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Guayaquil, Zentrum,
eine Magersüchtige
Nachdem ich das Visum für Peru erhalten hatte,
machte ich mich noch auf einen kleinen Bummel.
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Zentrum von
Guayaquil, am Boulevard des 9. Oktober (Bulevar 9
de Octubre), die alten Laternen sind passend zu
alten Häusern gehalten
Leider gibt es in Guayaquil mehr alte Laternen als
alte Häuser.
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Zentrum von
Guayaquil, alte Häuser am Boulevard des 9. Oktober
(Bulevar Nueve de Octubre) (01)
Früher war die gesamte Altstadt mit solchen
wunderschönen, alten Häusern gestaltet.
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Zentrum von
Guayaquil, alte Häuser am Boulevard des 9. Oktober
(Bulevar Nueve de Octubre) (02)
Als Besucher denkt man sich, wie schön muss
Guayaquil um 1900 ausgesehen haben.
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Zentrum von
Guayaquil, alte Häuser am Boulevard des 9. Oktober
(Bulevar Nueve de Octubre) (03)
Guayaquil war
scheinbar eine Stadt der Arkaden so wie Bern,
und die abgerundeten Fenster und die Balkone
gleichen die rechteckigen Formen aus. Die
Architektur verkörpert den Lebensstil der
reichen, rassistischen Kolonialisten. Die Armen
siedeln im Norden und im Süden der Stadt. Im
Zentrum Guayaquils sieht man die Armut nicht.
Bürgermeister Jaime Nebot führt seit 2000 die
Programme für die Erneuerung der Stadt
Guayaquil. Der Norden und der Süden der Stadt
sind in diesem Programm nicht enthalten [7].
Schrittweise erhält jede Strasse im Stadtzentrum
ein neues Gesicht, wie z.B. die Allee des 9.
Oktobers [18], und Jaime Nebot liess auch das
Schnellbussystem "Metrovia" installieren. Gemäss
der britischen Gesellschaft "City Mayor" ist
Jaime Nebot unter den besten 10 Bürgermeistern
der Welt [7,18].
Bürgermeister
Jaime Nebot von Guayaquil, Portrait
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Zentrum von
Guayaquil, das Denkmal am Jahrhundertplatz ("Plaza
del Centenario") mit der "Heldensäule" ("Columna
de los Próceres")
Guayaquil feiert
im Stadtpark eine "Heldensäule" (wörtlich:
"Säule der Berühmtheiten"). Psychologisch ist
das zweischneidig: Einerseits fördern solche
Heldensäulen den Nationalismus und das
Zusammengehörigkeitsgefühl. Andererseits wird
die Bevölkerung quasi dazu verpflichtet, diese
"Helden" zu kennen. Aber andererseits werden
alle anderen Besucher abgewertet, die keine
"Berühmtheiten" geworden sind.
Vorne weg laufen wieder Fettsüchtige. Man könnte
meinen, wir sind in einem "amerikanischen"
Bundesstaat.
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Zentrum von
Guayaquil, noch eine Fettsucht auch am
Jahrhundertplatz ("Plaza del Centenario")
Die Fettsucht
ist in Guayaquil immer präsent. Gewissen
Menschen scheint es zu gut zu gehen...
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Zentrum von Guayaquil, das Denkmal am
Jahrhundertplatz ("Plaza del Centenario") mit der
"Säule der Berühmtheiten" ("Columna de los
Próceres"), Nahaufnahme
Details:
1918 wurde die Heldensäule im Gedenken an den
Freiheitstag des 9. Oktobers 1820 gebaut, und 1920
der darumliegende Park auf dem "Jahrhundertplatz"
("Plaza del Centenario") im Gedenken an 100 Jahre
Unabhängigkeit eingeweiht [1].
Die Heldensäule ist 27 Meter hoch und kostete
damals 500.000 Sucres. Die eigentliche Säule ist
in Bronze gegossen und 10,8 m hoch und ist mit dem
Text der Unabhängigkeitserklärung beschriftet. Am
Fuss ist die Säule 6 mal 6 Meter breit. Die
Figuren der Heldensäule stellen einige
entscheidende Personen der Unabhängigkeit von 1820
dar: José Joaquín de Olmedo (Ostseite) , el
General José de Villamil (Nordseite), José de
Antepara (Westseite) und Capitán León de Febres
Cordero (Südseite).
