Baumgestalten und Grasberge
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Baumgruppe und Andenketten
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Kartoffelfeld
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Strassenverlauf am Grasberg und
Wolkenbild
Weites Tal, Baumgestalten und
Panorama
Grasberge
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Die wertvolle
Kartoffel
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Kartoffelpflanze, Schema
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Kartoffeln
werden in Reihen in den Acker gesteckt. Dann
wächst pro Knolle eine Blütenpflanze heran, mit
breitem Blattwerk und mit den Blüten, die dann
zu giftigen kleinen Früchten werden.
Gleichzeitig vermehrt sich die Knolle
unterirdisch, die neuen Kartoffeln, ungefähr 8
bis 12 Stück. Die Reifezeit beträgt 4 bis 5
Monate [10] bzw. je nach Sorte 3 Monate
("Frühkartoffeln") bis 5 Monate
("Spätkartoffeln") [80,98]. Die Mutterknolle
verbraucht sich dabei und kann wird bei der
Ernte aussortiert [10]. Frühkartoffeln sind
nicht zur Lagerung geeignet, Spätkartoffeln
dagegen sehr [98].
Die geschälte
Kartoffelknolle ist ein wertvolles Gemüse [7],
mit 75% Wasser, durchschnittlich 17,5% Stärke
[42], 15% Kohlehydrate, 2% hochwertigem
Eiweiss, nur 0,1% Fett, dafür ca. 1%
Mineralstoffe und Spurenelemente (Natrium,
Kalium, Calcium, Phosphor und Eisen) [7],
Selen und Chrom, und die Spurenelemente Jod,
Kupfer, Mangan, Zink, Fluor und Nickel [42].
Das Kalium z.B. bewirkt schnelle Weiterleitung
der Nervenimpulse, reguliert Herz und
Herzmuskel, den osmotischen Druck, die
Enzymaktivierung, Muskel- und Nervenerregung,
Herztätigkeit und Säure-Basen-Haushalt [59].
Ausserdem enthalten Kartoffelknollen die
Vitamine A, B (v.a. B1 und B2) [7], B6,
Vitamin E [53] und viel Vitamin C [7], das
auch nach dem Erhitzen erhalten bleibt, viel
Vitamin K (für die Blutgerinnung) und
biologisch wichtige Aminosäuren, Ascorbinsäure
und Niacin. Neueste Forschungen belegen, dass
Kartoffeln - wie Auberginen, Blumenkohl und
Tomaten - winzige Mengen Nikotin enthalten
[42]. Kartoffeln <enthalten kaum Fett,
halten lange satt und sind schnelle
Energiespender. Wer regelmässig Kartoffeln
isst, stärkt auch seine Abwehrkräfte.>
Wegen des hohen Vitamin C-Gehalts wird die
Kartoffel in Europa auch als "Zitrone des
Nordens" bezeichnet. [23] Die Kartoffel hat
den doppelten Nährwert wie Getreide, und die
Kartoffel braucht keinen Dreschvorgang und
auch keine Kornmühle, um serviert zu werden
[26]. Kartoffeln sind basisch und eine ideale
Ergänzung zu saurer Nahrung [42]. <Mehlige
Kartoffeln sind ideal für Püree, Puffer und
Knödel, festkochende für Kartoffelsalat oder
Bratkartoffel. Vorwiegend festkochend eignen
sich bestens als Salz- und Pellkartoffeln>
[35].
Lange Lagerung und falsche Zubereitung können
aber den gesamten Vitamingehalt vernichten.
Kartoffeln müssen frisch sein [20].
Bei der Zubereitung muss man vorsichtig sein:
Alle grünen Pflanzenteile enthalten das
giftige Solanin [14], bzw. Kartoffelschalen
und grüne Stellen der Kartoffeln enthalten
eine relativ hohe Konzentration an Alkaloiden
(v.a. Solanin) [7], denn die Kartoffel schützt
sich mit dem Solanin in ihren Schalen gegen
Schädlinge [58]. Grüne Stellen der
Kartoffelknollen enthalten ebenfalls das
giftige Solanin und müssen weggeschnitten
werden [9], und zwar immer grosszügig
wegschneiden [14]. Die geschälte Knolle selbst
enthält nur wenig Solanin, und auch der rohe
Kartoffelsaft enthält nur wenig Solanin [64].
Eine Kartoffelvergiftungen kann bis zur
Nervenlähmung mit Atemstillstand führen [14].
Das Solanin ist wasserlöslich und ist nach dem
Kochen der Kartoffeln im Kochwasser [52] oder
ist verdampft [5]. Geschälte Kartoffeln in
Wasser gekocht sollte man nur mit etwas Kümmel
kochen, aber ohne Salz, denn das Salz schwemmt
sonst das Kalium aus [52]. Die Zubereitung von
"Salzkartoffeln" ist also widersinnig [5],
bzw. das Verfahren, durch das Salz eine höhere
Wassertemperatur und einen schnelleren
Garvorgang zu erreichen [82] hat seinen
gesundheitlichen Preis [5]. Bei zu langem
Kochen beträgt "der Verlust an Vitaminen und
Mineralstoffen bei Salzkartoffeln um [die]
25%" [53]. Deswegen ist das Dünsten der
geschälten Kartoffeln besser, denn dann wird
dann bleibt fast alles drin in der Kartoffel
[55]. Ungeschälte Kartoffeln verlieren nichts,
weder beim Kochen noch beim Dünsten. Gebackene
Kartoffeln in Alufolie erleiden hohe
Temperaturen und dadurch einen teilweise
Verlust des Nährgehalts [59].
Die ganz armen Leute bekamen in Europa früher
nur die Kartoffelschalen zu essen, die die
Küche der Reichen übrigliess. Die
Kartoffelknollen mit Schale zu essen bringt
keinen Vorteil [9], denn der Vitamingehalt der
Kartoffelknolle ist im Zentrum am höchsten und
nimmt nach aussen hin ab [43]. Die
Frühkartoffeln - so empfehlen viele Köche -
schmecken aber besser mit der Schale [42].
Dass die Schale 7 mal so viele Vitamine
enthält wie das Fruchtfleisch, das ist nur bei
Äpfeln und Birnen so [43]. Die ganz armen
Leute bekamen also absolut vitaminlose
Kartoffelschalen. Einen basischen und
ausgleichenden Effekt haben die
Kartoffelschalen, an denen noch etwas Substanz
dranhängt, aber wohl trotzdem noch...
Kartoffeln in
Peru
Die Kartoffel in den Anden des heutigen
Süd-"Amerika" wuchs zuerst wild und wurde dann
gezüchtet, z.T. mit entgiftendem Effekt. Der
Kartoffelanbau geht gemäss Funden bis auf 7000
v.Chr. zurück (Chilca-Tal). Die Eingeborenen
verfügten über Kartoffeln in allen
Variationen, "von rot bis rosa, von
orangefarben bis gelb, süss oder bitter
schmeckend, stark mehlig oder fast
butterzart". Für jedes Milieu oder je nach
Bedarf wurden neue Kartoffeln gezüchtet mit
Querbestäubungen etc. Kartoffeln werden v.a.
in den Höhenlagen angebaut, wo der
bewässerungsintensive Maisanbau und der
Maniok-Anbau nicht mehr möglich ist. Vor den
Inkas waren es u.a. die Kulturen der Wari und
der Tiwanaku [76].
Die Kartoffeln der Inkas haben oft eine
längliche, oft gekrümmte Form mit Wülsten
(unangenehm zum Schälen [5]). Die Anden
verfügen über frostharte Kartoffeln, die man
noch bis über 5000 m Höhe anpflanzen kann, die
aber wegen ihrer Bitterstoffe behandelt werden
müssen [76]. Die Kartoffeln der peruanischen
Anden waren zudem [und sind bis heute zum
Teil, das habe ich selbst gesehen] eher kleine
Knöllchen, viel kleiner als die heutigen
Kultur-Kartoffeln in Europa, nur nussgross,
männlichen Hoden ähnlich [80]. Die grossen,
runden, ovalen und glatten Kartoffeln sind
europäisch-nord-"amerikanische" Zuchtformen
[76].
Kartoffeln in allen Formen in Gelb,
Rot, oder auch Blau oder Schwarz [4]
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Kartoffeln in allen Formen in Gelb,
Rot, oder auch Blau oder Schwarz [5]
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Bezüglich Kartoffelanbau wurde in Lima (im
reichen Regierungsstadtteil "La Molina" [11])
das ein Internationales Kartoffelinstitut
gegründet, das "Internationale
Kartoffelzentrum" (span.: "Centro
Internacional de la Papa" (CIP),
www.cipotato.org [11]) [7] mit dem Ziel, eine
"Wunderkartoffel" zu züchten [76]. Dort werden
100 wilde und 3800 in den Anden traditionell
kultivierten Kartoffelsorten verwaltet [7]
bzw. in vitro werden 4500 Kartoffelsorten und
Samen von 1100 Kartoffel-Wildart-Sorten
gespeichert, sowie 5000 Sorten Süsskartoffeln
in vitro und "etliche Samen". Die
Wissenschaftler des Kartoffelzentrums
beschäftigen sich mehr mit sich selbst als mit
Kartoffelbauern, und die "Wunderkartoffel"
wurde bisher noch nicht gefunden... [76]
Die Kartoffelsorten (die Knollen)
unterscheiden sich in Sachen Reifezeit
(frühreif, mittelfrühreif, mittelfrüh-späte
Kartoffelsorten), bezüglich festkochend oder
mehlig kochend, oder sonstig
(Veredelungskartoffeln, Wirtschaftskartoffeln
mit hohem Stärkegehalt, Futterkartoffeln oder
Pflanzenkartoffeln). Kartoffelfarben sind
gelb, rot oder blau [bis schwarz],
Fleischfarben können weiss, hellgelb oder gelb
sein, die Knollen können länglich, oval,
kugelrund oder nierenförmig sein, und auch die
Schalen können verscheiden rau sein [7]. Man
sieht auf den Fotos runde, ovale,
möndchenförmige, wurmförmige oder
traubenartige Kartoffeln, in Hellgelb,
Dunkelgelb, Orange-Rot, Bordeaux-Rot,
Tintenblau, Violett und Schwarz. Es fehlen die
Angaben über Konsistenz und Geschmack.
