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Notizen: Cusco-Desaguadero und Tiahuanaco 2011

Busreise von Cusco nach Desaguadero - peruanisches und bolivianisches Desaguadero - die Museen und Ruinen von Tiahuanaco

von Michael Palomino (2011)

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Reise Cusco-Puno-Tiahuanaco (September 2011)

Die Busfirma am Terminal von Cusco war "Nuevo Continente". Generell hat es auf der Strecke von Cusco nach Puno bis an die bolivianische Grenze nur wenig Passagiere. Die Busse fuhren alle drei Stunden. Die Bedingungen der Reise waren wie folgt:

-- der Bus war schon zu Anfang der Reise halb leer und wurde dann immer leerer
-- Verpflegung im Bus gab es keine, "fliegende Händler" gab es keine, sondern ein Mittagessen konnte man sich nur an einem einzigen Zwischenhalt in Ayaviri kaufen
-- generell fehlen in Peru Ortsumfahrungen, aber das ist ja in ganz Peru so
-- das Fenster war undicht und es tropfte durchs Dach an die Innenseite des Fensters

-- ab Santa Rosa und vor allem ab Ayaviri war die Strasse sehr holprig und mit Baustellenstaus, Pannenstreifen oder Umleitungen gab es keine
-- und wenn der Titicacasee kommt, dann wird der See "immer länger" und hört nie mehr auf.

Provinz Puno
-- die Dörfer haben jeweils keinen Handyempfang
-- die Häuser auf dem Land haben nur Wasserhahn und das WC ist im mobilen WC-Häuschen im Garten oder auf dem Feld, und es ist dann nicht besonders angenehm, im Winter bei 0 Grad aufs WC zu gehen
-- Duschen haben die Häuser auf dem Land nicht.

Ankunft in Desaguadero an der peruanisch-bolivianischen Grenze
Nun blieb im Bus noch genau eine Frau als Passagier, die nach La Paz wollte, und deswegen machte der Busbegleiter darauf aufmerksam, dass der Bus vielleicht nicht bis La Paz fahren würde. Was dann passierte weiss ich nicht. Ich nahm in Desaguadero ein kleines Hotel für die Nacht.


Desaguadero, peruanische Seite (September 2011)

Nun, man muss wissen:
-- es gibt einen peruanischen und einen bolivianischen Teil der Stadt Desaguadero, und die Landesgrenze ist der Fluss "Desaguadero"
-- es wehte am Abend im peruanischen Desaguadero ein kalter Wind
-- da stand im peruanischen Desaguadero eine lange Lkw-Schlange, die scheinbar auf eine Zollabfertigung wartete
-- im peruanischen Desaguadero lag überall Abfall auf der Strasse und auf den Trottoirs herum wie in den armen Teilen von Comas oder Rimac
-- im peruanischen Teil von Desaguadero stank es nach nach Müll wie in Lima im Bezirk Rimac oder im Bezirk Ate in Lima, wirklich schlimm, wie ein "Rattenloch"
-- dabei waren die Trottoirs im peruanischen Teil von Desaguadero auch noch sehr ungemütlich angelegt, mit vielen Stufen mit allen Höhen und Tiefen, absolut willkürlich und für Kinderwagen oder Rollstühle absolut unpassierbar.

Und nun kommt der ökonomische Teil von Desaguadero:
-- in der Grenzstadt Desaguadero ist der Benzinschmuggel und der Gasschmuggel ein Teil der Haupteinnahmequelle der Familien, man sah zu Dutzenden die Benzinkanister und die Gasflaschen auf den Strassen und Trottoirs
-- in Desaguadero herrscht eine Schummel-Schmuggel-Mentalität, das kann man sich kaum vorstellen, wenn man es nicht selber gesehen hat, aber es überleben alle und alle bleiben herzlich und die Zöllner bleiben in ihren Häuschen und sehen "nichts"
-- die Geschäfte und Lokale im peruanischen Teil von Desaguadero waren alle offen ohne Türe und alle froren in der Kälte im kalten Wind auf 3800 Meter über Meer, wirklich ungemütlich
-- es gab massenweise Restaurant-Dreiräder auf der Strasse und Leute, die in viele Pullover, Mäntel, Umhänge und Röcke oder Hosen gehüllt zitternd ihr Abendessen im kalten Wind einnahmen
-- auch das Internetcafé war offen und kalt und man konnte so eigentlich kaum flüssig schreiben
-- und ab 19 Uhr kam dann auch noch der peruanische Diskotheken-Terror auf der Strasse, auch Auto-Discos - in Bolivien gibt es diesen Strassen-Disco-Terror nicht
-- und nebenbei schrien immer die Männer der Kollektivtaxis "Puno Puno Puno", aber niemand stieg ein, weil die Preise scheinbar zu hoch waren