Die Ecken der Basis werden mit allegorischen
Figuren geschmückt: die Geschichte, die Justiz,
der Patriotismus und das Heldentum [1]. Und
zuoberst jubelt die "Freiheit", nicht mehr von der
rassistisch-spanischen Machtclique beherrscht zu
werden [2]. Nun, eine Clique löste eine andere
ab... [3] Und eigenartigerweise wurde die
Heldensäule von spanischen Bildhauern geschaffen,
zuerst Agustín Querol, und nach dessen Tod José
Monserratt [4]. Wer spricht denn da von
"Unabhängigkeit", ist doch alles nur gelogen...
[3]
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Zentrum von
Guayaquil, Tafel und Wappen am Jahrhundertplatz
("Plaza del Centenario")
Details: Der
Jahrhundertplatz kam nicht von heute auf morgen
[3]:
Der Jahrhundertplatz ("Plaza del Centenario")
zum 100-Jahr-Jubiläum der "Unabhängigkeit" mit
seiner Heldensäule wurde lange vorbereitet. Der
erste Vorstoss dazu ging vom Kantonsrat
("Consejo Cantonal") im Jahre 1891 aus. Als die
Planung konkret wurde, stellte das Säulenkomitee
("Comité Cívico") fest, dass einige der zu
kaufenden Immobilien bereits weiterverkauft
worden waren. Also überlegte man sich, die Säule
an einen anderen Ort zu verlegen (Calle Boyacá
und Calle Chanduy (heute Calle García Avilés),
kam dann aber von dem Ortswechsel ab und
beharrte auf dem Standort im zukünftigen Park,
woraufhin Enteignungen stattfanden. Als man nach
dem Baubeginn der Heldensäule im Jahre
1901 feststellte, dass die Säule viel grösser
war als erwartet, löste man die Vergrösserung
des Parks ab 1911 mit neuen Enteignungen. Als
1914 alle Teile der Heldensäule eingetroffen
waren, erschien der Park erneut zu klein, und am
8. Oktober 1915 beschloss der Stadtrat
(Congreso) erneut Enteignungen zur Herstellung
annehmbarer Dimensionen, begleitet von der
Gründung eines Wirtschaftsfonds. Am 30. November
1917 beschloss das Kantonsparlament ("Consejo
Cantonal") den Namen "Jahrhundertpark" ("Plaza
del Centenario"), der dann 1920 eingeweiht wurde
[4].
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Zentrum von
Guayaquil, die Tafel am Jahrhundertplatz ("Plaza
del Centenario"), Nahaufnahme
Der
Jahrhundertplatz ("Plaza del Centenario") wird
umgeben von
-- Peter-Moncayo-Allee ("Avenida Pedro Moncayo",
im Westen, links)
-- Viktor-Manuel-Rendon-Strasse (Calle Víctor
Manuel Rendón, im Norden, oben)
-- Lorenz-von-Garaycoa-Allee ("Avenida Lorenzo
de Garaycoa", im Osten, rechts)
-- Velez-Strasse ("Calle Vélez", im Süden,
unten).
Der Park hat die Grösse von vier
Häuserblocks mit einem grossen Rondell im
Zentrum und mit einem grosszügig angelegten
Rundweg und Nischenplätzen zum Verweilen. Der
Verkehr rund um den Park lässt aber heute kein
"lauschiges" Erlebnis mehr zu...
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Zentrum von
Guayaquil, der Kommunistenstern am
Jahrhundertplatz ("Plaza del Centenario") mit der
Aufschrift "Damit Guayaquil unabhängig wird" ("Por
Guayaquil Independiente"), Nahaufnahme
Passanten sagten
mir, Guayaquil sei früher eine kommunistische
Hochburg gewesen, und deswegen hätte die Stadt
den Kommunistenstern im Wappen, den man aber
eigentlich schon lange entfernen sollte.
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Details: Wie war denn das genau mit dem
Kommunistenstern von Guayaquil:
In den frühen
1920er Jahren war die Küste Ecuadors keine
Hochburg der gewalttätigen, kommunistischen
Arbeiterbewegung. Nichtsdestotrotz kam durch die
internationalen Verbindungen über den Hafen von
Guayaquil die Schulung der Bevölkerung mit einem
sozialen und politischen Bewusstsein in Gang.
