<URUGUAY, südamerikanische
Republik,
allgemeine Bevölkerungszahl 2,818,000 (Stand 1968);
jüdische Bevölkerung 50,000
Kolonialzeit
[Inquisition bis 1813]
Im Zusammenhang mit der jüdischen Geschichte während der
Kolonialzeit in Uruguay existieren einige Dokumente. Im
Jahre 1726 hielt der Gouverneur von *Montevideo, Bruno
Mauricio de Zabata, immer noch an der akzeptierten
Spanischen Formel fest, als er festsetzte, dass die
ersten Siedler folgende Eigenschaften gehabt haben
sollen: "Personen von Wert, mit guten Manieren, mit
Ansehen und Familie, so dass sie nicht weniger als die
Mohren oder die jüdische Rasse eingeschätzt werden
sollen". Und im Jahre 1760 meinte Pedro Lagu, ein
Kleriker von Colonia del Sacramento, hinsichtlich der
Inquisition seinen Verdacht äussern zu müssen, dass in
seiner Stadt sehr wohl jüdisches Leben existiere.
Weitere diesbezügliche Quellen fehlen jedoch.
Mit der Abschaffung der Inquisition im Jahre 1813
erlaubte das nun aufkommende Gesetzessystem in Uruguay -
zusammen mit der toleranten Bevölkerung - die tragfähige
Gründung jüdischer Existenzenwährend der modernen
Zeitepoche.
Die moderne Zeitepoche.
[Trennung von Religion
und Staat 1918 - Ausschreitungen 1919 -
Einwanderungswellen 1900-1940]
Die Verfassung von 1918, die durch José Batlle y Ordóñez
in Kraft gesetzt wurde, setzte das Prinzip der Trennung
von Kirche und Staat fest und definierte den legalen
Status von Fremden, wie auch ihre Rolle im politischen
Leben des Landes. (Kol. 10) [[...]]
Im Januar 1919, unter dem Vorwand, (Kol. 13)
Revolutionäre und Bolschewiken zu unterdrücken, und als
Resultat der Ereignisse während der "Tragischen Woche"
in Argentinien, wurden Strafmassnahmen gegen Arbeiter
und gewisse Elemente der Unterschicht erlassen. 80% der
jüdischen Bevölkerung wurde von der Polizei untersucht
und es gab viele Festnahmen und Vertreibungen (Kol. 14).
[[...]]
Die allgemein liberal eingestellte Öffentlichkeit, wie
auch die (Kol. 10)
Verfassung liberal ist, die Eingeborenen und Fremden
gleichermassen soziale und wirtschaftliche Gleichheit
zugesteht, sorgte aber von den 1920er Jahren an für die
Bedingungen einer erfolgreichen, jüdischen Gemeinde. Die
Verfassungen von 1934 und 1952, die die Positionen der
Regierung veränderten, hatten auf die vorherrschende
Gesetzgebung keinen Einfluss.
Die früheste, erhältliche Information über jüdische
Einwanderung nach Uruguay stammt aus dem Jahre 1898; ein
Bericht von 1909 gibt an, dass in Montevideo 150 Juden
lebten. In den Jahren 1917 und 1918 waren es 1700 Juden
im Land, 75% davon waren sefardische Juden, der Rest
stammte aus Russland, Rumänien, Polen und aus dem
Elsass. Die Einwanderung wuchs zwischen 1925 und 1928
spürbar an, als Uruguay auch als Transitland fungierte -
in einigen Fällen handelte es sich auch um illegale
Durchreise - nach Argentinien, das zu dieser Zeit
strenge Einwanderungsgesetze hatte. Im Jahre 1933 stieg
die Einwanderung erneut an, obwohl kurz vor dem Zweiten
Weltkrieg neue Einschränkungen erlassen wurden. Im Jahre
1939 wanderten 2200 Juden ins Land ein, während es im
Jahre 1940 nur noch 373 waren (Kol. 11). [[...]]
