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Legenden aus der Mapuche-Welt

11. Chichihuen-Legende: Der Raureif provoziert Flüge, der Vogel bricht sich einen Flügel - und niemand will schuldig sein

Raureif in Bariloche
                        in Patagonien
Raureif in Bariloche in Patagonien [1]
Vögelchen in
                        Patagonien, z.B. der Rotbrustammerfink (Poospiza
                        nigrorufa, span. "Sietevestidos"), der
                        u.a. in der Provinz "Río Negro" lebt
Vögelchen in Patagonien, z.B. der Rotbrustammerfink (Poospiza nigrorufa, span. "Sietevestidos"), der u.a. in der Provinz "Río Negro" lebt [2]

Ein Vögelchen flog am Morgen immer so lange, bis die Sonne den Raureif aufgelöst hatte. Aber einmal kam die Sonne nicht, und das Vögelchen flog so lange, bis es sich bei einer ungeschickten Landung einen Flügel brach.


übersetzt und präsentiert von Michael Palomino (2011)

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aus: María Espósito: Mapuche-Legenden (Maputsche; orig.: Leyendas Mapuches); in: Mapuche-Spanisch-Wörterbuch; mythologische Personen; indigene Themen aus Patagonien; ursprüngliche Namen; Legenden (orig.: Diccionario Mapuche mapuche-español / español-mapuche; personajes de la mitología; toponimia indígena de la Patagonia; nombres propios del pueblo mapuche; leyendas); Editorial Guadal S.A., 2003; ISBN 987-1134-51-7


Zusammenfassung: Ein kleiner Vogel namens "Chichihuen" wurde durch den Raureif manipuliert, dermassen viel zu fliegen, bis er sich einen Flügel brach. Bei der Suche nach den Schuldigen schoben sich alle die Schuld zu: der Raureif der Sonne, die Sonne den Wolken, die Wolken dem Wind, der Wind der Erde, und die Schieberei hatte kein Ende.

<Der Chichihuen ist ein ganz kleiner Vogel, der, wenn man ihn fangen will, schnell nach oben flüchtet.

An einem sehr frischen Morgen sagte der Raureif dem Chichihuen:

-- Flieg noch einmal, Chichihuen. Du hast ja keinen langen Weg. Fliege höher und weiter.

-- Aber ich kann nicht mehr. Ich bin müde -- antwortete der kleine Vogel.

Aber der Raureif bestand dermassen darauf, dass der Chichihuen doch wieder flog. Dabei hatte er aber bei der Landung ein derartiges Pech, dass er falsch fiel und sich ein Flügelchen brach.

Der Weltenschöpfer Nguenechen ereiferte sich sehr wegen dem, was sich da zugetragen hatte. Dann fragte er den Raureif:

-- Warum hat du dem Chichihuen einen Flügel gebrochen?

-- weil die Sonne erst spät erschien -- antwortete der Raureif.

Die Schuld wurde der Sonne zugeschoben, die erkannte, dass sie den Raureif nicht schnell genug habe auflösen können. Aber dann fügte die Sonne hinzu:

-- Ich musste sehr sanft vorgehen, weil die Wolken mich nie durchliessen.

Also regte sich nun der Weltenschöpfer Nguenechen über die Wolke auf und beschuldigte die Wolke für ihre Tätigkeit.

Aber die Wolke verteidigte sich:

-- Es war der Wind, der mich gestossen hat (S.268)

Nun wurde also der Wind beschuldigt, aber auch er wusste sich zu verteidigen:

-- Es war doch die Erde, die mich geschickt hat.

Und so ging es immer weiter.>

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Fotoquellen
[1] Raureif in Bariloche: http://www.worldisround.com/articles/336444/photo10.html
[2] Vögelchen Rotbrustammerfink (Poospiza nigrorufa, span. Sietevestidos): http://juegos.gratisespanol.info/pajaros-argentinos-info-e-imagenes-parte-3

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