Inflation, Arbeitslosigkeit,
Lebensmittelknappheit und steigende Preise
brachten die Stimmung so weit, dass 1922 ein
Generalstreik stattfand. Am 15. November 1922
trieb die Polizei die protestierenden
Streikenden ins Hafenviertel, riegelte es ab und
erschoss 100e von ihnen. Die Regierung meinte,
sie hätte mit diesem Massaker den
bolschewistischen Aufstand beendet und die
Wühlarbeit unter Kontrolle gebracht. Genau das
Gegenteil passierte: Der 15. November wurde zum
Gedenktag und zur Initialzündung der wachsenden
Arbeiterbewegung Ecuadors, um die soziale
Revolution zu vollziehen. Die Linke organisierte
sich in ziviler Form. Am 9. Juli 1925 putschten
dann die z.T. kommunistisch geschulten Militärs
gegen die bürgerliche Regierung ("Revolución
Juliana"), und so brachte die kommunistisch
gebildete Militärführung unter Idelfonso Mendoza
Vera soziale Reformen auf den Weg, z.B. die
Einrichtung eines Arbeitsministeriums und die
Soziale Wohlfahrt sowie ein fortschrittliches
Arbeitsgesetz. Ehemalige kommunistische
Aktivisten schlossen sich den Sozialisten an
[5].
Der Kommunismus
von Guayaquil hat also schlussendlich in einen
konstruktiven Sozialismus mutiert. So muss man
den "sanften" Kommunistenstern in Hellblau
verstehen, und die Bevölkerung weiss das alles,
nur die Ausländer nicht, weil es nicht auf der
Tafel steht. Es herrscht aber eine riesige Armut
in Ecuador, die man nicht sieht, weil jeglicher
Strassenhandel verboten wurde. Also haben die
sozialen Errungenschaften wie Soziale Wohlfahrt
oder Arbeitsgesetz die grossen
Bevölkerungsschichten in der Sierra noch nicht
erreicht, und die Armen der Sierra strömen
weiter mit falschen Vorstellungen nach
Guayaquil... [3]
Gewisse politische Gruppierungen würden auch eine
Unabhängigkeit von Ecuador anstreben, hätten aber
nie eine Chance.
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Zentrum von
Guayaquil, Sicht vom Jahrhundertplatz (Plaza del
Centenario) auf den Boulevard des 9. Oktober
(Bulevar Nueve de Octubre)
Wenn man nun auf
den Boulevard des 9. Oktobers zurückschaut, dann
sieht man gleich, dass nicht mehr viel der
herrlichen, alten Bausubstanz übrig ist. Die
Beton-Hochhäuser schrauben sich epidemieartig in
die Höhe.
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Zentrum von
Guayaquil, Strassenschilder Boulevard des 9.
Oktober (Blvd. 9 de Octubre) / Garaycoa-Allee
("Avenida Lorenzo de Garaycoa")
Einfache, aber saubere Strassenschilder im Zentrum
von Guayaquil.
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Zentrum von
Guayaquil, da sind immer wieder bewegliche,
kippbare Abfallkübel mit Regenschutz aus grünem
Metall anzutreffen
Die Abfallkübel
von Guayaquil sind die schlauesten Abfallkübel,
die ich je gesehen habe: kippbar, mit
Regenschutz, und grosse Abfallteile kann man
wegen der Überdachung auch nicht darin
unterbringen.
Jaime Nebot gab im Jahr 2002 dem ehemaligen
Polizeikommissar von New York, William Bratton,
den Auftrag, einen Plan für die Reduzierung der
Gewalt in Guayaquil aufzustellen. Bratton war
die rechte Hand von New Yorks Bürgermeister
Giuliani und seiner 0-Gewalt-Politik [17]. Die
Abfallkübel wurden dann vom sozial-christlichen
Bürgermeister Jaime Nebot 2003 eingeführt und
enthalten auch versteckte Geräuschsensoren für
die Polizei, ein Element des Konzepts des New
Yorker Bürgermeisters Giuliani für eine
0-Gewalt-Politik [7].
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Zentrum von
Guayaquil, kippbarer Abfallkübel mit Regenschutz
aus grünem Metall, Nahaufnahme
Effizient in der
Handhabung und mit Regenschutz scheint diese
Form von Abfallkübel unschlagbar. Und für
tropfende Abfälle ist auch gleich ein
Abwassersieb im Boden eingebaut. Die Abfallkübel
sind scheinbar an die Kanalisation
angeschlossen. Einzig das Design des
Abfallkübels scheint langweilig. Da hätte man
doch mit der Umrahmung etwas Schöneres draus
machen können.
Die Armut in der Stadt treibt gewisse Leute
jedoch dazu, die neuen Abfalleimer zu klauen.
