02] http://galapa.wordpress.com/2010/01/13/fruchte-ecuadors/


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