Vielleicht fehlt da ein
Online-Kartoffellexikon...
Bäume, Felder und Grasberge
Kartoffelfeld, Baumgestalt,
Strassenverlauf und Grasberge
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Kartoffelgeschichte
Peru-Europa - Zierpflanze, dann erst
Nutzpflanze
Mit der Kartoffel beschäftigen sich spezielle
"Kartoffelhistoriker" [90]. Die Kartoffel stammt
aus dem heutigen Peru und aus dem heutigen
Bolivien [80], das früher zu Peru gehörte [94],
dem Gebiet des Titicaca-Sees, das "Genzentrum"
der Kartoffel. Die verschiedenen Kulturen
Süd-"Amerikas" entwickelten jeweils eigene
Bezeichnungen für die Kartoffel - ein Zeichen
für eine lange Anbautradition [76]. Die These,
wonach die Kartoffel aus Chile stammt, wurde in
den 1920er Jahren vom russischen Botaniker
Vavilov in Umlauf gebracht, um den Nationalstolz
der Chilenen zu stärken [80]. Aus Chile stammen
aber nur einige Züchtungen von der Insel Chiloé,
wo der südlichste Hafen der spanischen Besetzer
war. Charles Darwin konnte auf seiner
Chile-Reise auf der Insel Chiloé 1832 / 1837
keinen Kartoffelanbau finden. Generell betreiben
die Ureinwohner Chiles an der Küste kaum
Ackerbau, sondern Fischfang [80]. Nun, zwischen
Peru und Chile herrscht seit dem Salpeterkrieg
(1879-1884) und seit der chilenischen Ausdehnung
nach Norden ein dauernd gespaltenes Verhältnis.
Peru fordert Provinzen zurück, und Chile
beneidet Peru weiterhin wegen seiner
Artenvielfalt - da Chile keinen Urwald hat.
Irgendjemand hat Vavilov dann auf einer seiner
Reisen scheinbar dazu manipuliert, in den 1920er
Jahren die Behauptung aufzustellen, die
Kartoffel stamme aus Chile... [5]
Kartoffelgeschichte:
Indigenas - Inkas
Aus der Knollen-Wildpflanze züchteten die
Anden-Kulturen des heutigen Peru 2000 bis 3000
verschiedene Kartoffelsorten. Die Ausbreitung
beschränkte sich auf Süd-"Amerika", denn der
Urwald am Isthmus des heutigen Panama war
undurchdringlich. Deswegen gab es in
Mittel-"Amerika", in der Karibik und in Mexiko
vor Kolumbus keinen Anbau der Anden-Kartoffel
[76]. In Mittel-"Amerika" gab es dafür die
Süsskartoffel [75], die in ganz "Amerika"
vorkam, zumindest bis Nord-Peru [76]. Wilde
Kartoffeln kamen wiederum in Nord-"Amerika" vor,
z.B. bei den Navajos [76].
Die Jäger und Sammler entwickelten
Gemüsezüchtungen ("Kulturpflanzen" Kürbis,
Bohne, Mais) und die Bewässerung, und so wurden
sie auch in trockeneren Regionen sesshaft [76].
Kulturen mit Kartoffelanbau vor den Inkas waren:
-- die Region rund um den Titicaca-See (heute
Peru und Bolivien), wo sich Hochkulturen
bildeten, weil der See die die
Umgebungstemperatur positiv beeinflusst
("titi"=Aymara: Puma; "caca"=Ketschua: Felsen),
und so liessen sich dort auf bewässerten Feldern
noch auf über 4000 m Kartoffeln, Mais, Bohnen
und Quinoa anbauen [76]
-- die Tiwanaku am Titicaca-See (bis ca. 1000)
mit einem Anbauverfahren mit Kanälen und Hügeln,
das eine frostschützende Nebeldecke bildete [76]
-- die Aymara am Titicaca-See (bis ca. 1000)
entwickelten über 200 Kartoffelsorten [76]
-- die Mochica-Kultur Nord-Perus (ca. 850-1500)
baute viele Gemüse an, auch Kartoffeln und
Süsskartoffeln, und sie kannten einen Dünger aus
Vogel-Guano mit Lamamist und Wasser [76].
Kartoffelfeld und Grasberge
Kräuterfeld, Kreuze und
Wolke
Diese auffälligen Kreuze sind sehr
merkwürdig. Irgendein Landbesitzer
hat sich hier einen Scherz
erlaubt. Die Kreuze kommen auch
auf anderen Webseiten vor.
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Die Anden-Kulturen assen nicht nur traditionell
den Körper des erschlagenen Feindes, um die
Energie des Feindes in sich aufzunehmen (sie
waren "Menschenfresser", in: Friedrich Wollner
1970 [79]), sondern kannten auch traditionelle
Verfahren zur Gefriertrocknung bestimmter
Kartoffelsorten, um eine ganzjährige Versorgung
zu garantieren: Die zuerst gekochten, dann
gepellten und dann gefriergetrockneten
Kartoffeln (mit mehrfachem Frieren in der Nacht
und Auftauen an der Sonne am Tag) sind die
"chuños" und die "moroya" und sind bis zu 4
Jahre haltbar und werden durch Einweichen wieder
essbar. Die Chuño-Knolle galt auch als
Tauschmittel und Handelsobjekt an der Küste.
Chuños waren der Proviant der Anden-Heere [76].
Inhaltsstoffe der Chuños: <Chuños bestehen
aus nur noch rund fünfzehn Prozent Wasser, sechs
Prozent Rohprotein, ein halbes Prozent Rohfett,
eineinhalb Prozent Rohfaser und fast
fünfundsiebzig Prozent stickstofffreie
Extraktstoffe.> [76]
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Weisse und schwarze Chuños
[12]
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Inkas: Die Inkas pflanzten traditionell neben
Feldern immer auch Bäume an, um durch die
Nährstoffversorgung des Bodens zu
harmonisieren und zu fördern [76]. So ergibt
sich das Zusammenspiel, eine "Einheit" von
Bäumen, Feldern und Weiden: Baumreihen
begrenzen die Felder und Weiden, oder
Baumgruppen stehen mitten in Feldern und
Weiden [5]. Und die Blätter der Bäume sind
ausserdem ein guter Dünger [102].
Die Kartoffel und der Mais brauchten nicht
viel Pflege und gaben den theokratischen
Diktatoren die Möglichkeit, monumentale Bauten
und Pyramiden bauen zu lassen. Die Kartoffel
mit all ihren gesundheitsfördernden und
geistig stimulierenden Inhaltsstoffen war die
Voraussetzung für die Inka-Hochkultur, die ein
durchorganisiertes Schulsystem und ein
hochstehendes medizinisches System unterhielt.
Bei den Inkas wurden Tribute auch in Form von
gefriergetrockneten Kartoffeln (chuños)
bezahlt, und Chuños wurden auch den Toten
beigegeben. Es wurden schwarze, schwarz-braune
und weisse Chuños gefunden. In Süd-"Amerika"
waren über 250 Kartoffelsorten bekannt, als
die spanischen Besetzer das Inka-Reich
zerstörten [76].
Kartoffelgeschichte:
Christoph Kolumbus in der Karibik mit der
Süsskartoffel
Kolumbus in der Karibik [ab 1492] fand die
Süsskartoffel. Die normale Kartoffel in Peru
wurde erst später gefunden und nach Europa
gebracht. Kolumbus brachte dann einige
Süsskartoffeln nach Europa mit, nicht zum
Essen, sondern nur zum Untersuchen, denn die
"christlichen" Rassisten beharrten auf ihren
europäischen Lebensmitteln und Viehzucht, mit
denen sie auch die Landwirtschaft der Karibik
zerstörten (Weizen, Monokulturen, Viehhaltung
mit Trampeltieren, die den Boden verdichteten
etc.) [75]. Die Seeleute aber ernährten sich
auf den langen Schiffsreisen gerne mit den
Süsskartoffeln (Bataten), und in Italien wurde
die Süsskartoffel wegen der dichten
Bevölkerung bald auch auf breiter Basis
angebaut. Kolumbus soll in Spanien den
Feldanbau veranlasst haben, an Spaniens
Südwestküste in Huelva, Palos, und in Bayona
[80]. Die Süsskartoffel entwickelte sich in
Europa dann zur eher geschmackschwachen Bintje
[82].
Kartoffelgeschichte:
Die Anden-Kartoffel aus Peru (Biru) in
Spanien und Italien
Dann folgte die peruanische Kartoffel: Die
Anden-Kartoffeln werden von europäischen
Historikern auch als das "Gold der Inkas"
bezeichnet [24]. In Peru selbst werden über
3000 Kartoffelsorten angebaut, die
grösstenteils wegen der speziellen
klimatischen Bedingungen nur in Peru selbst
wachsen [7]. Chile hat kaum Kartoffelanbau
(Insel Chiloé) [76]. Lange meinten die
europäischen Historiker, der englische Pirat
Sir Francis Drake habe die Kartoffel nach
Europa gebracht, und es wurden entsprechende
Denkmäler aufgestellt [26]. Aber die
historische Forschung der Kolonialakten im 20.