Bis Januar 2008 waren es 34 geklaute Abfallkübel
("hurto de las bombonas") [6]. Das Metall wird
dann jeweils beim Schrotthändler in bare Münze
umgewandelt. Von Armut ist im Zentrum von
Guayaquil also nichts zu sehen, aber sie ist
wohl zu bemerken, oder es handelt sich um
kriminelle Banden mit Auto... Also fehlt eine
diebstahlsichere Konstruktionsergänzung [3].
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Zentrum von
Guayaquil, die Garaycoa-Allee beim
Jahrhundertplatz in rot-schwarzem Betonpflaster
Das rot-schwarze
Betonpflaster soll die Geschwindigkeit der Autos
abdämpfen. Gleichzeitig provoziert es aber mehr
Lärm, so dass der Effekt eigentlich eher negativ
ist. Und leider wird nach einer gewissen Zeit
das Rot nicht mehr zu sehen sein, weil die
Reifen schwarz abfärben.
Es erscheint eigenartig, dass man im Zentrum von
Guayaquil keine Armen sieht. Bürgermeister Jaime
Nebot hat im Rahmen seiner 0-Gewalt-Politik
jeglichen Strassenhandel verboten, und
Überwachungskameras sorgen dafür, dass dies auch
so bleibt und niemand einen Stand auf einem
Trottoir errichtet [17]. Es erscheint
eigenartig, dass Strassenhändler an Kriminalität
beteiligt sein sollen. Das absolute Verbot von
Strassenhandel lässt eher auf eine
0-Toleranz-Politik und totale Verdrängung des
Problems der Armut schliessen [3].
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Zentrum von
Guayaquil, Fussgängerinsel an der Garaycoa-Allee
in Weiss mit Fussgängern
Fussgängerinseln
sind hier nur markiert, aber immerhin sind
Fussgängerinseln markiert. In Peru dagegen habe
ich bis heute noch keine einzige Fussgängerinsel
gesehen, auch wenn die Strasse 5 Spuren hat.
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Zentrum von
Guayaquil, Ecke Boulevard des 9. Oktober (Bulevar
9 de Octubre) / Escobedo-Allee (Avenida Escobedo),
mit alter Architektur zwischen Betonblocks
Man muss schon
genau hinschauen, um die alte Architektur zu
entdecken, die in Guayaquil zwischen Betonblocks
"eingeklemmt" ist. Auch dieses Haus weist
Arkaden auf.
Die Altstadt von Guayaquil gibt es also nicht
mehr. Früher war das alles auch einmal
"malerisch" gewesen, hier z.B. die Promenade von
Guayaquil um ca. 1920 [9]:
Im Gegensatz dazu ist die Altstadt der
ecuadorianischen Hauptstadt Quito erhalten und
seit 1978 sogar Weltkulturerbe der UNESCO [8].
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Zentrum von
Guayaquil, eine Sitzgruppe mit drei Bänken rund um
einen Baum mit Baumscheibe
Immer wieder
wurden am Boulevard des 9. Oktober Sitzgruppen
mit drei schönen Bänken und einem Baum
hergerichtet. Die Bevölkerung wird dadurch nicht
nur daran erinnert, dass Bäume einen Wert haben,
sondern der Baum wird durch die Bänke vor Autos
absolut geschützt.
Die Baumscheiben aus Metall werden inzwischen
auch geklaut [6] und dann beim Schrotthändler zu
barer Münze gemacht. Das Stadtzentrum ist
manchen Armen aus den Aussenquartieren einfach
zu schön, oder vielleicht handelt es sich beim
Diebstahl gar nicht um Arme, sondern um Banden
mit Auto... [3]
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Zentrum von
Guayaquil, ein Strassenschild des Boulevards des
9. Oktober ("Bulevard 9 de Octubre")
Man stelle sich vor: Früher war die gesamte
Altstadt so, und wäre heute auch Weltkulturerbe
der UNESCO...
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Zentrum von
Guayaquil, Boulevards des 9. Oktober ("Bulevard 9
de Octubre"), Trottoir in Kacheln gelegt
Die Trottoirs
von Guayaquil sind in der Altstadt zu einem
erheblichen Teil in Kacheln gelegt. Die
Tropenstadt scheint auf die kühle Ausstrahlung
der Kacheln Wert zu legen. Schwarzbelag würde
die Stadt ja nur noch mehr aufheizen.