In den 1930er Jahren wurden "Anti-Fremden"-Kampagnen
organisiert, die für die jüdische Gemeinde eine ernste
Drohung darstellten. Ihre Anstifter waren radikale
Nationalisten und lokale und ausländische Faschisten
(Vanguardia de la Patria), aber viele der traditionellen
Liberalen machten da ebenfalls mit. Nun wurden die
üblichen Rassendiskriminerungen eingeführt, bei
Bürgersteig-Demonstrationen, in der Presse, und im
Radio. Der fremde Charakter des Juden wurde dabei
unterstrichen, und es wurden Vorstösse laut, jüdische
Einwanderung zu verbieten und Juden aus dem
wirtschaftlichen Leben und von anderen Einkommensquellen
auszuschliessen. Die Gemeinde organisierte selbst eine
Selbstverteidigung. Massnahmen gegen den wachsenden
Faschismus wurden von der Regierung von General Alfredo
Baldomir angenommen (eingeführt 1938), und während des
Zweiten Weltkriegs genoss die Gemeinde den Schutz der
Regierung (Kol. 14). [[...]]
WIRTSCHAFT.
[Berufe - Einfluss aus
Deutschland und Handel und Kleinhandwerk -
landwirtschaftliche Siedlungen]
Zuerst engagierten sich die Juden in Uruguay vor allem
im Kleinhandel (Lebensmittel, Wäsche, Gebrauchtwaren),
Hausiererei und Strassenhandel, Leichtindustrie (Nadeln,
Leder, Felle, Textilien), oder waren unabhängige
Handwerker (Schneider, Coiffeur, Uhrmacher, Maler), oder
waren Angestellte (bei Bauarbeiten und Fabriken).
Während der Wirtschaftskrise 1929-33 litt die jüdische
Gemeinde schweren Schaden, aber mit dem Wiederaufschwung
blühte sie wieder auf. Gleichzeitig gab die deutsche
(Kol. 12)
Einwanderungswelle der 1930er Jahre neuen Schwung in den
Handel und in Sachen Kleinhandwerk, und der Aufschwung
dauerte auch während des Zweiten Weltkrieges an (Kol.
13) [[...]]
Drei Versuche, in Uruguay jüdisch-landwirtschaftliche
Siedlungen einzurichten, schlugen fehl. Der erste
Versuch war die Siedlung zum "19. April", die von 38
Familien in Paysandú gegründet wurde. Die Leute
hatten zuvor versucht, innerhalb der ICA-Siedlungen
[[Siedlungen der Jewish Colonial Association]] in
Brasilien zu siedeln. Sie erhielten vom "Instituto de
Colonización" [[Kolonisierungsinstitut]] von der
uruguayanischen Republik 9880 Acres Land. Nach einem
schwierigen Beginn hatten die Siedler nach 10 Jahren
einen ziemlichen Erfolg, aber dann verlor die Siedlung
stetig ihre jüdischen Bewohner, so dass in den 1930er
Jahren nur noch fünf jüdische Familien übrigblieben, und
1950 war es nur noch eine. [[Der Rückgang erfolgte wegen
der attraktiveren Berufe in den Städten, und deswegen
verliessen die Juden immer mehr ihre Höfe]].
Eine weitere jüdische Kolonie, die 1924 in Mercedes
gegründet wurde, kam bald danach zum Ende. Die dritte,
die "Tres Árboles" [[Drei Bäume]]-Siedlung (1938-39) war
eine kommunistisch inspirierte, jüdische Unternehmung,
aber sie ging vor allem deswegen zugrunde, weil die
Banco Israelita del Uruguay [[Israelitische Bank von
Uruguay]] Pleite ging, von der die Siedlung abhing (Kol.
13) [[...]]
[[Die Ureinwohner, die vertrieben oder ausgerottet
wurden, werden in der Encyclopaedia Judaica nie
erwähnt]].
[Jüdische
Bankunternehmungen in Uruguay]
Die jüdisch-wirtschaftliche Entwicklung wurde durch
Geldsummen für Lohn durch gegenseitige Hilfen
unterstützt, die sich eventuell zu Bankunternehmungen
entwickelten. Die "Primera Caja Israelita de Prestamo y
Ayuda" [[Erste Israelitische Kredit- und Hilfskasse]]
(1925) wurde zur "Banco Israelita del Uruguaya"
[[Israelitische Bank von Uruguay]], eine der
finanziellen Säulen der "Progressisten". Ihr
Zusammenbruch im Jahre 1939 verursachte eine Kette
weiterer Bankrotte innerhalb der kleinen Händler und
Industriellen und verursachte ebenfalls den
Zusammenbruch der landwirtschaftlichen Siedlung "Tres
Árboles" [[Drei Bäume]]. Der Bank gelang aber ein
Revival und konnte ihre Geschäfte wiederaufzunehmen. Die
Bank "Centro Comercial e Industrial Israelita del
Uruguay" [[Israelitisches Einkaufs- und Industriezentrum
von Uruguay]] (1933), ab 1950 als "Banco
Palestino-Uruguayo" [[Palästina-Uruguay-Bank]]bekannt,
ist eine gut etablierte Institution mit Filialen sogar
ausserhalb des Landes. Im [[rassistisch-zionistischen]]
Israelwirkt die Bank speziell in Zusammenarbeit mit de
Bank Leumi.