Jh. änderte dieses auf England zentrierte
Geschichtsbild, denn die spanischen
Kolonialisten brachten die Kartoffeln zuerst
und verbreiteten sie über die Häfen und über
den Vatikan. Insgesamt gab es drei
Verbreitungswege: über Spanien und Italien,
über Holland, und über Irland und England
[35].
Tierherde mit Panorama zwischen
Uripa und Talavera (01)
Tierherde mit Panorama zwischen
Uripa und Talavera (02)
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Francisco Pizarro [14]
entdeckte für Europa von Norden
her die Anden- Kartoffel |
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Diego de Almagro [15] entdeckte
für Europa von Süden her die
Anden-Kartoffel |
Genauer: Pizarro 1528 (von Tumbes her) und
Almagro (von Chile her) entdeckten in den
Anden jeweils die Kartoffelkulturen [82]. Die
Kartoffel erreichte dann zuerst Mexiko - aber
nur als Verpflegung der Eingeborenen
(Indigenas) [76]. Die spanisch-rassistischen
Kolonialisten brachten Kartoffeln zuerst nach
Gran Canaria, um dort den Anbau zu kultivieren
und schliesslich die Kartoffel in Spanien und
in Mitteleuropa (Antwerpen und Rouen)
einzuführen [7,82]. Über Spanien kam
eine rote Kartoffel nach Europa, über England
später eine gelbe. Es waren bereits von den
Inkas gezüchtete Kartoffeln, also keine
"Urkartoffeln" mehr [43]. Die Kartoffel kam
nicht allein: Aus den neuen Kolonien kamen
u.a. auch Bohnen, Mais, Tabak, Ananas, Tomate,
Kautschuk, und Topinambur, wobei für
Kartoffeln und Topinambur oft dieselbe
Bezeichnung benutzt wurde. Zuverlässige
Quellen sind also nur diejenigen, wo Kartoffel
und Topinambur genau unterschieden wurden,
also bei Steuer- oder Zehnten-Dokumenten [80].
Topinambur verwurzelt sich z.B. sehr viel mehr
im Feld und ist kaum mehr wegzukriegen, und
deswegen wurde der Topinambur dann auch nicht
mehr gross angebaut [82], bzw. anfangs war der
Topinambur aus Brasilien noch Konkurrenz für
die Kartoffel, aber der süsslich-fade
Geschmack und der unkrautartige Wuchs (wie
Brombeeren), der die 3-Felder-Wirtschaft
verunmöglichte, bewirkten, dass Topinambur
kaum mehr angebaut wurde [29].
Topinambur
|
Topinambur, die Blattanordnung
[16] |
Topinambur, Blüte mit
Blattanordnung [17]
|
Topinambur, Knollen [18]
|
In
den Aufzeichnungen hatten die
Kartoffel und der Topinambur oft
dieselbe Bezeichnung. Die Pflanzen
haben aber teilweise entscheidend
verschiedene Eigenschaften, so
dass sich die Kartoffel
durchsetzte...
|
Um 1530 brachte Pedro de Cieza, ein spanischer
Kolonialist unter Pizarro, erste
Anden-Kartoffeln nach Europa mit der Angabe,
sie sei mit Kastanien vergleichbar [15].
Verschiedene Erzählungen berichten, wie die
Kartoffel nach Italien kam: Der erste Anbau
war Anfang 16.Jh. in der Toskana, oder die
"Barfüsser" brachten die Kartoffel nach
Nord-Italien (Peter Magazini 1623), oder
Clusius oder Theresia von Avila oder
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Karte Frankreichs mit der
Markierung der Ardèche [20] |
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Jacques
Dubois (Jacobus Sylvius), Profil
[19]; als Arzt behauptete
er, die Kartoffel sei allgemein
unverdaulich... |
Cardano wars gewesen. Auch in Italien war die
Kartoffel aber nur für die Armenschicht. Die
reichen Bürger zierten sich [82]. In Italien
wurde die Kartoffel Papst Clemens VII.
(1478-1543 [16]) präsentiert [15].
In Frankreich soll der Franziskaner Pierre
Sornas im Jahre 1540 im Weiler Becuze [bei
google maps nicht auffindbar] die ersten
Kartoffeln angebaut haben, als er von Spanien
von Toledo nach Frankreich in die Ardèche
zurückkehrte. Aber schon die ersten
Kartoffelpflanzungen wurden in Frankreich
intellektuell bekämpft: Arzt Jacques Dubois
(genannt Sylvius) (1478-1555 [32]) aus
Montpellier schrieb in seinen
Ernährungshinweisen zwischen 1542 und 1546,
die "besondere Kost" der "Armen" [die
Kartoffel] sei allgemein unverdaulich, aber
der "Konstitution" der Armen "perfekt
angepasst" [29]. Die Armen und Unterernährten
Europas profitierten vom hohen Vitamin
C-Gehalt der Kartoffel [26]. So konnten die
Armen auf Brot und Butter verzichten (Johann
Georg Leopoldt [Mozart?] 1759) [82].
Anden-Kartoffeln aus Cusco erreichten vom
kolumbianischen Hafen Cartagena aus um 1550
erstmals den spanischen Hof [17]. Der kranke
Papst Pius IV. erhielt im Jahre 1566 einige
Kartoffelknollen von Phillip II. aus Spanien
zugeschickt, offenbar als kräftigendes
Heilmittel (Tonikum) gedacht [17]. Danach
provozierten die neuen Anbaumethoden von
Kartoffeln und Mais den Vollzug der
Kalenderreform, der "Gregorianische Kalender",
der sich nicht mehr verschob [82].
Kartoffeln
auf Schiffen - Piraten mit Kartoffel besser
ernährt als die Adligen ohne Kartoffel
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Piratenschiff
(hier
ein Nachbau in Guayaquil) [21];
Piraten stammten aus den unteren
Schichten und waren sich
Kartoffeln gewöhnt, und lebten
deswegen gesünder als die Adligen
auf den Adelsschiffen, die die
Kartoffel verweigerten |
Die Kartoffel war unter Seemännern beliebt
wegen ihres hohen Vitamin C-Gehalts und der
vorbeugenden Wirkung gegen Skorbut [26] und
wurde entsprechend um die Hafenstädte schon
früh angebaut [38], z.B. rund um den
spanischen Haupthafen Sevilla ab ca. 1570
[17]. Die Schiffsbesatzungen führten als
Proviant u.a. getrocknete Kartoffeln mit und
fortan verschwanden bei mit Kartoffeln
ernährten Schiffsbesatzungen die Krankheiten
Skorbut (Vitamin C-Mangel), Beri Beri (durch
Reis-Mono-Ernährung) und Pellagra (durch
Mais-Mono-Ernährung). Dabei war bei den
Normannen eigentlich schon Zwiebelkonsum
präventiv gegen Skorbut eingeführt worden, was
aber von den italienischen und spanischen
Seeleuten nicht kopiert worden war. Auf
Piratenschiffen wurden generell mehr
Kartoffeln gegessen als auf Schiffen der
Adligen - und die Piraten waren besser
ernährt, denn sie kamen aus der Unterschicht
und waren sich Kartoffeln bereits gewohnt...
[82].
Die
Anden-Kartoffel in Spanien
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Das
"Hospital de la Sangre" in
Sevilla, Fassade [22]; hier
wurde den Patienten Kartoffeln
gegeben, um schneller gesünder
zu werden
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José
de Acosta, Profil [23]. Acosta
berichtete, die Eingeborenen in
Peru ässen die Kartoffel wie
Europäer das Brot
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Innerhalb Spaniens baute man bald auch in
Galizien, Andalusien, an der Sierra Nevada und
in Alt-Kastilien Kartoffeln an, von wo die
Kartoffeln dann nach Genua gelangte [82].
Dokumente belegen, dass z.B. das Spital
"Hospital de la Sangre" in Sevilla für die
Kranken Kartoffeln einkaufen liess (ab 1573)
[17]. Ab 1576 war der Kartoffelkonsum in
spanischen Klöstern normal [82]. Bis Ende des
16.Jh. waren die Kartoffeln aber noch ein
Nischenprodukt, das zuerst nur pfundweise,
dann in Einheiten von 5-6 kg gehandelt wurde
("Arroba") [17]. Acosta berichtete 1590, die
Indigenas (Ureinwohner) der Anden würden die
Kartoffel essen wie die Europäer in Europa das
Brot [82] (Jesuitenpater José de Acosta,
Bericht 1590 [84]). Die gefriergetrockneten
Kartoffelchips, die "Chuños", wurden von den
spanischen Kolonialisten übernommen: Weisse
Chuños wurden in Spanien zur Mehlherstellung
eingeführt [76].