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Zentrum von
Guayaquil, Boulevards des 9. Oktober ("Bulevard 9
de Octubre"), gestaltete Strassenkanalisation, in
die kein Autoreifen reinfährt
Die Architekten
haben scheinbar genau untersucht, woher der
Abfall in der Regenrinne stammt, und sind zum
Schluss gekommen, dass eine Abgrenzung zu den
Autoreifen Sinn macht, um die Reinigung zu
erleichtern. Hervorragend. Für das Regenwasser
der Strasse sind Durchlässe gebaut, oder das
Regenwasser fliesst woanders hin. Ausserdem
werden die Reifen beim Parkieren nicht den hohen
Trottoirkanten ausgesetzt. Intelligent.
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Zentrum von
Guayaquil, Boulevards des 9. Oktober ("Bulevard 9
de Octubre"), da stehen die Polder so wie
Schachfiguren
Dieselben Poller
in der Form von Bauern-Schachfiguren werden auch
in Frankreich verwendet (Dijon, Dole,
Revigny-sur-Ornain etc.). Die Poller wirken auf
den ersten Blick amüsant, auf den zweiten Blick
aber monoton männlich.
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Zentrum von
Guayaquil, Boulevards des 9. Oktober ("Bulevard 9
de Octubre"), ein riesiges, anonymes Hochhaus
Der Kapitalismus
pfadet sich in Guayaquil im Bankenviertel seine
Bahn "nach oben". Aber wer wollte leben ohne
Banken...
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Zentrum von
Guayaquil, wieder ein kippbarer Abfallkübel in
Metall mit automatischem Regenschutz
Der ist so
hervorragend, dieser Abfallkübel. Und wieder
sieht man ein Ablaufsieb unter dem Abfallkübel
für den Fall, dass flüssige Ware aus dem
Abfallkorb herausläuft.
Vor Metalldieben ist aber nichts sicher... [6]
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Zentrum von
Guayaquil, eine rote Kirche mit dem Carbo-Denkmal
Mitten unter
Hochhäusern entdeckt man die Kirche "La Merced"
an der Rendon-Strasse (Calle Víctor Manuel
Rendón) mit dem Carbo-Denkmal davor. Die
Szenerie erinnert an New York, wo ebenfalls
kleine Kirchen direkt neben Hochhäusern stehen.
Die Kirche "La Merced" wurde im 18. Jahrhundert
gebaut und nach einem Brand neu aufgebaut [10].
Die Innenausstattung soll wunderschön sein [11],
aber natürlich alles im Auftrag des
rassistischen Christen-Gottes... [3]
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Zentrum von Guayaquil, das Carbo-Denkmal von
vorn
Das Denkmal von
Pedro Carbo Noboa ist mit einem Brunnen
gestaltet, und die Brunnenmauer dient auch als
Sitzbank. Da fehlt nur noch der
Trinkwasserzugang für den Durst, und dann wäre
auch diese Gestaltung - perfekt.
Details: Pedro Carbo Noboa ist ein Stadtvater von
Guayaquil:
Pedro Carbo
(1813-1894 [12], mit beiden Nachnamen Pedro
Carbo Noboa [13]), Sohn des Verteidigers von
Guayaquil im Februar 1816, Marschall José Carbo
Unzueta, gegen Admiral Guillermo Brown. Nach
Studium in Guayaquil und Kriegsabenteuern in
Mexiko war er ab 1833 wieder in Guayaquil
politisch tätig, war mehrmals Kriegsminister,
musste mehrmals ins Exil (Lima, Paris) wegen
seiner humanistischen Positionen gegen
Diktatoren und gegen die Terror-Kirche, war
mehrmals Präsident von Regionalparlamenten und
von Guayaquil, Gründer der Stadtbibliothek von
Guayaquil (1862), dann nach einem längeren
Paris-Exil Senator von Guayas in Quito (1865)
und Präsident der Kammer ("Cámara") bis 1866 mit
sehr weitsichtigen Projekten. 1867 wurde er
wieder Senator in Quito. 1868 schrieb er
Broschüren gegen die Buchzensur "Die
Bücherfrage" ("La Cuestion de Libros") und
"Weitere Bücherfragen" ("Otras Cuestiones
relacionadas con ellas"), z.B. in Sachen
wissenschaftliche Publikationen von
Blutkreislaufdiagrammen etc. Als er im Jahre
1869 gegen den Militärputsch von García Moreno
protestierte, musste erneut ins Exil, und ging
wieder nach Lima und von dort 1870 nach Paris,
bis zum Mord an dem blutigen Tyrannen
1875. 1876 wurde er unter Präsident Dr. Antonio
Borrero Finanzminister Ecuadors, nach der
Errichtung der Diktatur unter Ignacio de
Veintemilla Kriegsminister, bis er 1877 wegen
Unvereinbarkeiten mit dem Diktator zurücktrat.