Zwei gut etablierte Handelskooperativen, eigentlich sind
es Hausiererkooperativen, sind die "Corporación
Comercial S.A." [[Handelskorporation AG]]
([[rassistisch]] pro-zionistisch, gegründet im Jahre
1930) und die "Cooperative Comercial del Uruguay"
[[Handelskooperative Uruuguay]] (fortschrittlich
ausgerichtet, gegründet im Jahre 1936), die mit dem
Zusammenbruch der "Banco Israelita" [[Israelitische
Bank]] ihre Türen schloss und 1945 unter dem Namen "La
Amistad S.A." [[Freundschaft AG]] neu eröffnete. Weniger
wichtige Institutionen sind die "Di ershte gmilus Khesed
Kase" [[jiddisch]] und Akhim Rakhamin ve gmilus khasodim
[[hebräisch]] (1938), die beide von polnischen
Flüchtlingen gegründet wurden.
[Wachsende jüdische
Mittelklasse ab den 1940er Jahren]
Wirtschaftliche Veränderungen in Uruguay während der
1940er Jahre brachten auch Veränderungen in der
jüdischen Gemeinde. Die vorherrschende Klasse der
Arbeiter, Handwerker und Kleinhändler der 1920er Jahre
bahnte immer mehr einer sozialen Gruppe den Weg, die der
Mittelklasse angehörte: Händler, Industrielle, bezahlte
Angestellte und Experte. Es blieben nur wenige Arbeiter,
und ein paar Leute wurden sogar sehr reich (Kol. 13).
[[...]]
[Einwanderung ab 1945 -
Eichmann-Prozess - antisemitische Ausschreitungen]
Nach dem Krieg kamen aus Europa immer mehr
verschobene Personen ("displaced persons") [[und ebenso
kamen Altnazis nach Südamerika, auch nach Uruguay]].
Während der 1950er Jahre suchten ungarische Juden und
Juden aus dem Mittleren Osten in Uruguay Zuflucht (Kol.
11). [[...]]
[[Zusätzlich zu dieser offiziellen jüdischen
Einwanderungen kann angenommen werden, dass haufenweise
Juden unter geänderten Namen und geänderter
Religionszugehörigkeit ausgewandert sind, mit
gefälschten Dokumenten unter Quoten anderer Nationen]].
Während des Eichmannprozesses (1961) kam es zu schweren,
antisemitischen Ausschreitungen [[organisiert von den
deutschen Altnazis in Uruguay]], provoziert durch lokale
Neonazi-Vereinigungen, die mit ausländischen Zellen
Kontakte pflegten. Die jüdische Gemeinde, unterstützt
durch gewisse Filialen der Regierung und durch liberale,
politische und intellektuelle Gruppen, organisierte ihre
Verteidigung ein weiteres Mal. In den 1960er Jahren kam
es zu sporadischen, antisemitischen Ausbrüchen,
unterstützt von nationalistisch-radikalen Gruppen und
weiteren Gruppen, die mit Neonazis in Verbindung
standen. Einige von ihnen hatten ihren Ursprung in
Argentinien (Kol. 14). [[...]
DIE ENTWICKLUNG DER INSTITUTIONEN
Während die jüdische Gemeinde dazu tendierte, sich in
eine nationalistisch-sekuläre Richtung zu entwickeln, so
war sie doch um das Überleben der jüdischen Tradition
sehr besorgt. Zu Beginn waren die folgenden
Gemeindeinstitutionen die wichtigsten: Ezra (1909),
Hevra (Ḥevra) Kaddisha Ashkenazit (1916) und Hesed
(Ḥesed) Shel Emet (1916, Sephardim), die den Friedhof
unterhielten und die gegenseitige Hilfe verwalteten.
