Reise Cusco-Puno-Tiahuanaco (September 2011)
Die Busfirma am Terminal von Cusco war "Nuevo Continente".
Generell hat es auf der Strecke von Cusco nach Puno bis an
die bolivianische Grenze nur wenig Passagiere. Die Busse
fuhren alle drei Stunden. Die Bedingungen der Reise waren
wie folgt:
-- der Bus war schon zu Anfang der Reise halb leer und wurde
dann immer leerer
-- Verpflegung im Bus gab es keine, "fliegende Händler" gab
es keine, sondern ein Mittagessen konnte man sich nur an
einem einzigen Zwischenhalt in Ayaviri kaufen
-- generell fehlen in Peru Ortsumfahrungen, aber das ist ja
in ganz Peru so
-- das Fenster war undicht und es tropfte durchs Dach an die
Innenseite des Fensters
-- ab Santa Rosa und vor allem ab Ayaviri war die Strasse
sehr holprig und mit Baustellenstaus, Pannenstreifen oder
Umleitungen gab es keine
-- und wenn der Titicacasee kommt, dann wird der See "immer
länger" und hört nie mehr auf.
Provinz Puno
-- die Dörfer haben jeweils keinen Handyempfang
-- die Häuser auf dem Land haben nur Wasserhahn und das WC
ist im mobilen WC-Häuschen im Garten oder auf dem Feld, und
es ist dann nicht besonders angenehm, im Winter bei 0 Grad
aufs WC zu gehen
-- Duschen haben die Häuser auf dem Land nicht.
Ankunft in Desaguadero an
der peruanisch-bolivianischen Grenze
Nun blieb im Bus noch genau eine Frau als Passagier, die
nach La Paz wollte, und deswegen machte der Busbegleiter
darauf aufmerksam, dass der Bus vielleicht nicht bis La Paz
fahren würde. Was dann passierte weiss ich nicht. Ich nahm
in Desaguadero ein kleines Hotel für die Nacht.
Desaguadero, peruanische Seite (September 2011)
Nun, man muss wissen:
-- es gibt einen peruanischen und einen bolivianischen Teil
der Stadt Desaguadero, und die Landesgrenze ist der Fluss
"Desaguadero"
-- es wehte am Abend im peruanischen Desaguadero ein kalter
Wind
-- da stand im peruanischen Desaguadero eine lange
Lkw-Schlange, die scheinbar auf eine Zollabfertigung wartete
-- im peruanischen Desaguadero lag überall Abfall auf der
Strasse und auf den Trottoirs herum wie in den armen Teilen
von Comas oder Rimac
-- im peruanischen Teil von Desaguadero stank es nach nach
Müll wie in Lima im Bezirk Rimac oder im Bezirk Ate in Lima,
wirklich schlimm, wie ein "Rattenloch"
-- dabei waren die Trottoirs im peruanischen Teil von
Desaguadero auch noch sehr ungemütlich angelegt, mit vielen
Stufen mit allen Höhen und Tiefen, absolut willkürlich und
für Kinderwagen oder Rollstühle absolut unpassierbar.
Und nun kommt der ökonomische Teil von Desaguadero:
-- in der Grenzstadt Desaguadero ist der Benzinschmuggel und
der Gasschmuggel ein Teil der Haupteinnahmequelle der
Familien, man sah zu Dutzenden die Benzinkanister und die
Gasflaschen auf den Strassen und Trottoirs
-- in Desaguadero herrscht eine
Schummel-Schmuggel-Mentalität, das kann man sich kaum
vorstellen, wenn man es nicht selber gesehen hat, aber es
überleben alle und alle bleiben herzlich und die Zöllner
bleiben in ihren Häuschen und sehen "nichts"
-- die Geschäfte und Lokale im peruanischen Teil von
Desaguadero waren alle offen ohne Türe und alle froren in
der Kälte im kalten Wind auf 3800 Meter über Meer, wirklich
ungemütlich
-- es gab massenweise Restaurant-Dreiräder auf der Strasse
und Leute, die in viele Pullover, Mäntel, Umhänge und Röcke
oder Hosen gehüllt zitternd ihr Abendessen im kalten Wind
einnahmen
-- auch das Internetcafé war offen und kalt und man konnte
so eigentlich kaum flüssig schreiben
-- und ab 19 Uhr kam dann auch noch der peruanische
Diskotheken-Terror auf der Strasse, auch Auto-Discos - in
Bolivien gibt es diesen Strassen-Disco-Terror nicht
-- und nebenbei schrien immer die Männer der Kollektivtaxis
"Puno Puno Puno", aber niemand stieg ein, weil die Preise
scheinbar zu hoch waren
-- und im kleinen Hotel, in dem ich war, waren die Betten
plötzlich zu kurz, die Matratze war schlecht, und die vielen
Bettdecken (etwa 4 Bettdecken aufeinander) waren wie Beton
-- Heizungen kennen die Peruaner in Desaguadero nicht - nun,
dann frieren die Peruaner dort jede Nacht, haben aber auch
keine Luftverschmutzung durch Heizungen - und in Bolivien
ist es nicht anders...