1880 organisierte er in Guayaquil die
Nationalausstellung, wo Neuigkeiten wie das
Telefon oder eine Eismaschine vorgestellt
wurden. Ausserdem war er Herausgeber wichtiger,
ecuadorianischer Bücher ("Páginas de la
Historia del Ecuador" 1878; "La
Ciencia del buen Ricardo" über das Leben von
Benjamin Franklin, 1879; "Compendio
Histórico de la Provincia de Guayaquil" von
Jacinto Moran de Buitrón, 1879; "El canal
Interoceánico" 1880; "Memoria
sobre el río y el puerto de Guayaquil y las
mejoras que ambos necesitan" 1881 mit der
Angabe technischer Entwicklungsmöglichkeiten
für die Flussschifffahrt (Schleusenbau, den
Fluss regelmässig etwas ausbaggern etc.). Nach
neuem kurzem Zwangs-Exil in Lima 1882 wurde er
nach seiner Rückkehr im Juli 1883 Oberchef
(Jefe Supremo) von Guayas und gründete am 15.
Oktober 1883 die Universität. Er war sein
ganzes Leben ein perfekter Demokrat, der allen
grüsste, war im Volk beliebt und wurde zum
Vater der Stadt Guayaquil. 1894 verstarb er an
einer Lungenentzündung [14].
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Zentrum von
Guayaquil, Trottoirauffahrt in Metallgitter und
Dolendeckel der Kanalisation in engem Gitter
Eine Auffahrt
mit einem starken Metallgitter ist
bemerkenswert. Viele Städte in der Schweiz
schaffen diese rollstuhlfreundliche Lösung bis
heute nie. Der Dolendeckel hinten dran mit
seinen kurzen, aber breiten Rillen, ist
ebenfalls bemerkenswert. Auch solche Gulideckel
zu montieren schaffen bis heute viele schweizer
Ortschaften einfach nicht...
Auch die Metallgitter und Dolendeckel im schönen
Stadtzentrum sind vom Diebstahl betroffen [6].
Der Schrotthändler vergütet alles und schmelzt
ein, was kommt. Der Diebstahl von Dolendeckeln
ist weltweit zu beobachten, weil die
Metallpreise stetig steigen. Scheinbar muss man
inzwischen jeden Dolendeckel mit einem Schloss
versehen... [3]
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Zentrum von
Guayaquil, geriffelte Trottoirrampe aus Zement
neben Stufen
Es fehlt aber
das Geländer, woran sich Rollstuhlfahrer daran
hochziehen können.
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Zentrum von
Guayaquil, Trottoirrampe mit Geländer neben
Stufen
Diese
Fussgängerrampe ist der Prototyp der
Fussgängerfreundlichkeit, mit Geländer und
Geländersockel. Scheinbar existiert in Guayaquil
eine IG Fussgänger oder ein Verein für
behindertengerechtes Bauen. Da können auch
europäische Städte neidisch werden. Man hätte
die Rampe aber besser über das gesamte Trottoir
gezogen, dann bräuchte es gar keine Stufen.
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Zentrum von
Guayaquil, Strassenbild mit alter Architektur
neben Betontürmen
Wieder ist ein Altstadthaus zwischen Betonhäusern
"eingeklemmt".
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Zentrum von
Guayaquil, ein Verkehrsschild signalisiert eine
Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h
Diese
Innerorts-Höchstgeschwindigkeit von 35 km/h gilt
eigentlich in ganz Süd-"Amerika", wird aber kaum
eingehalten, weil einfach nie kontrolliert wird.
Das heisst, die Polizei ist schon zufrieden,
wenn nicht über 50 km/h gefahren wird...
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Zentrum von
Guayaquil, der Kommunistenstern ist bis heute
(2008) noch in jedem Dolendeckel als Wappen
verewigt
Der
Kommunistenstern ist bis heute in jedem
grossen Schachtdeckel eingeprägt. Wenn man
weiss, dass der Kommunismus in Guayaquil im
Sozialismus endete, kann man diesen Stern sogar
verkraften.
Auch die Schachtdeckel sind vor Diebstahl nicht
mehr sicher... [6]. Dann verschwindet zumindest
schrittweise der Kommunistenstern... [3]
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Zentrum von
Guayaquil, Fussgängerzone und Baumgruppe an der
Pichincha-Allee (Avenida Pichincha)
Fussgängerzonen
innerhalb der Altstadt in Geschäftsstrassen sind
in Guayaquil noch rar gesät - so war es
wenigstens im Jahre 2008. Die bis dahin
eingerichtete Fussgängerzone erstreckte sich im
Verwaltungsviertel sternartig über nur zwei
Häuserblocks. Hier sieht man den Eingang zur
Fussgängerzone der Pichincha-Strasse (Calle
Pichincha), und in der Ferne lockt - wieder ein
"Heldendenkmal". Leider fehlte es in der
Fussgängerzone noch an Bänken zum Verweilen.