Weitere Institutionen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg
eingerichtet: das Comité de Protección de Imigrantes
[[Einwanderer-Schutzkomitee]], unterstützt von der
"Jewish Colonization Association" (ICA) [[Jüdische
Kolonisierungsgesellschaft]], und später ein Zweig der
HICEM; der "Hogar Obrero" [[Arbeiterhort]],
angeschlossen an die Po'alei Zion, die eine
Arbeiterküche und einen Fond für Arbeitslose unterhielt;
und Morris Winchewsky gründete 1917 ein linkes
Kulturzentrum als politisch neutrale Institution, die
später zu einer wichtigen "progressistischen"
(pro-kommunistischen) Institution mutierte. Da waren
auch viele jiddisch-sprechende "landsfaraynen"
[[Landsvereine]], die bekanntesten von ihnen waren
bestanden aus bessarabischen, lithauischen und
polnischen Juden. Während der 1940er Jahre wurden auch
Gilden für jüdische Händler, Barbiere, Kleiderhändler,
Bäcker und Schreiner eingerichtet. Nach 1933 wurden
verschiedene Institutionen organisiert, um den Opfern
des Nazismus zu helfen, und die deutsch-jüdische
Gemeinde formte eine "Nueva Congregación Israelita"
[[Neue Israelitische Gläubigengemeinschaft]] mit
religiösen, erzieherischen, kulturellen und finanziellen
Aktivitäten.
[Rassistische Zionisten
in Uruguay: Demonstrationen für die Balfour-Erklärung
- Grundstückgesellschaft ab 1960 für die Auswanderung
in das rassistisch-zionistische
Freimaurer-CIA-Herzl-Israel]
Die [[rassistisch]]-zionistische Bewegung begann ihre
Aktivitäten im Jahre 1911, als Dorshei Zion gegründet
wurde, anfangs als ein Zweig der "Argentinian Zionist
Federation" [[Argentinisch-Zionistischen Gesellschaft]].
Die Ereignisse, die das weltweite Judentum betrafen, und
die Aktivitäten der [[rassistisch]]-zionistischen
Bewegung erweckten bei der jüdischen Bevölkerung während
des Ersten Weltkriegs Sympathie und Unterstützung:
Massendemonstrationen bejubelten die Balfour-Erklärung,
Mitglieder der Gemeinde traten der Jüdischen Legion bei,
während der 1920er Jahre wurden Proteste gegen die
Pogrome in Zentraleuropa registriert, und es wurden
Kampagnen gestartet, um gegen arabische Ausschreitungen
von 1928-29 in Palästinazu protestieren.
Die [[rassistischen]], zionistischen Parteien liessen
dann auch die Gründung weiterer, getrennter
Organisationen zu: "Mizrachi", "Revisionisten", "Po'alei
Zion" und die "General Zionists". Im Jahre 1945 begann
die [[rassistisch]]-zionistische Bewegung, an Bedeutung
zu gewinnen. Der "Concejo Central Sionista" [[Zentrale
Zionistische Kongress]] wurde gegründet, der aus
Vertretern aller Institutionen zusammengesetzt war,
miteingeschlossen die "Federación Juvenil Sionista"
[[Zionistische Jugendgesellschaft"]], und 1960 folgte
die Gründung der "Federación Sionista Territorial
Unificada" [[Vereinigte Zionistische
Gebietsgesellschaft]] als repräsentative Körperschaft
der "Jewish Agency" [[Jüdische Agentur]], die mit der
Aufgabe betraut war, die (Kol. 11)
"Aliyah" [[Auswanderung nach Israel]] abzuwickeln. Alle
[[rassistisch]]-zionistischen Fraktionen,
miteingeschlossen die Jugend, die Pioniere, die
Frauengruppen, sind in dieser Körperschaft vertreten
(Kol. 12). [[...]]
[C.C.I. Syndikalisten -
Kulturvereinigung Jaim Zhitlowsky - linke Gruppen mit
Bund und jiddischer Kultur]
C.C.I [[Comité Central Israelita, Israelitisches
Zentralkomitee]] wurde 1940 als Dachorganisation der
Jüdischen Gemeinde gegenüber dem Regierunssitz
eingerichtet und spielte eine entscheidende Rolle bei
der Bekämpfung des Antisemitismus, speziell während des
Zweiten Weltkriegs, während des darauffolgenden,
sporadischen Wiederaufflammens des Neonazismus, und
während der Zeit der Festnahme von Adolf *Eichmann und
während dessen Prozesses. Die überwiegende Mehrheit der
Führung der Gemeinden war [[rassistisch]]-zionistisch
[[und die Antizionisten wurden niedergemacht und mundtot
gemacht]]. Folglich hielt die C.C.I. normalerweise
prozionistische Positionen und führte eine
prozionistische Politik [[gegen die arabische Welt und
deren Verbündeten]].