Die Kartoffel
als "schöne Blume" und Heilpflanze im
restlichen Europa
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Kartoffeln
kamen
zuerst als "schöne Blume" in
Ziergärten, botanische Gärten,
Universitätsgärten und
Lustgärten, hier ein Lustgarten
in Stuttgart von 1616 [24]
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Plan
eines
Arznei- und Klostergartens,
z.B. St.Gallen 820 [25];
Kartoffeln wurden als Heilpflanze
in Klostergärten integriert. Und
die Naturmediziner fanden die
Kartoffel wegen der giftigen
Blätter und Beeren
"interessant"... |
Die Kartoffel im botanischen Garten: Im
restlichen Europa ausserhalb der grossen
Kolonialmacht Spanien [5] wurde die Kartoffel
vom Adel zuerst nur wegen ihrer schönen Blüte
oder wegen ihrem reichen Laub angepflanzt [7],
in Ziergärten und in botanischen Gärten
gehalten, zusammen mit Tomaten-, Mais- und
Kaffeepflanzen [8]. Kartoffeln bekamen wegen
ihrer schönen Blüten ihren Stammplatz in
Universitäts- und Lustgärten der Fürsten und
galten als "wertvolle botanische Rarität". Den
Wert als Nutzpflanze wurde zuerst kaum erkannt
[17]. Ausserdem bekam die Kartoffel - wie jede
andere neue Pflanze aus "Amerika" - in den
Klostergärten ihren Stammplatz, um neue
pflanzliche Heilmethoden zu erforschen. Und da
waren noch die Beschreibungen, dass
indianische Zauberkräfte Menschen in Tiere
verwandeln könnten. Das machte die Sache mit
den "amerikanischen" Pflanzen nur noch
interessanter (Gonzalo Francisco de Oviedo y
Valdés 1553) [80]. Und generell finden
Naturmediziner giftige Pflanzen immer
"interessant". Gewisse Parallelitäten zur
giftigen Tollkirsche (die durch Alkaloide
stimulierend wirkte [85]) waren zu erwarten.
Der Verdacht, dass die Kartoffel ein sexuell
anregendes Mittel sei, liess die Kartoffel
erst recht in den adligen Gärten erscheinen -
neben der z.T. giftigen Tomate. Die Aussicht
auf ein natürliches Potenzmittel für "eheliche
wercke" gab der Kartoffel in den fürstlichen
Gärten ihren Stammplatz [82]. Erst am Schluss
wurde die Kartoffelknolle auch von der breiten
Masse gegessen [43] - und für eine starke
Armee und einen "Sieg" [5]. Dabei war die
Kartoffel lange von der Steuer oder vom
Zehnten befreit, war aber dadurch immer wieder
Objekt der Auseinandersetzung, ob man nun den
Zehnten auf die Kartoffel erheben solle oder
nicht. Gleichzeitig gab es viele
Pflanzenbücher, die die Kartoffel komplett
verschwiegen [80]. Die Kartoffel kam nicht
allein: Auch die Laus im Weinberg stammt aus
"Amerika"... [82]
Viehfutter: Die Knollen wurden auch als
Viehfutter verwendet [8,24], speziell für
Schweine [34]. Die Kartoffelknolle wurde also
relativ schnell zum Schweinefutter, und die
Schweine wurden nicht mehr in die Wälder
getrieben, um Eicheln zu fressen, sondern
immer mehr in Ställen "gehalten" [7], die
erste Massentierhaltung. Nun wurde die
Kartoffel aber immer wieder als
"Schweinefutter" bezeichnet, das die
Menschen nicht essen sollten... [5]
Der Botaniker
De l'Ecluse mit der Kartoffel
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Charles de l'Écluse (lat.:
Carolus Clusius), Portrait [6],
nannte die Kartoffel "Trüffel"
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Karte
von Holland mit der Position von
Leiden zwischen Den Haag und
Amsterdam [26], die Wirkungsstätte
von Botaniker De l'Ecluse als
Professor
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Das
"Heilige
Römische Reich Deutscher Nation"
im Jahre 1560, Karte [27], es
reichte von Cambray bis Pressburg
(heute Bratislava) und von Hamburg
bis Florenz. Botaniker De l'Ecluse
liess ab 1593 in diesem
Gebiet die Kartoffel
verbreiten.
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Der päpstliche Gesandte brachte die Kartoffel
auch nach Mons in die spanischen Niederlanden
(heute Belgien [5]). Der Präfekt von Mons,
Philippe des Sivry, sandte 1588 dem
flandrischen Botaniker Charles de l'Ecluse
(lat.: Carolus Clusius (1526-1609 [18]) zwei
Kartoffelknollen und eine Kartoffelfrucht, und
De l'Ecluse liess die Kartoffeln noch im
gleichen Jahr am Wiener Hof unter Kaiser
Maximilian II. im Botanischen Garten anbauen
[17]. De l'Ecluse nannte die zu dieser Zeit
noch kleine, ihm vorgezeigte Kartoffel "kleine
Trüffel" [15]. De l'Ecluse, der ab 1589 im
protestantischen Frankfurt am Main und in
Kassel am Hof von Wilhelm IV. wirkte, bekam
vom Präfekt von Mons, Sivry, ein
Kartoffelaquarell zugeschickt - das erste
Kartoffelbild Europas. Ab 1593 konnte De
l'Ecluse als Professor der Universität Leiden
in Holland die Kartoffel bekanntmachen und
liess sie durch seine Korrespondenten im
gesamten Heiligen Römischen Reich Deutscher
Nation verbreiten [17].
In England war die Kartoffel erst ab 1586, und
die erste sichere Quelle über Kartoffelanbau
in Irland stammt von 1606 [17]. In Frankreich
war die Kartoffel ab 1665 im Kräutergarten des
Hofs vertreten, aber der Kartoffelanbau blieb
bis ins 18.Jh. auf einige einzelne Regionen
beschränkt (Dauphiné bzw. mittleres Rhonetal
bis zur Durance in den Alpen, Vogesen, Elsass,
Zentralmassiv, Lothringen und Bretagne mit den
Amerika-Häfen). Dort, wo die Kartoffel
angebaut wurde, wuchs die Bevölkerung jeweils
stärker an [29].
Etwas
Ethymologie (Wortherkunft) in Sachen "papa",
"Kartoffel", "pomme de terre" etc.
Die
Eingeborenen der Karibik (z.B.
hier Tahino / Taino aus Puerto
Rico [28]), nannten die
Kartoffel "papay", "papaw" oder
"paupau", und die Spanier
nannten die Kartoffel dann
einfach "papa"
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Der
Trüffelpilz [29] stand Pate bei
der Namengebung für die
Kartoffel, zuerst zu Deutsch
"Tartuffel", dann durch einen
Schreibfehler "Kartuffel"
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Göttin
"Pomona", die römische Göttin
für Früchte und Gemüse [30]
stand Pate bei der Bezeichnung
für den Apfel (lat. "pomum"),
und dann auch für die Kartoffel
in Frankreich ("pomme de terre")
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Die spanische Bezeichnung "papa" kam von den
karibischen Bezeichnungen "papay", "papaw"
oder "paupau" her. Die Kartoffelknollen wurden
schon in der ersten Anbauzeit in Andalusien
"papa" genannt. Mit der Bezeichnung für den
Papst "el papa" hat die Kartoffel also nichts
zu tun [76]. Die Bevölkerungen Europas
erfanden alle eine eigene Bezeichnung für die
Kartoffel und übernahmen die "amerikanische"
Bezeichnung "papa" der Karibik nicht [82]. Die
Kartoffel wurde in Italien als Trüffel, also
als "truffole" oder "trifola" bezeichnet, die
Kartoffelbauern in Frankreich als
"truffoliers". In den deutschsprachigen
Regionen wurde die Knolle "Tartuffel" genannt.
Durch irgendeinen Schreibfehler in Frankreich
oder in der Schweiz wurde dann das "T" zum "C"
und so die "tartufle" bzw. "Tartuffel" zur
"cartufle" bzw. "Kartoffel" [29]. Eine
Lautverschiebung war es nicht, denn von t nach
k verschoben sich keine Laute [92].
Der lateinische Name "solanum" wurde der
Kartoffel von Bauhin gegeben (Caspar Bauhin,
Professor der Anatomie und der Botanik in
Basel [86], 1560-1624 [87], auch Gaspard
geschrieben), der die Blätter mit
Tomatenblättern und die Blüte und den
Blütenduft mit Auberginenblüten verglich
(Latein: solanem, zu Deutsch: ruhig,
geruhsam), siehe Bauhin: »Phytopinax«. Die
deutschen Bezeichnung "Grüblingsbaum" oder
"Grübling Baum" waren falsch, denn die
Kartoffel ist kein Baum. Andere Bezeichnungen
waren "Erdbirne" oder "Erd-Nuss"
bzw. "Erdtnuss" (Wilhelm IV. von
Hessen-Kassel 1591) [82]. Die
Bezeichnungen als "Erdapfel", "pommes de
terre" etc. geht auf die Sitte der alten
griechischen Kultur zurück, alle Früchte als
variierte "Äpfel" zu bezeichnen [29]. Das
französische Wort "pomme" für Apfel ist von
der römischen Früchte- und Gemüsegöttin
"Pomona" abgeleitet, bzw. Lateinisch ist
"pomum" der Apfel [29,93]. Die Überlieferung
über die wohlgestaltete Pomona besagt, sie sei
vom Gott der Jahreszeiten, Vertumnus, umworben
worden (Ovid: Metamorphosen) [29]. Die
Pomona-Geschichte wurde verschieden vertont,
gemalt [93] oder auch gebildhauert [29], bei
Rubens mit einer Ausstrahlung mit einem
"Appetit auf mehr" [29,93]. Und so kamen die
Apfel-Geschichten auch dem "Erdapfel" zugute:
Liebeszauber [5].
Interessant ist auch generell die sprachliche
Seite: Normalerweise übernahm man mit der
fremden Sache auch das fremde Wort, z.B. aus
dem Arabischen etc. Nur bei der
Kartoffel bildeten sich sehr rasch und überall
eigene Bezeichnungen (Neuschöpfungen), ausser
in Spanien mit dem Wort "papa" [88].