-- und im kleinen Hotel, in dem ich war, waren die Betten plötzlich zu kurz, die Matratze war schlecht, und die vielen Bettdecken (etwa 4 Bettdecken aufeinander) waren wie Beton
-- Heizungen kennen die Peruaner in Desaguadero nicht - nun, dann frieren die Peruaner dort jede Nacht, haben aber auch keine Luftverschmutzung durch Heizungen - und in Bolivien ist es nicht anders...


Desaguadero, bolivianische Seite (September 2011)

Auf den üblichen Landkarten von Peru fehlt der bolivianische Teil der Stadt Desaguadero gänzlich, und das ist schon eine Anmassung. Ohne den bolivianischen Teil von Desaguadero würde das Schmuggelsystem nämlich nicht funktionieren.

Der Grenzübertritt ist ziemlich einfach, mit einem einfachen Formular. Man muss nur die Büros selber finden, wo die Formulare sind und wo gestempelt sind. Dafür muss man unbedingt Spanisch können. Auf der peruanischen Seite sind auch viele Geldwechsler an kleinen Tischen auf der Strasse und Wechselstuben, die den peruanischen Sol in den bolivianischen Bolivar wechseln. Das ist alles kein Problem - nur wenn es regnet, dann haben die Geldwechsler ein grösseres Problem...

Die Grenzbrücke selber ist für Motorfahrzeuge fast immer gesperrt, bzw. es fahren dort eigentlich kaum Autos über die Grenze. Lastwagen habe ich keinen gesehen, der die Grenze überfahren hat.

Dafür gab es in Desaguadero viele Dreirad-Velo-Rikschataxis OHNE Motorantrieb in vielen bunten Farben und mit Shimano-Gangschaltungen. Das war echt beeindruckend und ist eigentlich nachahmenswert für die ganze Welt. Das war das erste Mal, dass ich in Peru Velo-Dreiräder mit Gangschaltung gesehen habe. Es geht also. Irgendein Velomechaniker aus der Schweiz hat hier in Desaguadero (und auch in der Stadt Puno) die Shimano-Schaltung eingeführt, mit einfachen Hebeln, aber es funktioniert. Und so fahren die Dreirad-Velo-Rikschataxis in Desaguadero im Hui und transportieren Waren und Personen in aller Stille ohne jedes Motorgeräusch - ein Genuss.

Im bolivianischen Teil von Desaguadero ist die Hauptstrasse dann gepflegt, der Rest aber ziemlich sich selbst überlassen, mit viel Abfall, ohne Trottoirs, mit Abfall am Seeufer und in der Lagune etc. Ein Fahrer erzählte, dass Desaguadero ein grosses Problem mit einem Bürgermeister hatte, und erst seit Kurzem würde die Qualität in Desaguadero verbessert und z.B. die Trottoirs neu gemacht. Die generelle Abfallreinigung steht der Stadt also noch bevor.


Desaguadero-Tiahuanaco

Wenn man zu Fuss oder mit dem Rikscha-Taxi die Grenze passiert hat, dann fahren einem die Rikscha-Taxis an den Punkt, von wo die öffentlichen Busse oder die Kollektivtaxis in Richtung La Paz fahren. Das kann man in Soles oder in Bolivianos bezahlen, kostet umgerechnet etwa 1 Dollar. Die Fahrt von Desaguadero nach La Paz kostet dann im Sammeltaxi 25 Bolivianos für 100 km. Nun wollte ich aber nur nach Tiahuanaco, eine Strecke von 42 km. Aber der Fahrer wollte denselben Fahrpreis. "Así cobramos" (so kassieren wir) sagte er und kassierte denselben Preis für 40 km, der auch für 100 km Strecke gilt. Eigentümlich - aber sonst hätte er mich stehen lassen und eine Person nach La Paz hätte meinen Platz bekommen. Dabei standen unterwegs viele Leute an der Strasse, die einen weiteren Platz im Kollektivtaxi hätten brauchen können. Das heisst, der Chauffeur des "Colectivo" hat sicher den Platz ab Tiahuanaco wieder besetzen können - und hat so doppeltabkassiert. Scheinbar ist das "bolivianische Freiheit"...