Parallel zu der weitverbreiteten zionistischen
Verbindung in der jüdischen Arbeiterklasse waren
anarchisch-militante Syndikalisten anzutreffen: Das
waren Trotzkisten, Sozialisten, Bundisten und speziell
Kommunisten, bekannt als die "Progressisten".
Die wichtigste Dachorganisation für die letzteren war
die "Asociación Cultural Jaim Zhitlowsky"
[[Kulturvereinigung Jaim Zhitlowsky]] (gegründet um
1935), die auch eine 300 Mitglieder umfassende
Jugendorganisation hatte. Mitglieder der Organisation
erhielten medizinische Leistungen, die von der
"Mutualista Israelita del Uruguay" (gegründet 1940)
geleistet wurden, und die Vereinigung unterhielt einen
speziellen Bereich im jüdischen Friedhof.
Der Bund (gegründet 1929) war speziell effizient bei
seiner Arbeit im jiddischen Kulturbereich, ausgeführt
durch die "Liga Cultural I. Peretz" [[Kulturliga I.
Peretz]], in sporadischer Zusammenarbeit mit der Po'alei
Zion. Parteiische andererseits verurteilten die
Beziehungen zwischen den [[rassistischen]] Zionisten und
dem "progressiven" Block, vor allem ab den 1930er
Jahren. Angesichts des immer mehr wachsenden
Antisemitismus wurde 1938 ein Versuch gemacht, durch das
kurzlebige "Comité Contra el Nazismo y el Antisemitismo"
[[Anti-nazistisches und anti-antisemitische Komitee]]
eine gemeinsame Front zu bilden, um die Gemeinde zu
verteidigen und sie gegenüber der Regierung zu
vertreten. Nichtsdestotrotz gingen jedoch die internen
Unstimmigkeiten weitere und vertieften sich noch während
des Krieges. Nach der Einrichtung des
[[rassistisch-zionistischen
Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staates Israel und während der
stalinistischen Verfolgung von 1948-1952 schlossen sich
einige "Progressisten" den zionistisch-orientierten
Gemeinden an; die Mehrheit aber blieb bei ihren
pro-kommunistischen Bindungen.
[Die Wirtschaft in den
1960er Jahren: Zerstörung der jüdischen Mittelklasse
in den Inflationsjahren der 1960er Jahre]
Die allgemeine Wirtschaftskrise und die immerwährend
Inflation während der späten 1960er Jahre bewirkten die
schrittweise Auflösung der uruguayischen Mittelklasse,
eine Auswirkung, die die jüdische Gemeinde in hohem
Masse betraf (Kol. 13). [[...]]
GEMEINDEVERBINDUNGEN
Sozialer Kontakt zwischen Juden der ersten Generation in
Uruguay und der nichtjüdischen Gemeinde findet
hauptsächlich berufsbedingt und mit oberflächlichem
Trend statt. Die zweite Generation hat einen höheren
Grad der Integration und Anpassung erreicht, und
Mischheiraten können unter ihnen sehr wohl beobachtet
werden. In der sozialen Oberschicht oder bei den
Militärs sind keine Juden auffindbar. Eine kleine Anzahl
Juden findet sich in höheren Regierungspositionen,
obwohl aktive Tätigkeit im politischen Leben ein eher
neues Phänomen ist. Die Gemeinde als Ganzes ist
unparteiisch, und Juden in legislativen Behörden sind
isolierte Einzelfälle. Antisemitische Kampagnen wurden
jeweils in Zeiten von Wirtschaftskrisen gestartet, oder
bei sozialer Instabilität, und unter autoritären
Regierungen (Kol. 13). [[...]]
JÜDISCHE ERZIEHUNG
Seit Anbeginn haben beide Gemeinden - die Aschkenasim
und die Sefardim - religiöse Arbeiten unterhalten. Im
Jahre 1929 richtete die aschkenasische "hevra kaddisha"
[[jüdische Begräbnisgesellschaft]]ein Erziehungsnetzwerk
in Zusammenarbeit mit der ICA [[Jüdische
Kolonisationsgesellschaft]]. Die bekanntesten
Erziehungseinrichtungen sind:
-- die [[rassistische]], pro-zionistische Herzl-Schule,
gegründet 1928;
-- die Talmud Torah Eliezer ben Yehuda, gegründet 1928
durch die sefardische hevra kaddisha;
-- die Sholem-Aleichem-Schule, gegründet 1941 durch die
linke Organisation Po'alei Zion;
-- die Mizrachi-Schule und die Yeshivah ha-Rav Kook,
gegründet 1945, die ausserdem 1956 die
Ma'aleh-Mittelschule gründete;
-- und die ultraorthodoxe "Talmud Torah und Heder"
[[Schule für Kinder bis 13 Jahre]] Adat Yere'im,
gegründet 1948.