Gerüchte und
Agitation gegen die Kartoffel - und
klimatische Schwierigkeiten der
Anden-Kartoffel
Das Essen der Pflanzenteile: Durch
unsachgemässe Verwendung der Kartoffelpflanze
kam es in Europa dazu, dass anfangs auch die
oberirdischen, giftigen Pflanzenteile gegessen
wurden, mit heftigen Vergiftungen als Folge.
So entstand in Europa das pauschale Gerücht,
dass Kartoffeln giftig seien, und die Bauern
verweigerten lange den Anbau dieser giftigen
Pflanze [20]. Die Kartoffel wurde auch
beschuldigt, zu erdig zu sein und durch die
erdigen Substanzen Übelkeit zu verursachen
(Künitz) [82], oder die Bauern behaupteten,
die Kartoffel würde dem Boden Kraft entziehen
[89].
Klimatische Bedingungen: Die Kartoffel hatte
in Europa auch klimatische Schwierigkeiten.
Das heisst: Die Tage in Peru sind wegen der
Nähe zum Äquator viel kürzer ("Kurztag" von
ca. 12 Stunden) als in Europa ("Langtag" im
Sommer von ca. 15 Stunden),
Globus
mit
Süd-"Amerika" und Europa [32] mit der
Darstellung der Sonneneinstrahlung über
Peru und über Europa
und entsprechend wuchs die Kartoffel in Europa
anders: Der Knollenansatz erfolgte wegen der
längeren Tage in Europa zu spät, und die
Kartoffeln blieben klein, aber die
unterirdischen Ausläufer (Stolonen) wurden
mehr [96] ("wilde Stolonen"). Die Blüte
entwickelt sich in Europa mit einem "Langtag"
schneller. In den Anden haben die wilden
Kartoffeln mehr Blüten, was der höheren
Lichtintensität in den hohen Anden
zugeschrieben wird (steilere
Sonneneinstrahlung, kürzere Distanz zur
Sonne). Die Kartoffelstauden wachsen im
"Kurztag" gedrungen, im "Langtag" hoch und
sperrig. Das Wesentliche folgt hier: Die
Kartoffelknollen wachsen im "Kurztag"
schneller und regelmässiger als im "Langtag",
und im kälteren Klima wachsen die Knollen
besser als im warmen Klima. Das heisst, im
"Kurztag" im kühlen Klima wachsen die
Anden-Kartoffeln am besten (z.B. in Peru in
den hohen Anden), im "Langtag" im wärmeren
Mitteleuropa am schlechtesten. Düngung
("Stickstoffgabe") bewirkt im "Kurztag"-Gebiet
grössere Kartoffeln, im "Langtag"-Gebiet mehr
giftiges Kraut [97]. Der Anbau im warmen und
sonnigen Süd-Spanien (mit merklich kürzeren
Tagen als in Mitteleuropa!) war
scheinbar kein grosses Problem. Die späte
Reifung in Mitteleuropa aber hatte zur Folge,
dass die Kartoffeln vielleicht zu früh aus dem
Boden geholt wurden und noch grün gegessen
wurden, mit dem Nervengift Solanin drin, mit
entsprechender Wirkung. Je kälter es aber in
Mitteleuropa durch die "Kleine Eiszeit" wurde,
desto besser wuchs die Kartoffel. Die
Kloster-Wissenschaftler machten sich nun
daran, europäische Kartoffelsorten zu
entwickeln... [5] Die Kartoffel in
Mitteleuropa musste also zuerst an die
Langtagbedingungen angepasst werden. Wenn man
sie zu früh erntete, wiesen sie noch viel
Solanin auf, mit entsprechenden
"Nebenwirkungen" wie <Kopf-, Hals- und
Bauchschmerzen verbunden mit
Schweissausbrüchen und Übelkeit> [38]. Die
Kartoffel war nicht die einzige Pflanze, die
eine Kurztag-Langtag-Empfindlichkeit aufwies
[99].
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Die
Kirche behauptete, die Kartoffel
sei vom Teufel [31], weil die
Kartoffel unterirdisch wuchs
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Die rassistische Kirche: Die Kirche
verhinderte die Verbreitung der Kartoffel
gleichzeitig mit ihrer Teufels-Propaganda:
<Im damaligen Europa waren die Menschen
nicht gewohnt Früchte aus dem Boden zu essen.
Was aus dem Boden kam hätte vom Teufel sein
können> [73]. Die Kirche meinte also, die
Kartoffel käme (wie auch alles andere
"Erdobst" [89]) quasi aus der "Unterwelt", und
mit der "Unterwelt" wollte niemand etwas zu
tun haben [5]. Schon vom Aussehen her hatte
die Kartoffel einen schweren Stand, denn die
braungelbe, unförmige Knolle [90] - das Symbol
für die Unterwelt [5] - wurde immer dem
prall-runden, roten Apfel gegenübergestellt
[90] - das Symbol für die himmlische Welt [5].
Konservative Kirchenströmungen blieben
ausserdem noch lange bei der Vorstellung, die
Erde sei eine Scheibe, und die Kartografen
zeichneten oft Ungeheuer dort, wo "Amerika"
war [75]. Ausserdem waren die Kartoffeln aus
Peru noch viel kleiner als die heutigen
Züchtungen und waren nussförmig bzw. ähnelten
männlichen Hoden [80]. So war die Kartoffel
also ein "teuflisches" Produkt, und da der
oberirdische Teil [26] - der
"himmlische" Teil - eine Giftpflanze war, war
auch der oberirdische Teil vom "Teufel" [5].
In Schottland wurde der Konsum der Kartoffel
verweigert, weil sie in der Bibel nicht
erwähnt war [26]. Die Kirche behauptete oft,
die Kartoffel sei die "Inkarnation des Bösen"
[38], weil die Knolle eben aus der "Unterwelt"
kam, und die "himmlische Welt" der Pflanze
giftig war. Dies kombinierte sich mit den
Berichte über "Amerika", wo die Bewohner auch
regelmässig als die "Bösen" dargestellt wurden
("Menschenfresser") [5]. In Russland wurde die
Kartoffelknolle lange als "verbotene Frucht"
betrachtet, die gegen die "heilige Schrift"
verstosse [34]. Nun, man sieht klar: Die
Kirche mit ihren Manipulationen ist der Teufel
selber, und es würde aufgrund dieser
Manipulationen viele Tote geben... [5]
Die Müller: In Sachen Widerstand gegen
Früchte, die unter der Erde wachsen, war die
Kirche aber in "feiner Gesellschaft": Diejenigen
Menschen, die vom Getreideanbau lebten - die
Getreidebauer, die Mühlenbesitzer [29], die
Müller [82], und auch die Viehzüchter -
agierten systematisch gegen die Kartoffel
als Speiseknolle für die Menschen,
schlussendlich erfolglos [29]. Eine Zeit
lang wurde z.B. verboten, Kartoffelmehl zu
verbacken, um die Müller zu schützen
(Braunschweig 1759). Schritt für Schritt
wurden aber die kleinen Mühlen überflüssig,
und die Kartoffeln war sogar eine Zeit lang
steuerfrei (Zehnten-frei)... [82].
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Die
Brahmanen (hier ein alter Brahmane
aus Mamallapuram, Südindien [33])
verweigern die Kartoffeln, weil
sie unter der Erde wächst. |
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Der
Islam (hier betende Muslime in
Beugehaltung [34]) verweigerte die
Kartoffel ebenfalls... |
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Ulrich
von Hutten [35] wetterte als
Reformator gegen "alles Neue",
auch gegen Kartoffeln
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Waldenser
(hier
z.B. der Waldenser Heinrich
(Enrico) Arnaud aus Schönenberg
[36]) verbreiteten in Europa
ebenfalls die Kartoffel
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Andere
Glaubensgruppen: Die Brahmanen verweigern
[bis heute 2010] neben Fleisch und Alkohol
auch den Genuss von Gemüsen, die unter der
Erde wachsen, seien es Zwiebeln, Rüben, oder
Kartoffeln - um den Geist "rein" zu halten
[76]. Und die gesamte islamische Welt
akzeptierte die Kartoffel nicht, weil sie
nicht im "Alten Testament" erwähnt sei, und
so würde mit einem Kartoffelverbot der
Körper "rein" gehalten [80]. Konkret: Die
Türkei und ihr "Osmanisches Reich" baute
wohl den Mais schon 1574 an (am Euphrat),
verhinderten bis zu ihrem Abzug aber die
Kartoffel auf dem Balkan und in Griechenland
(bis 1829), und in der Türkei selbst wurden
Kartoffeln erst ab 1869 angebaut [82]. Auch
in Asien wurden Kartoffelanbau und Maisanbau
lange verweigert. Und die "Reformatoren" der
"Reformation" wetterten zum Teil gegen alles
Neue, nicht nur gegen Pfeffer, Safran und
Seide, sondern auch - gegen die Kartoffel,
z.B. Ulrich von Hutten [80]. Die Waldenser
dagegen - mit strenger Auslegung der Bibel -
bauten die Kartoffel an und erreichten ein
bis zu ihrer Vertreibung und Flucht aus Lyon
ins Piemont, ins Elsass, in die Schweiz und
nach Süddeutschland Ende des 17.Jh. ein
hohes Bildungsniveau (Drucker, Apotheker
etc.) [81].
Auch die Tomate war lange Zeit von der
Kirche geächtet und konnte sich in Europa
erst im 20.Jh. durchsetzen, weil sie wohl
der "Liebesapfel" der Eva mit ihrem Adam
gewesen sei... [80]. Alles, was neu und rot
war, wurde "Liebesapfel" genannt, vom
Granatapfel über die rote Kartoffel bis hin
zur roten Tomate [82]. Die
"wissenschaftlichen" "Christen" aber
spielten ihre Adam- und Eva-Spielchen im
botanischen Garten bzw. im Klostergarten...