Desaguadero, bolivianische Seite (September 2011)
Auf den üblichen Landkarten von Peru fehlt der bolivianische
Teil der Stadt Desaguadero gänzlich, und das ist schon eine
Anmassung. Ohne den bolivianischen Teil von Desaguadero
würde das Schmuggelsystem nämlich nicht funktionieren.
Der Grenzübertritt ist ziemlich einfach, mit einem einfachen
Formular. Man muss nur die Büros selber finden, wo die
Formulare sind und wo gestempelt sind. Dafür muss man
unbedingt Spanisch können. Auf der peruanischen Seite sind
auch viele Geldwechsler an kleinen Tischen auf der Strasse
und Wechselstuben, die den peruanischen Sol in den
bolivianischen Bolivar wechseln. Das ist alles kein Problem
- nur wenn es regnet, dann haben die Geldwechsler ein
grösseres Problem...
Die Grenzbrücke selber ist für Motorfahrzeuge fast immer
gesperrt, bzw. es fahren dort eigentlich kaum Autos über die
Grenze. Lastwagen habe ich keinen gesehen, der die Grenze
überfahren hat.
Dafür gab es in Desaguadero viele Dreirad-Velo-Rikschataxis
OHNE Motorantrieb in vielen bunten Farben und mit
Shimano-Gangschaltungen. Das war echt beeindruckend und ist
eigentlich nachahmenswert für die ganze Welt. Das war das
erste Mal, dass ich in Peru Velo-Dreiräder mit Gangschaltung
gesehen habe. Es geht also. Irgendein Velomechaniker aus der
Schweiz hat hier in Desaguadero (und auch in der Stadt Puno)
die Shimano-Schaltung eingeführt, mit einfachen Hebeln, aber
es funktioniert. Und so fahren die Dreirad-Velo-Rikschataxis
in Desaguadero im Hui und transportieren Waren und Personen
in aller Stille ohne jedes Motorgeräusch - ein Genuss.
Im bolivianischen Teil von Desaguadero ist die Hauptstrasse
dann gepflegt, der Rest aber ziemlich sich selbst
überlassen, mit viel Abfall, ohne Trottoirs, mit Abfall am
Seeufer und in der Lagune etc. Ein Fahrer erzählte, dass
Desaguadero ein grosses Problem mit einem Bürgermeister
hatte, und erst seit Kurzem würde die Qualität in
Desaguadero verbessert und z.B. die Trottoirs neu gemacht.
Die generelle Abfallreinigung steht der Stadt also noch
bevor.
Desaguadero-Tiahuanaco
Wenn man zu Fuss oder mit dem Rikscha-Taxi die Grenze
passiert hat, dann fahren einem die Rikscha-Taxis an den
Punkt, von wo die öffentlichen Busse oder die Kollektivtaxis
in Richtung La Paz fahren. Das kann man in Soles oder in
Bolivianos bezahlen, kostet umgerechnet etwa 1 Dollar. Die
Fahrt von Desaguadero nach La Paz kostet dann im Sammeltaxi
25 Bolivianos für 100 km. Nun wollte ich aber nur nach
Tiahuanaco, eine Strecke von 42 km. Aber der Fahrer wollte
denselben Fahrpreis. "Así cobramos" (so kassieren wir) sagte
er und kassierte denselben Preis für 40 km, der auch für 100
km Strecke gilt. Eigentümlich - aber sonst hätte er mich
stehen lassen und eine Person nach La Paz hätte meinen Platz
bekommen. Dabei standen unterwegs viele Leute an der
Strasse, die einen weiteren Platz im Kollektivtaxi hätten
brauchen können. Das heisst, der Chauffeur des "Colectivo"
hat sicher den Platz ab Tiahuanaco wieder besetzen können -
und hat so doppeltabkassiert. Scheinbar ist das
"bolivianische Freiheit"...