Die wichtigste all dieser Institutionen ist die "Escuela
Integral" [[Gesamtschule]], gegründet 1962, wo 1970 über
1000 Schüler eingeschrieben waren. Jüdische Schulen
wurden ab den 1920er Jahren auch in verschiedenen Teilen
im Landesinnern betrieben. 1954 wurde von der Va'ad
ha-Hinnukh ein Lehrerseminar der aschkenasischen
Gemeinde organisiert. Die sogenannten "Arbeiterschulen",
aktiv von 1925 bis in die 1950er Jahre, folgten den
Jiddishisten, den Linken, und somit der
nichtzionistischen Ideologie. Die wichtigste, solche
Institution ist die Schule "Jaim Zhitlowsky" (gegründet
1930).
Familiäre Erziehung wird von den [[rassistischen]]
Zionisten und den Pionier-Jugendgruppen erteilt,
miteingeschlossen die Benei Akiva, Dror, Ha-Shomer
ha-Za'ir (Ẓa'ir), Ha-No'ar ha-Ziyyoni (Ẓiyyoni), und
Betar.
Lokale Jugendorganisationen sind u.a.
-- die "Union Universalista Kadima" (gegründet 1940);
-- "Hebraica-Macabi" (mit sozialen und sportlichen
Aktivitäten);
-- "Juventud Sefaradí" [[Sefardische Jugend]];
-- und die jüdische Sektion der "Nueva Congregación
Israelita" [[Neue, Israelitische Vereinigung]].
Ihre Aktivitäten werden durch die "Federación Juvenil
Sionista" [[Zionistische Jugendvereinigung]] koordiniert
(gegründet 1941), die wiederum von der "Federación
Sionista Territorial" [[Zionistische Gebietsföderation]]
vertreten wird, durch das "Comité Central Israelita"
[[Zentrales Israelitisches Komitee]], und durch den
[[rassistisch-zionistischen]] World Jewish Congress.
Ebenso erfolgt eine Zusammenarbeit mit nicht-jüdischen
Jugendorganisationen. Die "progressistische" Jugend ist
in der "Federación Juvenil Jaim Zhitlowsky"
[[Jugendvereinigung "Jaim Zhitlowsky"]] organisiert, die
zwei Zentren betreibt. Ihre Mitgliederzahl ging aber in
der Zeit nach Stalin zurück.
RELIGIÖSES UND KULTURELLES LEBEN
[Vereinigungen]
Angesichts der dominierenden, sekulären Trends in der
Gemeinde gibt es da ein bisschen religiösen Extremismus.
Da kann eine grundlegende Tradition beobachtet werden,
und die Gemeinden übernehmen die Verantwortung, diese
auch zu erfüllen, (Kol. 14)
was die Rituale anbetrifft. In der Aschkenasi-Gemeinde,
die unter der Kontrolle der "Va'ad ha-Ir le-Inyanei
ha-Dat" steht, wurden religiöse und kommunale Funktionen
bereits seit 1942 voneinander getrennt. Es existieren
kleine Gruppen extrem-orthodoxer Juden, die in den
1950er Jahren aus Ungarn und Transilvanien eingewandert
sind und die "Kehillah Adal Yerepim" eingerichtet haben.
Eine religionsübergreifende Organisation, die von
Katholiken, Evangelisten und Juden zusammen ins Leben
gerufen wurde, ist bei der Unterstützung
zwischenreligiöser Harmonie aktiv und ist in der
sozialen Arbeit engagiert.
Das Kulturleben dagegen dominiert und ist im Programm
der Mehrheit der Institutionen vorhanden, die sozial,
politisch und erzieherisch tätig sind. Meistenteils
haben die kulturellen Aktivitäten einen informativen
Charakter über beide Teile, den jüdischen und den
generellen Aspekt, und sind normalerweise in Spanisch
ausgeführt. Unter den Mitgliedern der älteren
Aschkenasi-Generation ist Jiddisch gewöhnlicher. Eine
kleine Anzahl von Hebräisten hat die "Moadon Ivri"
gegründet.