[5]
Klima-Abkühlung
("Kleine
Eiszeit"), Hungersnöte und Kartoffeln in
Europa
Allgemein war die Ernährung in Europa immer
nur knapp bemessen [29], denn generell schon
war die Getreideernte recht unregelmässig mit
Schwankungen von bis zu 50% und einer recht
unsicheren Lagerung, so dass die Bevölkerung
in Europa, die
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Das
Wappen von Ahrensfelde [37] (erste
Erwähnung 1375) mit den Ähren, die
damals nur etwa halb so gross
waren wie heute |
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Kleine
Eiszeit, z.B. war die Themse in
London zugefroren, hier 1677
[38]
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auf Getreide setzte, immer mit der Gefahr von
Hunger leben musste [80]. Ausserdem war eine
Ähre um 1300 nur etwa halb so gross wie die
heutigen Ähren (2009). Man kann es am Wappen
von Ahrensfelde ablesen (erste Erwähnung
1375), wie klein damals die Ähren waren
[5,99]. Das Klima in Europa kühlte nun vom 13.
bis 20. Jh. um durchschnittlich 10 Grad ab
bzw. ab dem 13.Jh. waren die Winter um ca. 10
Grad kälter als vorher ("Kleine Eiszeit"), vor
allem 1580 bis 1730 mit klirrend kalten
Wintern (Alpenseen und auch der Bodensee
zugefroren (1544), Themse zugefroren, Eskimos
kamen nach Schottland, Eisbären erreichen auf
ihren Schollen Island (18.Jh.), und die Sommer
waren jeweils verregnet [80].
Die
schlechten Sommer wurden nun wegen
klimatischer Veränderungen immer häufiger
[38]. Das kalte Klima mit unreifem
oder faulendem Getreide oder mit Mutterkorn
provozierte Völkerwanderungen von Asien nach
Europa, mit Wölfen in den Dörfern oder in
England mit einer konstanten Wolkendecke. Das
Getreide passte einfach nicht mehr zum Klima
und die Kornpreise explodierten wegen des
knappen Angebots, zusätzlich provoziert durch
Nagetiere wie Hamster, Ratten und Mäuse, die
das Korn heimlich zu über 50% von den Feldern
oder aus den ungesicherten Vorratskammern
wegfrassen [80]. Ausserdem kühlte sich der
Golfstrom ab und gewisse Fische (z.B. Heringe)
schwammen nicht mehr bis Skandinavien, um zu
laichen [89]. Diese Hungerjahre, verursacht
durch die "Kleine Eiszeit", galten für ganz
Europa, in Spanien für das 15.Jh., in
England (1418-1759), Italien (z.B. Florenz
1371-1791), in Russland von 971-1925 [80].
Auch die Rebkulturen Mittel- und Nordeuropas
wurden z.T. durch das kältere Klima vernichtet
bzw. die Trauben wurden einfach nicht mehr
süss und der Wein schmeckte scheusslich. Und
die Hexenverfolgung erreichte in dieser kalten
Zeit Europas ihren Höhepunkt [80], wohl als
kompensative Reaktion [5]. Die kalten Jahre
führten immer wieder zu Hungersnöten in
Europa, wo die Menschen dann gezwungen waren,
Gras zu essen wie das Vieh, z.B. 1662 in
Blois, oder 1693 im Burgund [29]. Auch
unreifes, grünes Korn wurde gegessen [80],
denn besser unreif als faul [5], oder Laub,
Gras und Leder oder auch Ratten wurden
gegessen (Hessen 1635), oder Rüben, Nesseln,
Kraut und Gras (Augsburg 1570/71) [80], oder
auch Katzen oder Hunde [82]. Oft reifte das
Getreide gar nicht und blieb grün ("Grüne
Jahre"). Die Landbevölkerung organisierte
Bettelorgien in den Städten. Die
Lebenserwartung sank in der kalten Periode
ohne Kartoffeln von 30 auf 20 Jahre. Maximales
Alter, z.B. bei Königen, war zwischen 50 und
60 Jahren.
Gleichzeitig nahmen aber die Seuchen aufgrund
der chronisch ausgehungerten europäischen
Bevölkerung zu [80] (aufgrund der schwaches
Immunsysteme [5]), mit Pest, Typhus, Pocken,
Keuchhusten etc. [80]. Die Könige waren aber
gut ernährt, und deren Immunsysteme versagten
als letztes, wenn man die adligen Tafelregeln
anschaut (z.B. von König Peter IV. von Aragon
(1319-1387)): Auf einem Teller muss Platz für
Speisen für acht Personen sein, bei den
Prinzen für sechs Personen, bei Erzbischöfen,
Bischöfen, Prälaten und Rittern für vier
Personen. Die französische Küche servierte
klein, aber fein, also pro Gang sieben
Gerichte, bei dreigängigem Menü also 21
Gerichte. Der Adel hungerte nie, sondern
amüsierte sich auch mit Gesellschaftsspielen
(Masken, Tanzen, Blinde Kuh etc.), während die
europäischen Bauern die Felder bestellen
mussten. So war das später auch beim Bürgertum
("vornehme Familien", "vornehmen Häuser")...
[82].
Aber Kartoffelspeisen galten in Europa also
lange nur als Armenspeise [8] und in den
Listen der gehandelten Güter fehlt die
Kartoffel konsequent [80]. Ausserdem war es
eine damals ärztliche (!) Tradition, die
Speisen in Speisen für Reiche und für Arme zu
unterteilen und zu behaupten, dass "noble"
Mägen der Reichen Speisen der Armen und die
"derben Mägen" der Armen die "erlesenen
Gerichte" der Reichen nicht vertragen würden,
so beschrieben z.B. von Giacomo Albini im
14.Jh. Diese rassistisch-kapitalistische
Ernährungslehre wurde auch noch im 19.Jh. und
sogar noch in den 1950er Jahren vertreten mit
der Behauptung, dass "rohe Seelen [...] einen
Appetit nach rohen Nahrungsstoffen" hätten und
"einen plumpen, mit tierischen Eigenschaften
ausgestatteten Körper" hätten (in: H. Klencke:
"Chemisches Koch- und Wirtschaftsbuch oder die
Naturwissenschaft im weiblichen Berufe. Ein
Lehrbuch"; 1867; In: "Chemisches Koch- und
Wirtschaftsbuch", 1950er Jahre). Erst
McDonalds und Pizza Hut machten die Reichen
gleicher... [29] und die alternativen Menschen
mit Rohkost und Blutgruppenernährung bewahrten
sich ihre Körperform... [5]
x
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Beispiel für den 30-jährigen
Krieg, Stadtbrand von Magdeburg
1631 [40]
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Jonas Alstroemer [39], führte
ab 1720 die Kartoffel in Schweden
ein
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Die kleinen Gehöfte in den Mittelgebirgen
machten in klimatisch ungünstigen Lagen beste
Erfahrungen mit der Kartoffel [82]. In
Frankreich machte Anfang des 17.Jh.s das
Gerücht die Runde, dass die Kartoffel Lepra
("Aussatz") verursachen würde, und im Burgund
war die Kartoffel entsprechend 1610-1620
verboten [29]. Dann kam aber der 30-jährigen
Krieg (1618-1648 [19], eine Reihe von
Religionskriegen und Hegemonialkriegen [100]),
und die Kartoffelknolle wurde zur Notspeise
der Verarmten, bzw. viele Leute in Europa
kochten heimlich Kartoffelsuppe [8]. Die Heere
im 30-jährigen Krieg raubten die Felder und
fanden - Rüben und Kartoffeln [89]. Englische
Truppen in den Niederlanden verbreiteten 1620
englische oder irische Kartoffeln. Englische
Kartoffeln wurden zwischen 1620 und 1640 - [im
Zuge des 30-jährigen Krieges] - auch in
Hessen, Mecklenburg, Westfalen und Franken
eingeführt [17]. Die schwedischen Truppen
zogen sich zurück und brachten die Kartoffel
nach Schweden mit [89]. Von 1648 bis 1807
machte allein Deutschland 16 Hungerperioden
durch. Durchschnittlich war jedes vierte Jahr
ein Hungerjahr [80]. Und jeder Krieg in Europa
förderte den Anbau der Kartoffel [89]. Dann
entdeckten ab 1650 viele europäische Landwirte
den Wert der Kartoffel, die vom
Weizen-Schädling Mutterkorn nicht betroffen
werden konnte, und schalteten vom Getreide auf
die Kartoffel um [8]. Ab 1673 wurde die
Kartoffel auch in Kurland (Baltenstaaten)
angebaut, aber der Adel baute sie nur für
Schweine an [89]. Nach 1683 soll die Kartoffel
nach dem Russisch-Türkischen Krieg auch nach
Süd-Finnland gebracht worden sein [89]. Jonas
Alströmer (1685–1761), der in Irland in
englischen Diensten gestanden hatte, brachte
die Kartoffel nach Schweden und verbreitete
sie ab 1720 planmässig über seinen Chefposten
als Weberei-Fabrikbesitzer. Viele schwedische
Bauern verweigerten jedoch den
Kartoffel-Anbau. Im Kurland setzte sich die
Kartoffel ab 1750 durch Beziehungen zu
Deutschland auch auf Adelstischen durch
[89]. Im 18. Jh. wurden in Europa auch bereits
getrocknete Kartoffeln als Vorratshaltung
hergestellt, zuerst gekocht, dann gepellt,
dann auf dem Ofen getrocknet [76].