Tiahuanaco und die Ruinen
Die Ankunft im Colectivo war an einer Kreuzung ohne
Verpflegungsstand oder Geschäft, dafür mit einem riesigen
Denkmal mit Türmen, Gewichten und Ketten. Der Tourist, der
die Ruinen von Tiahuanaco besichtigen möchte, muss dann auf
ein Combi-Taxi warten, das ihn zu einer weiteren Kreuzung
bringt, dieses Mal immerhin mit einem Verpflegungsstand, wo
es zu Fuss zu den Ruinen geht. An der Kreuzung liegt Puma
Punku vorbei, aber die Touristen werden gezwungen, zuerst
ca. 1 km zur Hauptkasse zu wandern, um dort den Eintritt zu
kaufen. Vielleicht fehlt hier etwas Organisation. Ein
Restaurant an der Kreuzung gibt es nicht, dafür dann aber
ein grosses Terrassenrestaurant an der Hauptkasse, in
Kombination mit einem kleinen Markt für Kunsthandwerk.
Den Ruinen von Tiahuanaco sind ausserdem zwei Museen
angeschlossen. Der Tourist wird gezwungen, für 80 Bolivianos
ein Sammelticket für beide Ruinenstätten (Haupttempel und
Puma Punku) und Museen zu lösen. Wo das Geld der Touristen
schlussendlich hinfliesst, ob es an die ganze Bevölkerung
verteilt wird oder nicht, das bleibe dahingestellt.
Wer in Tiahuanaco einen sonnigen Tag erwischt, der sollte
unbedingt Sonnencreme und Hut dabeihaben, denn in dieser
Höhe auf 3800 M.ü.M. ist der Sonnenbrand ganz schnell.
Zwei Museen in Tiahuanaco
In den beiden Museen von Tiahuanaco war fotografieren streng
verboten, was natürlich zur Folge hat, dass diese beiden
Museen mit all den archäologischen Schätzen der
Keramiken im bolivianischen Hochland in der Welt nicht sehr
bekannt sind und auch weiterhin unbekannt bleiben - weil das
die dummen Museumsdirektoren scheinbar so wollen. In einem
der beiden Museen waren sowieso nur zwei grosse Objekte
ausgestellt, aber ohne Beschriftung. Das heisst, die
Bolivianer meinen, die Touristen sollten sich auch noch
einen Führer leisten, der dann das erklärt, was nicht
geschrieben steht. Es wurde mir auch zweimal eine private
Führung angeboten, ich habe dankend abgelehnt. Die beiden
Museen waren übrigens von mehr Polizisten geschützt, als es
Gäste hatte...
Die Hauptruine von
Tiahuanaco
Die Ruinen von Tiahuanaco selbst sind bei trockenem Wetter
gut begehbar. Manchmal bleiben aber auch nur schmale, steile
Erdwege ohne Geländer, die schon etwas Fitness voraussetzen.
Die Treppen waren zum Teil derart abgenutzt, dass es zum
Teil verboten war, über gewisse Treppen zu gehen. Man sieht
übrigens genau, wo Däniken seine Fotos gemacht hat. Wenn man
die Hauptruine mit dem Sonnentor mit seinen präzisen Frisen
etc. besucht hat, muss man 1 km zurückwandern, um zur
Kreuzung mit der Ruinenstätte Puma Punku zu gelangen. Hier
fehlt also genau das, was es in Desaguadero gibt:
Velo-Rikscha-Taxis. Vielleicht kommt jemand auf die Idee,
diese Velo-Rikscha-Taxis auch in Tiahuanaco einzuführen,
damit auch mehr Leute noch Puma Punku sehen.
Um Puma Punku zu sehen, habe ich den Aufenthalt im
Restaurant und im Markt für Kunsthandwerk ausfallen lassen.