[Jüdische Literatur in
Uruguay]
Die wichtigste, lokale Literaturaktivität ist die
Übersetzung von Werken jüdischer Schriftsteller ins
Spanische. Wenige Autoren unter der ersten Generation
haben originale, literarische Werke über
jüdisch-philosophische, -religiöse und -historische
Themen auf Jiddisch und Hebräisch geschrieben. Autoren
der zweiten Generation haben Essays und Literatur
allgemeiner Art auf Spanisch verfasst.
*YVO hat eine Filiale in Uruguay mit einem Archiv und
einer Bibliothek, und die jüdischen Schriftsteller und
Journalisten haben ihre eigene Vereinigung.
[Jüdische Presse in
Uruguay]
Die jüdische Presse in Uruguay war zuerst mit der
argentinischen Presse eng verbunden. Es begann im Jahre
1920 mit der spanischen "Voz Hebrea" [[Hebräische
Stimme]], und in den 1930er Jahren kamen die
Tageszeitungen "Der Tog" [[jidd.: Der Tag]] und die
"Morgentsaytung" [[jidd.: Morgenzeitung]] hinzu. In den
1960er Jahren hatte die jüdische Gemeinde Uruguays immer
noch drei Tageszeitungen: "Folksblat" [[jidd.:
Volksblatt]] (gegründet 1934), "Haynt" (gegründet 1957)
und die kommunistische Zeitung "Unzer Fraynt" [[jidd.:
Unser Freund]] (gegründet 1935). Heute (1970) existieren
nur noch zwei: die in Spanisch herausgegebene
Wochenzeitung "Seminario Hebreo" (gegründet 1954) und
die religiöse Zweiwochenzeitschrift "Der Moment"
(gegründet 1940), die bis heute an den Hauptstrassen von
Montevideo verkauft wird. Ergänzt wird das Bild durch
einige weitere Publikationen mit informativem Charakter.
Die bekannteste davon ist das "Gemeindeblatt" (gegründet
1938), ein monatliches Bulletin der deutschsprechenden
Gemeinde.
[R.P.RA.] (Kol. 15) [[...]]
[Zahlen 1970]
Obwohl keine Volkszählung bei der jüdischen Bevölkerung
stattgefunden hat, so wird die Anzahl Juden in Uruguay
auf ungefähr 50.000 geschätzt (1970), davon leben 48.000
in der Hauptstadt Montevideo. Ungefähr 1200 Juden leben
im Inneren des Landes, und ungefähr 90 jüdische Familien
leben in Paysandú, die zweitgrösste Stadt des Landes.
70% der Juden sind Osteuropäer, 15% Westeuropäer, 12%
sefardische Juden, und 3% sind ungarische Juden (Kol.
11). [[...]]
Im Jahre 1970 verfügte die jüdische Gemeinde in
Montevideo über vier "kehillot" [[Vereinigungen]]:
-- "Comunidad Israelita de Montevideo" [[Israelitische
Gemeinde von Montevideo]] (Ashkenazim, gegründet 1932),
mit 4000 Mitgliedern;
-- "Comunidad Israelita Sefaradía"
[[Israelitisch-sefardische Gemeinde]] (gegründet 1932),
mit 1500 Mitgliedern;
-- "Nueva Congregación Israelita" [[Neue Israelitische
Vereinigung]] (deutsch-sprechend, gegründet 1936), mit
1500 Mitgliedern;
-- und die "Sociedad Húngara de Montevideo" [[Ungarische
Gesellschaft von Montevideo]] (gegründet 1942), mit 22
Mitgliedern.
Sie sind alle vereinigt unter der Dachorganisation
"Comité Central Israelita" (C.C.I.) [[Israelitisches
Zentralkomitee]], das mit dem
[[rassistisch-zionistischen]] World Jewish Congress
verbunden ist (Kol. 12). [[...]]
Im Jahre 1970 waren die wirtschaftlichen Tätigkeiten der
Juden gut etabliert: Industrie, Textilienhandel, Felle,
Möbel, pharmazeutische Produkte, Plastikprodukte,
Metallarbeiten, Elektronik. Mitglieder der
Expertenberufe halten in der wirtschaftlichen Leiter
vermittelnde Positionen ein, und eine kleinere Anzahl
Juden waren Partner bei landwirtschaftlichen
Körperschaften, die auf dem Land arbeiteten und dort
ihre Produkte verkauften (Kol. 13).