Weide und Steinwiese über der
Baumgrenze
Bauer auf einer Steinwiese
und Sicht auf den Hauptfeldweg,
16:00 Uhr
Kartoffelfeld, Nahaufnahme
Kartoffelfeld mit Baum und
Wolkenbildern
Die Serpentinen waren derart
weitläufig angelegt, dass wir
kilometerweise an Feldern
vorbeifuhren...
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In Frankreich behauptete ein Haushaltsbuch
nach dem 30-jährigen Krieg ab 1650 immer noch,
dass die Kartoffel Lepra verursachen würde,
und die Kartoffel sei würde die sexuelle Lust
der Frauen stimulieren und bei Neugeborenen zu
grosse Köpfe verursachen. Gemäss Friedrich
Wollner (1970) war hier die Kartoffel mit
Topinambur verwechselt worden. Vielleicht
waren auch Getreidehändler an den
Diffamierungen der Kartoffel verantwortlich.
Nach dem Gerücht, die Kartoffel würde Lepra
verursachen, kam das Gerücht auf, die
Kartoffel sei für die Halsdrüsenschwellung
Skrofulose (Skrofeln) verantwortlich. Ab dem
18.Jh. waren Kartoffeln regelmässig auf
französischen Märkten zu finden. Der
Aberglaube der Skrofulose aber hielt sich bis
ins späte 18.Jh. Bauern in Frankreich
weigerten sich weiterhin, das "Schweinefutter"
anzupflanzen, und Schriftsteller der "höheren
Gesellschaft" wetterten gegen die Kartoffel
als "abscheuliches Gemüse" (Raoul de Combles)
[29].
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Der englische Hofbotaniker
John Gerard mit Kartoffelzweig
1697 [41]
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1697 liess sich der englische Hofbotaniker
John Gerard mit einem blühenden Kartoffelzweig
abbilden - auf dem Titelblatt seines eigenen
Kräuterbuchs "Kräuterbuch - oder Allgemeine
Pflanzengeschichte" (orig. Englisch: "The
Herball, or General History of Plants") [17].
In Sachsen galt die Kartoffel ab 1697 unter
dem Adelshaus Friedrich August II. und III.
als Delikatesse - und wurde nicht den
Schweinen verfüttert [90].
In Russland versuchte Zar Peter I. im Jahr
1698, die Kartoffeln einzuführen, was sich
wegen einer Pestepidemie um mehrere Jahrzehnte
verzögerte, denn die [dumme] orthodoxe Kirche
behauptete, die Kartoffel habe die Pest
verursacht. Die [dumme] russische Orthodoxie
behauptete fortan, wer von der teuflischen
Kartoffel esse, komme nicht ins Himmelreich...
[90], bezeichnete die Kartoffel sogar als
"Teufelsapfel" [89]. Der Kartoffelanbau
konzentrierte sich somit nur auf St.
Petersburg. Einzelne Anpflanzungsversuche
gingen bis Sibirien [90]. Russlands Zarin
Katharina II. liess z.B. 1762 mit grossen
Versprechen deutsche Bauern an der Wolga und
an der Krim ansiedeln, und die Bauern brachten
Kartoffeln mit - obwohl Getreideanbau
vorgesehen war [90].
Es galt der "christliche" Aberglaube, dass die
Kartoffel vom Körper der Sünderin und von der
Spucke des Teufels stamme [34]. Das heisst:
Die Erde, auf der der Regen niedergeht, ist
das Symbol für die "sündige" Weiblichkeit, die
analog mit Sperma befruchtet wird (auf der das
Sperma "niedergeht"). Und der Teufel ist
Symbol für einen "Unhold". Die Kirche meinte
also, die Kartoffel sei das Kind einer geilen
Frau (Hure) und eines "Unholds" bzw. Freiers.
So bezeichnete die Kirche die Kartoffel als
"teuflisch", verbot den Konsum der Kartoffel,
und so entstanden weiter Hungersnöte mit
Seuchen und 100.000en von Toten. Das ist nur
eine der grossen Sünden der dummen,
kriminellen Kirche - ein gezielter Massenmord
mehr. Man fragt sich, wieso die Kirche
überhaupt noch Glocken läuten lassen darf...
[5]
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Die
Karikatur von Kurt Halbritter
zeigt König Friedrich den II.
("der Grosse") als Werber für
Kartoffeln (1744) - mit
Kartoffelnase [42]
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Englische Truppen führten englische Kartoffeln
1708/9 auch in Dänemark ein [17]. In Preussen
setzte der "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm
I. (1688-1740 [21]) unter Androhung von Gewalt
den Kartoffelanbau durch [20]. Friedrich der
Grosse (Friedrich Wilhelm II., 1712-1786 [27])
war ebenso gezwungen, in einer
"Circular-Ordre" die Bauern zum Kartoffelanbau
anzuhalten, und wies obendrein noch an, Bauern
zu denunzieren, die den Kartoffelanbau
verweigerten. Gleichzeitig liess er
Kartoffelfelder bewachen, liess aber den
Diebstahl von Kartoffeln zu, um die
Verbreitung der Kartoffel zu fördern [26].
Finnland wurde von der Kartoffel ca. 1730
endgültig erreicht, wo später deutsche
Schmiede zusätzlich ihre Kartoffeln
mitbrachten. In Norwegen kam die Kartoffel
erst ab ca. 1750, durch Rückwanderer von
Schottland her, die im 17.Jh. wegen
Hungersnöten ausgewandert waren [89].
In Frankreich unter dem König Louis XV.
(1710-1774 [31]) wurde das erste grosse
Lexikon herausgegeben, die königliche "Grande
Encyclopédie" (1751-1780). Der zensierte
Artikel über die Kartoffel erfand eine neue
Herkunft: Die Kartoffel stamme aus Ägypten,
und man könne sie vielleicht in einigen
Kolonien anbauen, schmecke gekocht in Wasser,
gebraten oder im Eintopf "fad und mehlig",
sättigt aber gut, provoziert aber gleichzeitig
"Winde" [unfreiwillige Abluft aus dem
Darmkanal]. Dies schrieb Gabriel-François
Venel [29], Arzt, Pharmazeut und Chemiker
(1723-1775) [32]. Finnland wurde von der
Kartoffel ca. 1730 endgültig erreicht, wo
später deutsche Schmiede zusätzlich ihre
Kartoffeln mitbrachten. In Norwegen kam die
Kartoffel erst ab ca. 1750, durch Rückwanderer
von Schottland her, die im 17.Jh. wegen
Hungersnöten ausgewandert waren. Der
Kümmel-Kartoffelschnaps "akevitt" wurde ein
Nationalgetränk Norwegens [89].
Schwedische Soldaten nahmen nach dem
7-jährigen Krieg (1756-1763) aus Deutschland
Kartoffeln mit [89]. In Island wurde die
Kartoffel 1758 durch den schwedischen Baron
F.W. Hastfer eingeführt, aber alles nur im
eigenen Hofgarten [89]. Eine Hungersnot in
Schweden 1764 zwang dann die schwedischen
Bauern endgültig zur Akzeptanz der Kartoffel
[89]. Auch für Kiews Gemüsegärtenist die
Kartoffel 1764 bezeugt [90].
Grosse
Hungersnot 1770-1772
Die grossen Regenfälle im August 1769
verunmöglichten in grossen Teilen Europas eine
Getreideaussaat [29]. Die darauf folgenden
grossen Hungersnöte in Europa von 1770-1772
mit Ernteausfällen beim Getreide von bis zu
90% verhalfen der Kartoffel und dem Mais in
weiten Teilen Europas endgültig zum Durchbruch
[8]. Vom Februar bis Juli 1770 wurden z.B. in
Wesel am Niederrhein <Dauerregen, dann
Kälteeinbrüche, plötzliche Trockenheit und
dann wieder Überschwemmungen> reportiert
[80]. Hungernde Banden durchstreifen die
Städte und erpressten die Bewohner mit
Gewaltandrohung zur Abgabe von Nahrung (Edikt
in Westfalen 1769) [80]. Aber erst
ab 1787 steigerten die Bauern in Schweden
wesentlich den Kartoffelanbau, denn es war
die Erlaubnis zur Verarbeitung für
Kartoffelschnaps gegeben worden... [89]. Und
ab 1790 brachten deutsche Minenarbeiter in
Schweden weitere Kartoffeln mit. Als
schwedische "Hausmannskost" etablierte sich
Fisch mit Kartoffel, wobei die Kartoffeln in
Schweden nicht so gross werden wie in
Mitteleuropa. Mit dem Kartoffelkonsum war
jeweils mehr Gesundheit, Fruchtbarkeit und
Bevölkerungswachstum verbunden. Das
Bevölkerungswachstum in Schweden bewirkte eine
Auswanderungswelle nach Dänemark und
Deutschland [89]. Auf den Färöer-Inseln wurden
die Kartoffeln von Poul Poulsen (1766-1808)
eingeführt (also etwa in den 1790er Jahren
[5]), aber alles nur im eigenen Hofgarten
[89].
Alkoholismus
durch Kartoffelschnaps in Europa
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Das Festkomitee der
schwedischen
Nüchtigkeitsvereinigung
("nykterhets- foereningen") 1910,
z.B. gegen Kartoffelschnaps [43]
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Gleichzeitig entwickelte sich in Skandinavien
und später auch in Russland eine Gewohnheit
zum Alkoholmissbrauch durch Kartoffelschnaps.