Vielleicht kommt es nicht von ungefähr, dass die
Fussgängerzone an der Pichincha-Allee gebaut
wurde, denn Pichincha ist der Hausberg der
Hauptstadt Quito, wo am 24. Mai 1822 eine
Schlacht stattfand. Die rassistischen Spanier
wurden geschlagen und die Region Quito ("Real
Audiencia de Quito") wurde vom rassistischen
Spanien "unabhängig" [15]. Eine Machtclique
löste die andere ab... [3]
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Fussgängerzone von
Guayaquil an der Pichincha-Allee, Mandalabrunnen
mit einem weiblichen Trompetenengel
Man sieht, dass
in der Fussgängerzone von Guayaquil europäische
Kultur und nicht süd-"amerikanische" Kultur
gepflegt wird. Die Verwaltung scheint sich hier
ein eigenes, kleines "Paradies" geschaffen zu
haben. Der Brunnen in Kreisform mit einem Engel
in der Mitte ist ein klassisches Mandala...
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Fussgängerzone von
Guayaquil an der Pichincha-Allee, die Figur des
weiblichen Trompetenengels, Nahaufnahme
... mit einem Trompetenengel... |

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Fussgängerzone von
Guayaquil, Mandalabrunnen mit segnender
Engelsfigur mit Bewässerung
... oder mit
einem segnenden Engeln. Das Mandala wird
hier durch das sprenkelnde Wasser lebendig. Der
Engel wird "bewässert", so dass er quasi
lebendig wird. Hier spielen also drei geistige
Energien ineinander: die Mandalaform, das
Wasser, und ein Engel. Positiver kann die
Kombination der Energien eigentlich kaum noch
sein. Sitzen kann man auf dem Brunnenrand. Die
Gestaltung ist hervorragend. Fehlt nur noch
Trinkwasser oder ein Strassencafé, aber die
Tradition von Strassencafés gibt es in Guayaquil
scheinbar nicht. Ich habe in kein einziges
gesehen. Die Stadtverwaltung meint scheinbar,
"Strasse" sei eben "Strasse", und ein
Strassencafé würde mehr Abfall bedeuten. Das
meinen auch die dummen Verwaltungen in Peru.
Mal abwarten, vielleicht wird die Fussgängerzone
ja in den nächsten Jahren verlängert...
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Zentrum von
Guayaquil, ein Gebäude der Stadtverwaltung in
Weiss, ein alter Prachtsbau, davor wieder ein
Engelsbrunnen, links das Sucre-Denkmal
Die
Stadtverwaltung sitzt in diesen alten
Prachtsbauten. Ich war auf der Suche nach einem
guten Stadtplan unterwegs. Und alle Buchläden
hatten mir gesagt, die Stadtverwaltung an der
Calle Pichincha müsste eigentlich einen guten
Stadtplan verkaufen können.
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Zentrum von
Guayaquil, ein Gebäude der Stadtverwaltung in
Ocker, ebenfalls ein alter Prachtsbau
Von einem Verwaltungsgebäude wurde ich ins nächste
geschickt...
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Zentrum von
Guayaquil, das Sucre-Denkmal in der
Fussgängerzone, Kreuzung Pichincha-Allee /
Ballén-Strasse (Avenida Pichincha / Calle Clemente
Ballén)
An der Kreuzung
der Fussgängerzone steht der Krieger Sucre mit
seinem Denkmal. Die absolut verkehrsfreie
Kreuzung neben der Stadtverwaltung könnte ein
lauschiger Ort sein, wenn da nicht das
nationalistische, "patriotische" und
militaristische Kriegerdenkmal mit Herrn Sucre
wäre [3]. Sucre war u.a. der Sieger von
Pichincha von 1822 [16]. Die ewige Erinnerung an
die "Unabhängigkeitskriege" gegen Spanien
belasten oder blockieren doch nur den Geist der
Bevölkerung und ein geistiges Gleichgewicht in
der breiten Bevölkerung für konstruktive,
weitsichtige Taten wird eher behindert statt
gefördert. Europa ist keine Kolonialmacht mehr
und ist heute viel weniger rassistisch als die
Mestizen-Bevölkerungen des heutigen
Süd-"Amerika" gegen die Ureinwohner [3]. Auch
ein Frauen-Denkmal habe ich in Guayaquil nicht
gesehen.