Die Verbindungen zum
[rassistisch-zionistischen
Freimaurer-CIA-Herzl]-Israel
Uruguay drückte durch seinen Abgeordneten bei den
Vereinten Nationen so früh wie möglich, schon 1920 an
der Konferenz von San Remo, seine Unterstützung für
[[rassistisch-zionistisch]]-jüdische Aspirationen in
Erez Israel [[Land Israel]] aus, abgestützt auf die
*Balfour-Erklärung. Im April 1947 war Uruguay unter
denjenigen Nationen, die für die Installierung eines
"United Nations Special Committee on Palestine" (UNSCOP)
eintraten [[UN-Spezialkomitee zu Palästina]]. Einer der
Mitglieder des Komitees war Enrico Rodrigues Fabrikant
aus Uruguay. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen
den beiden Ländern begannen mit einer enthusiastischen
Unterstützung für den Teilungsplan von Palästina,
vorgetragen vom uruguayanischen UN-Vertreter, um einen
[[rassistischen]] Judenstaat einzurichten.
Bei der Versammlung und bei den Beratungen, die der
zustimmenden Abstimmung vom 29. November 1947
vorausgingen, leistete die uruguayanische Delegation
einen grossen Beitrag zur Unterstützung. Uruguay war
auch eines der ersten lateinamerikanischen Länder, und
unter den ersten Ländern der Welt, die den
[[rassistisch-zionistischen Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staat
Israel anerkannten (am 19. Mai 1948).
Montevideo war die erste lateinamerikanische Hauptstadt
und die vierte Stadt der Welt, in der das
[[rassistisch-zionistische]] Israel diplomatische
Vertreter unterbringen konnte (1. November 1948). Am 11.
Mai 1949 zeigte sich Uruguay auffällig mit einem
negativen Votum bezüglich der internationalen Verwaltung
von Jerusalem. Die uruguayanische Gesandtschaft, die
1951 in Tel Aviv eingerichtet wurde, kam 1956 nach
Jerusalem. Nach dem Sechstagekrieg (1967) war Uruguay
unter denjenigen Staaten, die sich bezüglich der
Vereinigung von Jerusalem der Stimme enthielten.
Beide Staaten haben zu ihrer gegenseitigen Ehrung
Strassen getauft, und es kam auch zum Austausch
parlamentarischer Delegationen (1957-58). Die beiden
Länder haben ein Handels- und Seeabkommen abgeschlossen,
und in den jüdischen Bergen wurde zu Ehren (Kol. 15)
des uruguayanischen Nationalhelden Artigas (1958) ein
Wald gepflanzt (Kol. 15-16). Im selben Jahr wurden die
diplomatischen Vertretungen in Montevideo und Jerusalem
zu Botschaften erhoben, und die Aussenminister beider
Staaten machten gegenseitig Besuche in den Jahren 1959
und 1966. Ein Besuch durch den Präsidenten des
[[rassistisch-zionistischen
Freimaurer-CIA-Herzl]]-Staates Israel in Uruguay und der
Gegenbesuch des uruguayanischen Ministers, von
Parlamentsmitgliedern, Wissenschaftlern, Autoren und
Künstlern sind klarer Ausdruck freundlicher Beziehungen
beider Staaten.
Als der damals für Israel als Aussenminister tätige
Moshe Sharrett im Jahre 1953 Uruguay besuchte,
unterzeichnete er mit der Regierung ein Kulturabkommen.
Das Uruguay-Israel-Institut für Kulturelle Beziehungen
wurde ebenfalls eingerichtet.
Im Jahre 1968 betrug die Summe der Exporte des
[[rassistisch-zionistischen
Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel nach Uruguay 214.000 $ und
1949 212.000. Das [[rassistisch-zionistische
Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel importierte im Jahre 1968
Waren von Uruguay im Wert von 3.360.000 $, und im Wert
von 4.433.000 $ im Jahre 1969. Das
[[rassistisch-zionistische Freimaurer-CIA-Herzl]]-Israel
exportiert vor allem Minerale und chemische Produkte
nach Uruguay, und importiert Fleisch und Wolle. Ein
Handelsabkommen wurde zwischen den beiden Staaten am 13.
Juni 1968 unterzeichnet, und ein Abkommen für
wissenschaftliche und technische Kooperation zur
gleichen Zeit ebenfalls. Ein Abkommen für
Atomentwicklung wurde am 23. Juni 1966 unterzeichnet.
Israel hatte Uruguay mit Stipendien geholfen, auf den
Gebieten wie Landwirtschaft, Leben in Kooperativen,
Sozialarbeit und Erziehung.
[N.Y.]
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