Nun, die grosse Mehrheit lässt dafür wahrscheinlich Puma
Punku ausfallen und geht Speisen und kauft Kunsthandwerk...
Die Ruine von Puma Punku
An der Kreuzung von Puma Punku fehlt wirklich ebenfalls ein
Restaurant. Es gibt dort aber nur einen kleinen
Verpflegungsstand - immerhin, um Wasser zu kaufen. Die Ruine
von Puma Punku ist ein grosses Areal mit einer Hauptruine
und mit ein paar "Nebenstätten", die man erst dann entdeckt,
wenn man das gesamte Areal durchläuft. Die Hauptruine ist
nicht mehr nur ein Trümmerhaufen, sondern die Trümmerteile
mit ihren Riesensteinen wurden wieder zusammengesetzt und
aufgestellt. Rund um den Thron sind dann die einzelnen, fein
gearbeiteten Trümmerteile angeordnet, mit jeder Menge präzis
gehauenen Steinen, mit Frieden, Lochverzierungen etc., bei
denen man sich eben fragt, mit welchen Werkzeugen die
Menschen damals so präzise arbeiten konnten - oder Däniken
sagt deswegen mit einiger Berechtigung, die ausserirdischen
Götter seien es gewesen.
Zur Zeit meines Besuchs wurde auf dem Areal von Puma Punku
auch gegraben. Das heisst, dort ist nur ein Bruchteil
entdeckt und es liegen sicher noch 100 Meter Tempel unter
der Erde. Die Archäologen bürsten die Erde weg oder graben
und sieben die Erde. Dann kommen die Bauersfrauen mit
Schubkarren und schaffen die frisch gesiebte Erde weg und
verwenden sie auf ihrem Hof. So arbeiten in Puma Punku
Archäologen und Bevölkerung Hand in Hand.
Am Ende meines Besuchs von Puma Punku hatte der Zeigefinger
meiner linken Hand eine kleine, elektrische Ladung.
Sonderbar, bei anderen Ruinenbesuchen hatte ich das nie.
Das Dorf Tiahuanaco
Und dann besuchte ich noch das Dorf Tiahuanaco selbst, das
noch einmal einen Kilometer weiter weg lag. Während die
Strassen in Tiahuanaco eigentlich kein grosses Problem sind,
so überraschte es aber dann doch, dass es im Dorf Tiahuanaco
nicht einmal Internet gab. Dafür ist der Zentralplatz mit
einem grossen Pavillon gestaltet und mit künstlerischen und
geistig anregenden Statuen auf dem Platz. Nun, vielleicht
kommt ja auch der Geist einmal so weit, dass das Internet
dorthin gelangt...
Auf dem Land ausserhalb des Dorfzentrums von Tiahuanaco
fehlen dann wieder - wie in der Provinz Puno in Peru -
meistens die Duschen, und das WC ist wieder in einem mobilen
WC-Häuschen im Garten oder auf dem Feld, und das ist bei 0
Grad im Winter wirklich nicht das Wahre, aber dafür voll
biologisch abbaubar.
Die Rückreise von Tiahuanaco nach Puno
Die Rückreise begann dann im Dorf Tiahuanaco mit einem
Combibus, dann musste ich an der Kreuzung mit dem grossen
Denkmal lange auf ein nächstes Combi warten, das mich nach
Desaguadero zurückfuhr. Der Zollübergang war wieder kein
Problem, und es war ca. 17 Uhr und es war wunderbar
anzuschauen, wie die Velo-Rikschataxis lautlos aber schnell
und effektiv mit Shimano-Gangschaltungen herumfuhren. Da
wurden Teppiche, Holz, Gasflaschen oder Menschen
transportiert.
Die Reise von Desaguadero nach Puno war dann nur noch
Formsache in einem lokalen Bus. Der öffentliche Verkehr auf
dieser Strecke ist in einem grossen Chaos. Es herrscht ein
grosses Angebot an Kollektivtaxis und Bussen, und die
Passagiere wissen nicht, wo sie einsteigen sollen, und wer
als Nächstes fährt. Also ist es ein bisschen wie ein
Lottospiel beim öffentlichen Verkehr, und mit dem Bus hatte
ich dann Glück.