Tiahuanaco und die Ruinen

Die Ankunft im Colectivo war an einer Kreuzung ohne Verpflegungsstand oder Geschäft, dafür mit einem riesigen Denkmal mit Türmen, Gewichten und Ketten. Der Tourist, der die Ruinen von Tiahuanaco besichtigen möchte, muss dann auf ein Combi-Taxi warten, das ihn zu einer weiteren Kreuzung bringt, dieses Mal immerhin mit einem Verpflegungsstand, wo es zu Fuss zu den Ruinen geht. An der Kreuzung liegt Puma Punku vorbei, aber die Touristen werden gezwungen, zuerst ca. 1 km zur Hauptkasse zu wandern, um dort den Eintritt zu kaufen. Vielleicht fehlt hier etwas Organisation. Ein Restaurant an der Kreuzung gibt es nicht, dafür dann aber ein grosses Terrassenrestaurant an der Hauptkasse, in Kombination mit einem kleinen Markt für Kunsthandwerk.

Den Ruinen von Tiahuanaco sind ausserdem zwei Museen angeschlossen. Der Tourist wird gezwungen, für 80 Bolivianos ein Sammelticket für beide Ruinenstätten (Haupttempel und Puma Punku) und Museen zu lösen. Wo das Geld der Touristen schlussendlich hinfliesst, ob es an die ganze Bevölkerung verteilt wird oder nicht, das bleibe dahingestellt.

Wer in Tiahuanaco einen sonnigen Tag erwischt, der sollte unbedingt Sonnencreme und Hut dabeihaben, denn in dieser Höhe auf 3800 M.ü.M. ist der Sonnenbrand ganz schnell.

Zwei Museen in Tiahuanaco

In den beiden Museen von Tiahuanaco war fotografieren streng verboten, was natürlich zur Folge hat, dass diese beiden Museen mit all den archäologischen Schätzen  der Keramiken im bolivianischen Hochland in der Welt nicht sehr bekannt sind und auch weiterhin unbekannt bleiben - weil das die dummen Museumsdirektoren scheinbar so wollen. In einem der beiden Museen waren sowieso nur zwei grosse Objekte ausgestellt, aber ohne Beschriftung. Das heisst, die Bolivianer meinen, die Touristen sollten sich auch noch einen Führer leisten, der dann das erklärt, was nicht geschrieben steht. Es wurde mir auch zweimal eine private Führung angeboten, ich habe dankend abgelehnt. Die beiden Museen waren übrigens von mehr Polizisten geschützt, als es Gäste hatte...

Die Hauptruine von Tiahuanaco

Die Ruinen von Tiahuanaco selbst sind bei trockenem Wetter gut begehbar. Manchmal bleiben aber auch nur schmale, steile Erdwege ohne Geländer, die schon etwas Fitness voraussetzen. Die Treppen waren zum Teil derart abgenutzt, dass es zum Teil verboten war, über gewisse Treppen zu gehen. Man sieht übrigens genau, wo Däniken seine Fotos gemacht hat. Wenn man die Hauptruine mit dem Sonnentor mit seinen präzisen Frisen etc. besucht hat, muss man 1 km  zurückwandern, um zur Kreuzung mit der Ruinenstätte Puma Punku zu gelangen. Hier fehlt also genau das, was es in Desaguadero gibt: Velo-Rikscha-Taxis. Vielleicht kommt jemand auf die Idee, diese Velo-Rikscha-Taxis auch in Tiahuanaco einzuführen, damit auch mehr Leute noch Puma Punku sehen.