Eine Bewegung für Nüchternheit
(»nykterhetsrörelse«) ging dann in Schweden
gegen den Alkoholmissbrauch durch Kartoffeln
und Gerste vor. Der Kümmel-Kartoffelschnaps
"akevitt" wurde ein Nationalgetränk Norwegens
[89]. Diese Alkoholismuswelle entwickelte sich
mit dem generellen Aberglauben, dass Alkohol
neue "Kraft" verleihen würde, ohne die
körperlichen und psychischen Dauerschäden zu
berücksichtigen. Auch die Raten bei Gewalt und
Mord stiegen sprunghaft an etc. Somit wurde
das eine grosse Übel - der Hunger - zwar
überwunden, aber es folgte ein anderes grosses
Übel - der Alkoholismus - und zwar mit
staatlicher Erlaubnis. Durch den billigen
Kartoffelschnaps entwickelten sich neue
Alkoholismus-Traditionen, die rote
Alkoholiker-Nase etc. Insgesamt ist dieses
Thema des europäischen Alkoholismus und des
Missbrauchs der peruanischen Kartoffel nicht
aufgearbeitet [5]. Eine Bewegung für
Nüchternheit (»nykterhetsrörelse«) ging dann
in Schweden gegen den Alkoholmissbrauch durch
Kartoffeln und Gerste vor [89].
Kartoffel-Zwangsanbau
in Deutschland und Österreich - der Kampf
für die Kartoffel gegen die dumme
Bourgeoisie in Frankreich
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Antoine
Augustin Parmentier [7], Apotheker
und Protagonist für die Kartoffel
am französischen Hof |
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Kartoffeln
à la duchesse, überbackene
Herzoginkartoffeln [44]
"Pommes
de terres allumettes", Pommes
Frites [45], erfunden am
französischen Königshof
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Nach
der grossen Hungersnot von 1770-1772 setzten
in Deutschland Friedrich II. [8] mittels so
genannter "Kartoffelbefehle" [37] und das
Haus Habsburg unter Maria Theresia und Josef
II. zum Teil den Zwangsanbau der Kartoffel
durch [8]: in österreichischen Gebieten im
Ostseeraum, Polen, Russland, und auf dem
österreichischen Balkan [17].
In Frankreich hatte das Gerücht, die
Kartoffel sei Träger des Lepra-Erregers,
eine flächendeckende Verbreitung bisher
verhindert. Aber die Hungersnöte änderten
das jetzt, u.a. durch die Tätigkeit des
Apothekers Augustin Parmentier (1737-1813
[30]), der u.a. den königlichen
Ernährungspreis für Ersatznahrungsmittel im
Falle einer Hungersnot gewann (Kartoffel).
Er servierte auch hohen Staatsmännern
seine neuen Kartoffelgerichte - z.B. eine
Woche lang nur Kartoffelgerichte [15]. Parmentier
soll am Hof in Paris auch einen regelrechten
Kartoffelkult in Gang gebracht haben, mit
Porzellanservices mit Kartoffelblüten drauf,
mit Kartoffelblütenmuster als Kleidermode, mit
Kartoffelblüten im Haar oder im Dekolleté als
"letzter Schrei", oder mit Kartoffelblüten als
Frackmode im Knopfloch, die die Nelke ablöste.
Am französischen Hof wurden sodann neue
Kartoffelgerichte erfunden wie die
überbackenen Kartoffeln (Duchesse) und die
Pommes Frites ("Streichholzkartoffeln", frz.
"pommes de terres allumettes") [29].
Gelbes Feld
Feld am Hang
Weiden am Hang
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Die
Heimlichtuerei am europäischen Kochherd fiel
nun ab den Hungerkatastrophen von 1770/71
weg, was die Kartoffel betraf [8]. Ab sofort
wurde es in Europa Brauch, bei Hungersnöten
den Schweinen die Kartoffeln wegzunehmen und
die Kartoffeln selber zu verspeisen. In
Sachen Rezepturen waren die Franzosen am
experimentierfreudigsten. Während in Europa
die Kartoffeln hauptsächlich gebraten oder
in Wasser gekocht wurden, appellierte
Parmentier, die Kartoffeln zu dünsten, so
dass der ganze Geschmack erhalten bleibe
[29]. Kartoffeln wurden nun auch öffentlich
als Schnaps gebrannt oder als Ersatzkaffee
zubereitet [8]. Der Krieg von Böhmen gegen
Österreich von 1778 war nur ein "Geplänkel",
aber im Winter stritten sich beide Seiten um
die dort bereits verbreiteten Kartoffeln -
der "Kartoffelkrieg" [29]. Kartoffel
aus den Anden und die Süsskartoffel (aus der
Karibik [75]) setzten sich ab ca. 1780 in
der europäischen Landwirtschaft durch,
ebenso Mais aus Mexiko und Peru [8].
Kartoffeln waren in Frankreich aber noch
lange die "Nahrung der Armen und der Armeen"
[29]. François de Neufchâteau,
französischer Staatsmann und Dichter
(1737-1813) [31], schlug vor, die Kartoffel
neu ihrem Protagonisten "Parmentier" zu
benennen, aber ohne Erfolg. Es blieb beim
Erdapfel ("pomme de terre"), aber Parmentier
bekam immerhin ein Denkmal in Montdidier in
Südfrankreich [29]. Der Bürgermeister von
Paris setzte sich vehement für die Kartoffel
ein, und als Finanzminister von Louis
XV. liess er an königlichen Banketten
Kartoffeln servieren - auch mit stimulierendem
Effekt für die Erotik am Hof als Aphrodisiakum
[29]. Das alles nützte beim französischen
Bürgertum aber nichts: Vor der
Französischen Revolution hungerte Paris,
weil in der französischen Mittel- und
Oberschicht zu wenig Kartoffeln gegessen
wurden. Ein strenger Winter 1788/1789 und
einige Missernten hintereinander
provozierten horrende Getreidepreise und
Brotpreise - und so den Ausbruch der
Französischen Revolution, weil die eitle
Bevölkerung von Paris bisher Kartoffeln und
Bohnen verweigerte [29]. Die Kartoffelernte
gelang dagegen vortrefflich (hessische
Müller an Wilhelm IX. 1789) [82], aber das
dumme, französische Bürgertum wollte (noch)
keine
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Napoleon [46], seine Armeen
wurden hauptsächlich mit
Kartoffeln verpflegt
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Die
Frau von Napoleon, Josephine
de Beauharnais [47],
verwandelte die königliche
Küche in eine Hochburg der
Kartoffelgerichte
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Napoleonische Gardesoldaten
[52] in den französischen
Nationalfarben blau-weiss-rot
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Kirchen wurden unter Napoleon
zu Pferdeställen und Heerlagern,
hier St. Petri in Hamburg [51] |
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Kartoffeln
essen.
Der elfte Tag des Jahres im französischen
Revolutionskalender (eingeführt am
22.9.1792) war ein Kartoffeltag ("pomme de
terre"). Aber die "wohlhabenden
Bürger" von Paris blieben beim Brot und
wollten auch 1793 noch keineswegs
Kartoffelmahlzeiten akzeptieren, und der
Hunger in Paris nahm seinen Lauf, wie der
Kommandant von Paris, Louis Santerre, am
5.2.1793 beklagte. Er forderte sogar, den
königlichen Pflanzengarten ("Jardin des
plantes") umzugraben und dort Kartoffeln
anzupflanzen - ohne Erfolg. In den Pariser
Preislisten vom 29.9.1793 kommt die
Kartoffel dann aber erst gar nicht vor...
[29]. Das Hauptnahrungsmittel von Napoleons
Armeen waren - Kartoffeln [15]. Überall
dort, wo die französischen Armeen Gebiete
besetzten, wurde danach der Kartoffelanbau
forciert [29]. In Frankreich selbst wurden
Anordnungen zum Kartoffelanbau z.T. über die
Kirchenkanzel verbreitet, z.B. im Jahr 1800
im Département du Nord [29]. Napoleons
Königshof wurde ab 1804 nach der Heirat
Napoleons mit Josephine de
Beauharnais zu einem Hort der
Kartoffelgerichte, denn Josephine war mit
Kartoffeln aufgewachsen und wurde nun zum
Vorbild der bürgerlichen Hausfrauen. Das
Gerücht, dass die Kartoffel eine
potenzsteigernde Wirkung habe, verhinderte
vielleicht die grosszügige Ausbreitung, denn
niemand wollte wohl zugeben, dass er dies
nötig hätte. Die Kartoffel wurde in den
bürgerlichen Restaurants somit nur zur
Garnierung verwendet [29]. Erst
unter dem "Bürgerkönig" Louis Philippe
(Regierungszeit 1830-1848) wurde die
Kartoffel auch im französischen Bürgertum
zur Alltagsnahrung [15], als die letzte
grosse Hungersnot in den 1840er Jahren
überwunden wurde [29].
Die sturen Ärzte, die gegen die Kartoffeln
allerlei Krankheiten, Durchfall oder Pupsen
oder Erbrechen erfanden und immer wieder eine
"Unverdaulichkeit" behaupteten, fanden nun mit
immer mehr Befürwortern ihre Kontrahenten,
z.B. Alfred Thaer [29] (1752-1828), der
Leibarzt von Georg III., Kurfürst von Hannover
[33]. Thaer stellte klar fest, dass die
Krankheiten, die der Kartoffel zugeschrieben
wurden, von der falschen Zubereitung stammten,
z.B. mit verunreinigtem Wasser. Allgemein
bewirke die Kartoffel "weniger Gärung,
Aufblähung und Säure", und kranke Kinder
werden mit Kartoffelspeisen schnell gesund.
Eine neue "Wissenschaftlichkeit" bei der
Landwirtschaft liess zudem alle "Grenzböden"
zu neuen Ackerflächen werden - für die
Kartoffel [29].
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