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Zentrum von
Guayaquil, die Tafel des Sucre-Denkmals in der
Fussgängerzone
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Text:
<Monumento a Sucre. Guayaquil el 20
de septiembre de 1908 con el fin de
rendir homenaje a la memoria del "Abel
Americano". Su altura total es de 8.50
metros, contando con una base principal
que contiene 2 placas de bronce hacia
los costados y el Escudo del Ecuador
hacia al frente flanqueado con las
palabras "A Sucre-Guayaquil".
Sobre la base en mención se desarrolla
un conjunto escultórico en el que se
aprecia un instante de la Batalla del
Pichincha y en él, las imágenes del
General José María Córdova, sable en
mano, y el Teniente Abdón Calderón
portando en su mano la bandera del
batallón Yaguachi.
Es de destacar una imagen de Sucre más
pequeña que da hacia el oeste y en la
que, el Mariscal de Ayacucho tiene
posados sus pies en dos montículos, en
clara alegoría a los montes Pichincha y
Potosí.
La estatua fue erigida por los
Guayaquileños con el fin de rendir
homenaje a la memoria de quien fuera uno
de los héroes más importantes nacidos en
el Continente Americano.> |
x
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Übersetzung (von
Michael Palomino):
<Sucre-Denkmal. Das Denkmal
wurde am 20. September 1908 mit dem Ziel
errichtet, dem "amerikanischen Abel"
eine Ehre zu erweisen. Die Statue ist
8,5 Meter hoch und weist an ihrer Basis
zwei Bronzetafeln sowie das
ecuadorianische Wappen auf mit der
Widmung "Zu Ehren von Sucre-Guayaquil"
("A Sucre-Guayaquil").
Über der Basis ist zusammenfassend eine
Skulptur einer Kriegerszene dargestellt,
um der Schlacht von Pichincha zu
gedenken. Darunter ist auch ein Bild von
General José María Córdova, mit dem
Säbel in der Hand, und dem Leutnant
Abdón Calderón, der die Fahne des
Yaguachi-Bataillons in der Hand hält.
Ein kleineres Bild von Sucre ist auf der
Ostseite angebracht, und auf diesem Bild
ist zu sehen, wie der Marschall von
Ayacucho auf zwei kleinen Hügeln steht,
symbolisch für die Berge von Pichincha
und Potosí.
Die Statue wurde von der Bevölkerung von
Guayaquil mit dem Ziel der Ehrerweisung
und der Erinnerung an einen der
wichtigsten Helden errichtet, der auf
dem amerikanischen Kontinent geboren
wurde.>
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Bemalte
Balsaholz-Statue mit einem Papagei und einem Tukan
in einem Büro der Stadtverwaltung
Nun, ich wollte
doch eigentlich einen Stadtplan kaufen. Aber die
Stadtverwaltung hatte keinen Stadtplan.
Stattdessen stand in einem Büro der
Stadtverwaltung diese herrliche Figur eines
Papageis und eines Tukans auf dem Schreibtisch.
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Die
Balsaholz-Statue mit einem Papagei und einem
Tukan, Rückseite
Der Gruss aus dem Urwald war somit eindeutig: Es
muss sich um eine herrliche Welt handeln.
Ich frage mich
nur, wieso die Stadtverwaltung so tolle
fussgängerfreundliche Architekten hat, aber
nicht fähig ist, einen brauchbaren Stadtplan für
die gesamte Bevölkerung herzustellen, mit
eingezeichneten Buslinien zumindest des
Metrovia-Systems. Am Touristenbüro der
Stadtverwaltung erhielt ich dann das A4-Blatt
für Touristen mit den Teil-Stadtplänen.
Die Schweiz und Deutschland haben tolle
Stadtpläne. So was fehlt in Süd-"Amerika".

Toller Stadtplan von Zürich vom Verlag
Kuemmerly und Frey |

Toller Stadtplan von Hamburg vom
Falk-Verlag
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Solche tollen Stadtpläne fehlen in
Süd-"Amerika", ja, fehlen sogar in Frankreich.
Scheinbar soll die Armut total vertuscht werden,
und es soll keinen Stadtplan mit den
Armenvierteln geben. Aber die Entwicklung ist im
Fluss. Das nächste Kapitel behandelt das
Metrovia-Schnellbussystem.
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