Um Puma Punku zu sehen, habe ich den Aufenthalt im Restaurant und im Markt für Kunsthandwerk ausfallen lassen. Nun, die grosse Mehrheit lässt dafür wahrscheinlich Puma Punku ausfallen und geht Speisen und kauft Kunsthandwerk...

Die Ruine von Puma Punku

An der Kreuzung von Puma Punku fehlt wirklich ebenfalls ein Restaurant. Es gibt dort aber nur einen kleinen Verpflegungsstand - immerhin, um Wasser zu kaufen. Die Ruine von Puma Punku ist ein grosses Areal mit einer Hauptruine und mit ein paar "Nebenstätten", die man erst dann entdeckt, wenn man das gesamte Areal durchläuft. Die Hauptruine ist nicht mehr nur ein Trümmerhaufen, sondern die Trümmerteile mit ihren Riesensteinen wurden wieder zusammengesetzt und aufgestellt. Rund um den Thron sind dann die einzelnen, fein gearbeiteten Trümmerteile angeordnet, mit jeder Menge präzis gehauenen Steinen, mit Frieden, Lochverzierungen etc., bei denen man sich eben fragt, mit welchen Werkzeugen die Menschen damals so präzise arbeiten konnten - oder Däniken sagt deswegen mit einiger Berechtigung, die ausserirdischen Götter seien es gewesen.

Zur Zeit meines Besuchs wurde auf dem Areal von Puma Punku auch gegraben. Das heisst, dort ist nur ein Bruchteil entdeckt und es liegen sicher noch 100 Meter Tempel unter der Erde. Die Archäologen bürsten die Erde weg oder graben und sieben die Erde. Dann kommen die Bauersfrauen mit Schubkarren und schaffen die frisch gesiebte Erde weg und verwenden sie auf ihrem Hof. So arbeiten in Puma Punku Archäologen und Bevölkerung Hand in Hand.

Am Ende meines Besuchs von Puma Punku hatte der Zeigefinger meiner linken Hand eine kleine, elektrische Ladung. Sonderbar, bei anderen Ruinenbesuchen hatte ich das nie.


Das Dorf Tiahuanaco

Und dann besuchte ich noch das Dorf Tiahuanaco selbst, das noch einmal einen Kilometer weiter weg lag. Während die Strassen in Tiahuanaco eigentlich kein grosses Problem sind, so überraschte es aber dann doch, dass es im Dorf Tiahuanaco nicht einmal Internet gab. Dafür ist der Zentralplatz mit einem grossen Pavillon gestaltet und mit künstlerischen und geistig anregenden Statuen auf dem Platz. Nun, vielleicht kommt ja auch der Geist einmal so weit, dass das Internet dorthin gelangt...

Auf dem Land ausserhalb des Dorfzentrums von Tiahuanaco fehlen dann wieder - wie in der Provinz Puno in Peru - meistens die Duschen, und das WC ist wieder in einem mobilen WC-Häuschen im Garten oder auf dem Feld, und das ist bei 0 Grad im Winter wirklich nicht das Wahre, aber dafür voll biologisch abbaubar.


Die Rückreise von Tiahuanaco nach Puno

Die Rückreise begann dann im Dorf Tiahuanaco mit einem Combibus, dann musste ich an der Kreuzung mit dem grossen Denkmal lange auf ein nächstes Combi warten, das mich nach Desaguadero zurückfuhr. Der Zollübergang war wieder kein Problem, und es war ca. 17 Uhr und es war wunderbar anzuschauen, wie die Velo-Rikschataxis lautlos aber schnell und effektiv mit Shimano-Gangschaltungen herumfuhren. Da wurden Teppiche, Holz, Gasflaschen oder Menschen transportiert.

Die Reise von Desaguadero nach Puno war dann nur noch Formsache in einem lokalen Bus. Der öffentliche Verkehr auf dieser Strecke ist in einem grossen Chaos. Es herrscht ein grosses Angebot an Kollektivtaxis und Bussen, und die Passagiere wissen nicht, wo sie einsteigen sollen, und wer als Nächstes fährt. Also ist es ein bisschen wie ein Lottospiel beim öffentlichen Verkehr, und mit dem Bus hatte ich dann Glück.

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